Teufels Küche
und Gläsern. Über die Schulter zurück, fragte er Yarn: »Was willst du haben? Scotch?«
»Scotch.«
»Gladys?«
»Nichts«, antwortete sie.
Tighe mixte die zwei Drinks, drehte sich um und reichte das eine Glas Yarn. Gladys Citron ging zu den Ohrensesseln hinüber, zögerte kurz und setzte sich dann in den, in dem Drew Meade gestorben war. Sie trug ein langes, elegantes Kleid aus dunkelblauer Seide. Es paßte gut zu ihrem Haar. Sie lehnte den Kopf gegen die Lehne zurück, schloß die Augen und sagte herausfordernd: »Nun?«
Tighe setzte sich in den Sessel ihr gegenüber, trank einen Schluck aus seinem Glas. Yarn blieb stehen, schlürfte von seinem Scotch und sagte: »Das gefällt mir, Gladys, wie du es dir in dem Sessel von dem alten Drew bequem machst.«
»Es ist mein Sessel«, sagte sie mit noch geschlossenen Augen. »Er ist nur darin gestorben.«
»Nun ja, es ist etwa so gelaufen, wie wir es uns gedacht hatten«, sagte Tighe. »Sie haben ihn in Culver City abgeladen.«
»Und?«
»Sie haben die Karte gefunden.«
»Bist du sicher?« fragte sie.
»Jedenfalls war sie fort.«
»Ich möchte wissen, wer«, sagte Tighe. Yarn sah ihn fragend an. »Wer was?«
»Sie gefunden hat.«
»Haere. Ich würde sagen, Haere.«
»Warum?«
»Ich weiß nicht«, sagte Yarn. »Vielleicht weil er der Gerissenere der beiden ist.«
Gladys Citron öffnete die Augen. »Ich will nicht, daß ihm was passiert.«
Tighe sah sie lächelnd an. »Daran hättest du früher denken sollen, Gladys.«
»Er ist und bleibt mein Sohn. Sie dürfen ihm nichts tun.«
»Wir werden sie darauf aufmerksam machen, nicht wahr?« sagte Tighe zu Yarn.
Yarn nickte grinsend. »Vielleicht können wir ihm ein Schild um den Hals hängen Vorsicht! Zerbrechlich!‹. Etwas in der Art.«
Gladys Citron beugte sich in ihrem Sessel vor. Als sie sprach, war ihr Ton überraschend sanft, aber ihr Blick war hart und fest. »Ich brauche wohl nicht deutlicher zu werden.«
Tighe leerte sein Glas. »Ganz gewiß nicht, Gladys. Du spielst Mommy – vielleicht vierzig Jahre zu spät, aber du spielst sie sehr gut. Eines mußt du allerdings begreifen. Wenn es dazu kommt, zwischen deinem Sohn und uns zu wählen, und ich spreche von uns allen, dann muß eine harte Entscheidung getroffen werden. Ich meine folgendes, wenn es darum geht, wir oder er, für wen entscheiden wir uns dann?«
Gladys Citron lehnte sich wieder zurück und schloß die Augen. »Ich habe eine Migräne«, sagte sie. »Warum geht ihr zwei jetzt nicht irgendwohin spielen.«
»Für wen, Gladys?« fragte Yarn.
»Dazu braucht es nicht zu kommen«, antwortete sie mit immer noch geschlossenen Augen.
»Aber wenn es dazu kommt?«
Sie öffnete die Augen und starrte zur Decke hinauf. »Er war ein sehr hübsches Baby. Eins der hübschesten, die ich je gesehen habe. Aber andererseits war ich nie eine besonders gute Mutter.«
»Er war aber auch nie ein besonders guter Sohn, oder?« hielt ihr Yarn entgegen.
Es dauerte einige Augenblicke, ehe Gladys Citron antwortete, den Blick immer noch starr zur Decke gerichtet. »Nein«, sagte sie, »kein besonders guter.«
Sie fuhren in Velveta Keats stumpfgelbem Porsche 911, den sie zu ihrem dreißigsten Geburtstag geschenkt bekommen hatte, zu dem Restaurant in Santa Monica.
»Ich bin an diesem Tag nur heruntergegangen, um nach der Post zu sehen«, erklärte sie Morgan Citron, »und im Briefkasten fand ich die Schlüssel mit einem Kärtchen ›Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, mein Schatz, und liebe Grüße – Mama‹. Aber natürlich hat Papa ihn ausgesucht und besorgt und all das.«
Sie war keine gute Fahrerin. An der Kreuzung Pacific Coast Highway und Topanga Canyon fuhr sie bei Rot über die Ampel und entging knapp dem Zusammenstoß mit einem Pickup, auf dessen Ladefläche zwei große braune Hunde standen. Die Hunde bellten wütend, als sie rechts gerade noch an ihnen vorbeikam. Citron schloß automatisch die Augen und öffnete sie erst wieder, als er sicher war, daß keine Gefahr mehr bestand. »Wann war das?« fragte er.
»Mein Geburtstag? Im August, am neunten August genau. Es war mein dreißigster. Was hast du für ein Gefühl gehabt, als du dreißig wurdest?«
»Weiß ich nicht mehr«, sagte er. »Ein Tag wie jeder andere.«
»Und wie war’s bei vierzig?«
»Vierzig? Also, das war nicht so besonders.«
»Wo warst du da?«
»Im Gefängnis. In Afrika.«
»Und was hast du getan?«
»An meinem vierzigsten Geburtstag?«
»Hmm.«
»Ich glaube,
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