Teufels Küche
sorgfältig angepflanzt worden waren, um die Abzweigung der Seitenstraße zu verdecken, die sich als nicht viel mehr als ein Feldweg erwies.
Citron setzte ein Stück zurück und lenkte den Ford langsam zwischen den breitblättrigen Pflanzen hindurch, die laut scharrend an den Seiten des Wagens entlangstreiften. Nachdem er 1,3 Kilometer weit auf dem holprigen Weg weitergefahren war, hielt er an und stellte den Motor ab.
Er beobachtete den einarmigen Mann, der hinter einem dichten Gebüsch auftauchte, das nach Citrons Meinung aus Kaffeesträuchern bestand. Der Mann war ziemlich groß, mindestens einsachtzig, und dünn. Ihm fehlte der rechte Arm. Der Stumpf ragte aus dem Ärmel eines sauberen blauen T-Shirts heraus. In der linken Hand hielt der Mann eine Schußwaffe. Citron erkannte, daß es ein Revolver war. Vor den Augen trug der Mann eine dunkle Fliegerbrille mit goldfarbenem Gestell. Er hatte ein schmales Gesicht mit einem grimmigen Mund, und Citron hielt ihn für Mitte dreißig. Unter dem sauberen T-Shirt trug er eine weiße Hose aus grobem Leinen, die entweder von Lehm oder Öl verschmiert war.
Der Mann kam langsam auf den Fiesta zu. Seine Waffe war nicht auf Citron gerichtet, sondern eher auf das Auto, als ob der Mann bereit wäre, den Wagen zu töten, falls er eine plötzliche Bewegung machen sollte. Als der Mann die Tür auf der rechten Seite erreichte, schob er den Revolver hinter den Gürtel und öffnete mit seiner linken Hand die Tür. Er zog die Waffe wieder heraus, stieg in den Wagen und sah Citron an.
»Sie sind Citron?« fragte der Mann auf spanisch.
»Ja.«
»Ich bin Mr. X.« Diesmal sprach er das X in akzentuiertem Englisch aus.
»Gut.«
»Wir warten.«
»Worauf?«
»Um zu sehen, ob Sie verfolgt worden sind.«
»Ich verstehe.«
Sie warteten fünf Minuten schweigend. Citron empfand es als geruhsames Warten, ohne Druck oder Spannung. Es war, fand er, ähnlich wie das Warten mit einem alten, beunruhigten Freund. Citron hatte in dieser Weise oft mit anderen Mr. Eckys in anderen Ländern gewartet, bis sie sich entschließen konnten, von ihren Hoffnungen und Befürchtungen zu sprechen. Schließlich brach der einarmige Mann das Schweigen mit der Bemerkung: »Sie sprechen sehr gut Spanisch.«
»Vielen Dank.«
»Ihr Freund, Mr. Haere«, sagte er und sprach das Haere »Haähry« aus, »er spricht nicht so gut Spanisch.«
»Nein, ich glaube nicht.«
Wieder folgte eine Schweigepause, die diesmal eine volle Minute dauerte. »Darum habe ich Sie angerufen.«
»Wegen meines Spanischs?«
»Ja. Mein Englisch ist nicht sehr gut.«
»Aus welchem Grund haben Sie noch angerufen?«
»Das wissen Sie nicht?«
»Nicht genau.«
Mr. Eckys lächelte, ohne seine Zähne zu entblößen. Es war ein flüchtiges Lächeln, beinahe matt. »Angenommen, ich sagte, ich wäre ein Bandit und daß wir beabsichtigten, Sie festzuhalten und ein Lösegeld für Sie zu fordern.«
»Viel Glück.«
»Wollen Sie damit sagen, es gäbe niemand, der für Ihre sichere Rückkehr bezahlen würde?«
»Genau das. Nicht einen.«
»Sind Sie selbst ein armer Mann?«
»Ein sehr armer Mann.«
»Aber Sie tragen eine kostbare Uhr.«
»Ein Geschenk.«
»Von einem reichen Freund vielleicht?«
»Von meiner Mutter.«
»Dann ist Ihre Mutter doch bestimmt sehr reich und würde für die Befreiung ihres Sohnes gut bezahlen.«
»Ich fürchte, daß Sie meine Mutter falsch einschätzen.«
Mr. Eckys drehte sich auf seinem Platz etwas und hob den Revolver, so daß er jetzt auf Citron gerichtet war. »Ich werde die Uhr an mich nehmen.«
Citron zuckte mit den Achseln. »Sie können sie haben«, sagte er und begann, sie von seinem Handgelenk zu streifen.
»Behalten Sie sie«, sagte Mr. Eckys. »Es war nur ein Test. Ein reicher Mann hätte gezögert, ein armer nicht.«
»Warum nicht?«
Mr. Eckys runzelte die Stirn, als ob er über die Frage nachdenke. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er schließlich, »aber es ist wahr. Vielleicht weil die Armen nichts zu verlieren haben als ihr Leben.«
»Ich sehe, daß Sie viel und gründlich nachgedacht haben«, sagte Citron.
»Ich denke hier«, antwortete Mr. Eckys und klopfte sich mit der Revolvermündung auf das Herz. »Sie können den Motor wieder anlassen.«
Citron nickte und drehte den Zündschlüssel. »Wo fahren wir hin?«
»Zwei Kilometer weiter.«
»Und dann?«
»Dann werde ich Ihnen zeigen, wo es gewesen ist.«
»Was?«
Mr. Eckys lächelte. Diesmal zeigte er eine Reihe großer,
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