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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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ich habe geweint«, antwortete er. »Ich bin ziemlich sicher, daß ich geweint habe.«
    »Hast du das oft getan? Geweint, meine ich.«
    »Nein«, sagte Citron. »Nur dieses eine Mal.«
    Annähernd eine Minute lang fuhren sie schweigend weiter, bis sie das Schweigen mit der Frage brach: »Hat er irgend etwas von mir gesagt?«
    »Dein Vater?«
    Velveta Keats nickte, während sie geradeaus vor sich hinstarrte, die Kiefer zusammengebissen, die Hände fest um das Lenkrad gekrampft. Ihre plötzliche Anspannung war fast fühlbar, und Citron glaubte zuerst, es wäre, weil sie sich vor dem Wagen fürchtete, aber dann erkannte er, daß sie als Fahrerin nicht gut genug war, um sich davor zu fürchten, dieses Auto zu fahren. Was sie wirklich fürchtete, war seine Antwort. Er antwortete vorsichtig.
    »Wir haben ziemlich viel von dir gesprochen, dein Vater und ich.«
    »Er hat dir gesagt, daß ich das von Cash und mir alles erfunden hätte, du weißt schon, daß wir zusammen ins Bett gegangen sind.«
    »Er sagte mir, dein Bruder wäre gestorben, als du sieben und er, glaube ich, neun Jahre alt war.«
    »Mein alter Herr«, erwiderte sie langsam und wählte jedes Wort sorgfältig, »ist ein beschissener Lügner.«
    »Ich verstehe.«
    »Jimmy – ich hab dir von ihm erzählt – daß er mein Mann gewesen ist?«
    »Richtig. Maneras, so hieß er doch. Jaime Maneras, der, dessen Familie die ganze Milch in Kuba gehörte.«
    Mit einem zustimmenden Nicken sagte sie: »Also, es war genauso, wie ich es dir erzählt habe. Jimmy hat uns im Bett erwischt und Cash erschossen. Mit einer Pistole. Dann brachte Papa Jimmy um oder ließ ihn umbringen, nehme ich an, und mich schoben sie hierher ab, um die Witwe zu spielen.«
    »Wann war das alles?« fragte Citron. »Das hast du mir, glaube ich, nicht gesagt.«
    »Vergangenes Frühjahr. Im Juni. Anfang Juni.«
    »Hast du je einen Mann namens Maneras gekannt, dessen Vorname mit R anfing?«
    Sie schüttelte nur kurz und scharf den Kopf. »Der einzige andere Maneras, den ich je gekannt habe, war Jimmys Bruder Bobby.«
    »Roberto vielleicht?«
    Sie wandte die Augen von der Straße ab und blickte ihn an. »Ja, das könnte sein richtiger Name sein, oder nicht? Aber niemand, den ich kannte, hat ihn je so genannt. Alle nannten ihn immer Bobby.«
    »Was hat Bobby gemacht?«
    »In Koks hat er gemacht, mit Jimmy und Papa. Das habe ich dir doch alles erzählt, oder nicht?«
    »Nicht von Bobby.«
    »Er war älter als Jimmy. Vielleicht fünf oder sechs Jahre.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Vermutlich in Miami. Jedenfalls war er da, als ich zum letzten Mal etwas über ihn hörte. Warum?«
    »Jemand erwähnte mir gegenüber seinen Namen.«
    »Papa?«
    »Nein, der nicht.«
    »Hat er, Papa, meine ich, hat er, also, hat er etwas über mich gesagt – überhaupt irgend etwas?«
    »Er hat gesagt, ich soll dich von ihm grüßen.« Citron machte eine kurze Pause, ehe er sich entschloß, die beiläufige Bemerkung ihres Vaters über seine exilierte Tochter etwas auszuschmücken. »Ich soll dich herzlich grüßen.«
    Wieder drehte Velveta Keats sich zu ihm und starrte ihn an. Ihr Ton und ihr Gesicht verrieten Unglauben. »Hat er das wirklich gesagt?«
    »Paß auf die Straße auf«, sagte Citron und fügte hinzu: »Das hat er wirklich gesagt.«
     
    Sie aßen im vorderen Speiseraum bei Vickie’s, wie der Name eines teuren Restaurants am Südrand von Santa Monica lautete. Die Speisekarte rühmte in kleinem Kursivdruck, daß Vickie’s nach der viktorianischen Villa benannt war, die das Lokal beherbergte, ein 1910 errichtetes Haus mit sechzehn Zimmern, das 1977 mit peinlicher Sorgfalt von Boyle Heights in Los Angeles auf sein gegenwärtiges Grundstück verlegt worden war, wo man es, der Notiz in kursiv zufolge, »liebevoll restauriert« hatte.
    Das alles las Velveta Keats Citron vor, während sie darauf warteten, daß der Kellner wiederkäme, um ihre Bestellung aufzunehmen.
    »Wenn es 1910 gebaut worden ist«, sagte Velveta Keats, »kann es wirklich nicht viktorianisch sein, oder? Sie ist doch schon viel früher gestorben. Königin Victoria, meine ich.«
    »1901, glaube ich.«
    »Dann ist es doch Edwardisch. Und statt Vickie’s sollten sie es Eddies nennen, oder?«
    Velveta Keats’ schüchterner Versuch in Humor, der erste, an den Citron sich erinnerte, verwandelte sie. Sie lächelte breit, und ihre Augen schlossen sich halb zu schmalen Bögen, durch die so etwas wie listige Fröhlichkeit funkelte. Sie lachte sogar, obwohl es

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