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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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eigentlich mehr ein glucksendes Schmunzeln war, das, wenn auch selten gebraucht, keineswegs eingerostet klang. Der traurige, »armes Ding«-Gesichtsausdruck, wie Citron ihn genannt hatte, war verschwunden und an seine Stelle war ein Strahlen getreten, das an Schönheit nahe herankam.
    Noch mit diesem Lächeln im Gesicht sah sie ihn an und sagte: »Weißt du, was ich früher mal sehr oft getan habe? Ich habe viel gekichert.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Das solltest du dir wieder angewöhnen.«
    Das Lächeln verschwand, wenn auch langsam, als sie wieder nach der Speisekarte griff und sie studierte. »Vielleicht tue ich das«, sagte sie, blickte auf, lächelte wieder und fragte: »Spricht was dagegen, daß ich die Seezunge nehme?«
    Die Seezunge war ausgezeichnet, wie auch Citrons Steak, und gemeinsam leerten sie anderthalb Flaschen Wein. Als der Kaffee kam, lehnte sie einen Brandy ab und neigte sich, nackte, sonnenbraune Ellbogen auf dem Tisch, Citron entgegen. Der Wein oder vielleicht der Abend hatten ihrem Gesicht eine kräftigere Farbe verliehen, die eher ein Leuchten als Röte war. Auch in ihren Augen glänzte etwas, entweder Vergnügen oder Erregung oder womöglich Erwartung. Citron spürte, daß es auch alle drei Dinge auf einmal sein könnten.
    »Kann ich über etwas mit dir sprechen?« fragte sie. »Etwas, worüber ich vielleicht schon früher mit dir hätte reden sollen.«
    »Klar.«
    »Es ist wegen gestern abend, als du mit den Blumen gekommen bist und diese beiden Männer da waren.« Sie ließ eine Pause eintreten. »Kann ich darüber mit dir sprechen?«
    »Ich wüßte nicht, was dagegen spricht – wenn du es möchtest.«
    »Also, sie kamen vom Strand über den Balkon herauf und durch die Schiebetür herein. Sie hatten diese Taucheranzüge an und trugen Masken und hatten natürlich die Waffe. Aber sie sagten überhaupt nichts.«
    »Gar nichts?«
    »Zu mir nicht – nicht ein Wort. Der eine richtete die Waffe auf mich und der andere sah nur auf seine Uhr, wie, also, du weißt schon, so als ob er auf jemand warte.«
    »Dann klopfte ich.«
    Sie nickte. »Dann hast du geklopft und kamst herein und hast mit den Blumen nach ihnen geworfen. Sie hätten dich erschießen können.«
    »Ich weiß.«
    »Aber das haben sie nicht getan. Alles, was sie taten, war, daß sie verschwanden. Dann bekam ich es wirklich mit der Angst, und du warst so großartig und alles und ich sagte einfach überhaupt nichts über die beiden, nur – du weißt schon – ich wartete auf dich. Ich meine, also, ich hätte, oder hätte ich nicht? – etwas sagen sollen?«
    Citron lächelte. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht. Aber andererseits, vielleicht auch nicht.«
    »Na ja, jetzt hab ich was gesagt. Ist damit alles in Ordnung?«
    »Damit ist alles perfekt«, log Citron und versuchte zu erkennen, was es war, was das kalte Prickeln hinten in seinem Nacken verursachte. Ungewißheit, fragte er sich, Beklemmung? Dann erkannte er, daß es keines von beiden war. Es war etwas viel Einfacheres, viel Elementareres, und so vertraut, daß Citron es beinahe mit einem Hallo begrüßte. Es war Angst.

20
    Zwei Männer von Bekins Möbelspedition waren erforderlich, um das Ding die Treppe hinauf und in Haeres riesiges Zimmer zu bringen. Die beiden Männer, gereizt, weil sie so spät noch arbeiten mußten, waren inzwischen gegangen, durch zwei Zwanzigdollarnoten besänftigt, die ihnen der weißhaarige Mann in dem Achthundertdollaranzug in die Hände gedrückt hatte, der jetzt dabeistand und mit breitem Grinsen beobachtete, wie Draper Haere langsam um den über zwei Meter hohen Garderobenständer herumschritt.
    Er war aus schwarzem Kirschbaum gefertigt, mit zwei tiefen gußeisernen Schalen als Gewichten am Fuß, in die die Spitzen nasser Regenschirme zum Abtropfen gestellt werden konnten. Zwei schräg vorstehende, geschwungene Arme aus Schmiedeeisen dienten als Halter für die Schirme. Der Hauptteil, ausladend und kunstvoll mit Schnitzereien verziert, trug einen ovalen Spiegel. Rings um den Spiegel waren sechs vorstehende Arme aus gedrehten Eisenstäben angeordnet, die in Porzellanköpfen endeten, an denen Mäntel und Hüte aufgehängt werden konnten. Es war ein imposantes, ja sogar dominierendes, absolut häßliches Möbelstück, und Draper Haere fand es einfach prachtvoll.
    Haere umkreiste den Garderobenständer noch zweimal, ehe er sich dann an den weißhaarigen Mann wandte. »Wo hast du das nur ausgegraben?« fragte er.
    »Draußen in

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