Teufels Küche
nickte. »Eine Landebahn«, sagte er.
»Genau das.« Mr. Eckys deutete auf die Bäume. »Meine Leute waren dort versteckt. Der Lastwagen der Gringos stand dort drüben.« Er deutete auf das ferne Ende der Landebahn.
»Welcher Lastwagen?«
»Der Lastwagen mit dem Kokain.«
»Ich verstehe.«
»Das Flugzeug kam so.« Mr. Eckys beschrieb mit seiner einen Hand, wie das Flugzeug eingeflogen war. »Es war eine alte Maschine mit zwei Motoren. Ein Fabrikat der Douglas Company.«
»Eine DC 3.«
»Ja. Ich glaube, das war sie. Sie rollte auf den Lastwagen mit dem Kokain zu. Ein Dutzend Gringos, alle bewaffnet, stiegen aus dem Flugzeug aus und brachten Koffer mit. Die Koffer enthielten das Geld. Das Kokain war in Fässern verpackt.«
»In Fässern?«
»In Ölfässern.«
»Wie viel war es denn?«
»Kokain? Eine Tonne, glaube ich. Mindestens eine Tonne. Vielleicht zwei.«
»Und weiter.«
»Während die Fässer in das alte Flugzeug verladen wurden, wurde das Geld gezählt. Es war soviel Geld, daß sie es auf einer Spezialwaage abwogen. Dann versuchten die Gringos, die mit dem Flugzeug und dem Geld eingeflogen waren, die Gringos mit dem Kokain festzunehmen.«
»Festzunehmen?«
»Ja.«
»Und was geschah dann?«
»Die Gringos, die das Kokain gebracht hatten, weigerten sich, sich festnehmen zu lassen. Damit begann die Schießerei. Vier der Drogenkäufer wurden getötet und fünf der Drogenverkäufer. Es war großartig. Der Pilot der alten Maschine geriet in Panik. Er ließ die Motoren an. Die Drogenkäufer, die noch am Leben waren, rannten zu der Maschine und kletterten an Bord. Die Drogenverkäufer schossen weiter auf die Maschine, als sie sich in die Luft erhob. Es war ein herrlicher Anblick. Überall tote Gringos.«
»Was wurde aus dem Geld?«
»Ach ja, das. Es wurde auf den Lastwagen verladen. Die übriggebliebenen Gringos fuhren fort und ließen ihre Toten zurück. Einige meiner Leute folgten natürlich dem Lastwagen. Er fuhr direkt zum Präsidentenpalast, in dem schon damals kein Präsident mehr residierte, sondern der Unterdrücker Carrasco-Cortes. Inzwischen begruben wir die toten Gringos, aber erst haben wir sie fotografiert und uns dann an unsere kubanischen Freunde gewandt.«
»Um die Toten zu identifizieren?« fragte Citron.
»Ja.«
»Wer waren sie?«
»In dem Gefecht wurden neun getötet. Fünf waren von der CIA.«
»Und die vier anderen?«
Mr. Eckys lächelte. »Die waren vom FBI.«
30
Schweigend bahnten Citron und Mr. Eckys sich ihren Weg durch das Baumdickicht zu der holprigen Fahrspur zurück. Als sie dort ankamen, wandte Citron sich an den Einarmigen. »Sie sagten, die Kubaner hätten sie identifiziert – die Toten.«
»Ja. Wir nahmen Kontakt mit ihnen auf, und sie schickten uns einen Agenten.«
»Aus Havanna?«
Mr. Eckys sah Citron mitleidig an. »Aus Havanna? Ganz bestimmt nicht. Aus Miami.«
»Ja«, sagte Citron. »Natürlich.«
»Ein merkwürdiger Mann für einen Geheimagenten.«
»Wieso das?«
»Er trank. Er erlaubte sich Übergriffe gegenüber unseren Frauen. Er prahlte damit, wie reich seine Familie gewesen war, ehe Fidel aus den Bergen kam.«
»Hatte er einen Namen?«
Mr. Eckys zuckte mit den Achseln. »Er hatte viele Namen und verschiedene Pässe. Venezolanische, chilenische, amerikanische. Zuerst mißtrauten wir ihm. Er wirkte auf uns nicht sehr glaubwürdig. Aber er war gerissen. Wir machten ihn betrunken und setzten eine unserer geschicktesten Frauen auf ihn an, aber er verriet sich nicht. Alles, worüber er mit unseren Frauen sprechen wollte, waren die alten Zeiten in Havanna, als seine Familie die ganze Milch in Kuba besaß. Jedenfalls behauptete er das. Auf jeden Fall vertrauten wir ihm die Fotos von den neun toten Gringos an. Eine Woche später schickte er uns durch einen Chefsteward der Tucaereo, der einer unserer Sympathisanten ist, ihre Namen und ihre Personalien.« Mr. Eckys sah Citron mißtrauisch an. »Warum lächeln Sie?«
»Entschuldigung«, sagte Citron. »Es war mir nicht bewußt.«
»Es war kein freundliches Lächeln.«
»Tut mir leid.«
»Ich nehme an, daß Sie die Liste haben wollen.«
»Sehr gern.«
»Kann Mr. Haere mit der Liste die faschistische Regierung in Washington stürzen?«
»Er kann es nur versuchen, aber ich versichere Ihnen, daß er den brennenden Wunsch hat, es zu tun.«
»Und die neue Regierung – würde sie unsere Generäle weniger stark unterstützen?«
»Wer könnte das versprechen? Aber ich sehe keinen Grund, warum es
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