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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Nadelstreifenanzug, sein weißes Hemd und eine blau und rot gestreifte Krawatte. Haere überquerte schnell die breite Avenue und ging auf den Marinesoldaten zu, der hinter dem offensichtlich verschlossenen Tor aus dicken Stahlstangen wartete. In seinem blauen Anzug und seinen glänzenden schwarzen Schuhen war Haere sich bewußt, wie er auf den Marineposten wirken mußte: wie die gute alte Zeit.
    Als er das Tor erreichte, starrte er durch die Gitterstangen auf das Gebäude der Botschaft. Er ignorierte den Marine, einen zweiundzwanzig- oder dreiundzwanzigjährigen Corporal mit einem Streifen auf dem Ärmel, dem handgeschnitzten Gesicht eines mexikanischen Indios und überraschend hellgrauen Augen, die für dieses Gesicht viel zu alt waren.
    Der Marine ließ eine Minute verstreichen, ehe er sagte: »Ja, Sir. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Haere, der immer noch das Botschaftsgebäude anstarrte, fragte: »Ist da drinnen schon jemand auf und zu sprechen?«
    »Ja, Sir. Alle.«
    »Ich möchte jemanden sprechen, der für verschwundene oder verirrte amerikanische Bürger zuständig ist.«
    »Männlich oder weiblich?«
    »Warum?«
    »Nun ja, Sir, im allgemeinen übernimmt Miss Steadman es, nach verschwundenen Ehefrauen zu forschen. Sie kommen hier herunter, die Ehefrauen, treffen einen Burschen mit richtig weißen Zähnen und einem Hemd, das ihm bis hierher offensteht, und ja, Sir, dann geht es ihnen so, verstehen Sie? Wie Sie schon sagten, sie gehen verloren oder sie verirren sich.«
    »Und Miss Steadman forscht nach ihnen?«
    »Ja, Sir.«
    »Wer forscht nach Leuten, die aus dem Flugzeug steigen und von Polizisten abgeführt werden?«
    Der Marine schloß das Tor auf und schob es zur Seite. »Das wäre Mr. Merry, wie in Merry Christmas.«
    »Und was macht Mr. Merry?« fragte Haere, sobald er durch das Tor gekommen war und der Marine es wieder abgeschlossen hatte.
    »Er ist Berater.«
    »Und wen berät er?«
    Der Marine lächelte beinahe. »Leute, die in Schwierigkeiten sind.«
     
    Nachdem Haere mit dem Marine-Sergeant bei der Anmeldung gesprochen hatte und als Besucher eingetragen worden war, wartete er eine oder zwei Minuten, bis eine braunhaarige Frau um die Dreißig erschien, ihn flüchtig musterte, sich als Mrs. Crane vorstellte und ihn bat, bitte mit ihr zu kommen. Er folgte ihr durch einen Gang, eine Treppe hinauf, durch einen weiteren Gang und durch eine Tür in ein Vorzimmer mit einem kleinen Schreibtisch, auf dem ein Schild mit ihrem Namen stand. Sie klopfte an eine geschlossene Tür, öffnete sie und sagte: »Mr. Haere ist da«, trat beiseite und wies Haere an hineinzugehen.
    Der Mann, der sich hinter dem fast leeren Metallschreibtisch erhob, trug ein Leinenjackett, eine Krawatte und ein Lächeln. Es war eines dieser breiten, weißen, fast blendenden Lächeln, das auf der Stelle Argwohn erregt. Haere bemerkte, daß die blauen Augen über dem Lächeln auch zu lächeln schienen, vielleicht sogar zu grinsen, obwohl sich das bei all den vielen Fältchen schwer entscheiden ließ.
    Der Mann mit dem Lächeln streckte eine Hand aus, während er sich über den Schreibtisch beugte, und sagte: »Ich bin Don Merry, Mr. Haere.«
    Haere schüttelte Merrys Hand. Merry zeigte auf einen Stuhl, setzte sich wieder, lächelte weiter und sagte: »Nun, wie kann ich Ihnen helfen.«
    »Ich bin gestern abend mit dem Flugzeug aus Houston angekommen.«
    Merry nickte.
    »Ich habe in der Maschine einen Doktor kennengelernt, einen Arzt namens Blaine. James G. Blaine.«
    Merry lachte verhalten. »Aus Maine?«
    »Aus Kansas. Er ist hierhergekommen, um eine Klinik für die Freunde, die Quäker, zu übernehmen.«
    Wieder nickte Merry. »Die Klinik von Joe Rice.«
    »Er erwähnte Rice. Er sagte, sie wären alte Freunde, daß aber Rice verschwunden sei.«
    Das Lächeln verschwand, und Merry wurde ernst, sagte aber nichts.
    »In der Maschine waren nur fünf Passagiere«, fuhr Haere fort. »Dr. Blaine war der zweite, der ausstieg. Er wurde festgenommen, als er unten an der Rampe ankam, und von vier Männern abgeführt, die wie Polizisten aussahen.« Haere machte eine Pause. »Ich denke, Sie sollten das wissen. Ich möchte hinzufügen, daß ich es in höchstem Maße beunruhigend finde, daß ein amerikanischer Missionsarzt von der Polizei in dem Augenblick abgeführt wird, in dem er aus dem Flugzeug steigt. Außerordentlich beunruhigend.« Haere, der sich selbst zugehört hatte, war mit dem Grad seiner Empörung fast zufrieden.
    »Entschuldigen

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