Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
dass eine Hand nicht weiß, was die andere tut.« Sie stöhnte und strich sich augenrollend eine Strähne aus der Stirn.
»Soso, wir raufen uns also zusammen«, schmunzelte Brandt. »Bin ich so anstrengend?«
»Geht schon«, zwinkerte Durant zurück.
»Na danke. Sie sind aber auch nicht ohne.«
»Was hat dieser V-Mann denn erzählt?«, erkundigte sich die Kommissarin, wieder ernst.
»Er hat mir ein paar Namen genannt, die wir aus der Ermittlung raushalten sollen. Außerdem soll dieser Wehner, zumindest vorläufig, beider Morde beschuldigt werden.«
»Wieso das denn? War er es denn?«, fragte Julia irritiert.
»Nur in einem Fall bisher«, verneinte Brandt. »Ich habe Ihrem Kollegen Hellmer vorhin die Information gegeben, dass er bei der Vernehmung Wehners bei Bedarf gerne verlauten lassen darf, dass es neben Ihrem noch einen weiteren Zeugen gibt. Nicht mehr als das, aber wir werden vermutlich jeden Trumpf brauchen, um etwas aus ihm herauszubekommen. Was den zweiten Mord betrifft, so liegen die Dinge folgendermaßen: Es geht um den Frieden zwischen den beiden Clubs. Wenn Wehner beider Morde schuldig gesprochen wird, gäbe es seitens der Rocker wohl keinen Grund, einen Bandenkrieg zu entfachen, in dem es weitaus mehr Opfer geben könnte.«
»Hm. Klingt mir nach einem faulen Handel«, murmelte Julia Durant unschlüssig. »Ist durch einen Bandenkrieg auch die Identität dieses Informanten gefährdet?«
»Möglich ist vieles.« Brandt zuckte mit den Achseln. »Allerdings scheint Chris durch die jüngsten Ereignisse wohl in der Hierarchie nach oben gestiegen zu sein. Diesen Eigennutz kann ich nicht leugnen.«
»Und da sprechen Sie bei meinem Zeugen von einem Pakt mit dem Teufel«, sagte die Kommissarin nachdenklich. »Ein solcher Deal, nur um ein größeres Übel zu verhindern, würde bedeuten, dass wir einen Mörder davonkommen lassen. Mindestens einen«, fügte sie hinzu, »denn an dieser Inszenierung auf der Brücke waren zweifelsohne mehrere Personen beteiligt.«
»Aus diesem Grund wollte ich ja mit Ihnen vertraulich sprechen«, entgegnete Brandt leise. »Denn mir passt das aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht. Erstens hintergehe ich Elvira, zweitens ist es das, was Sie sagen, nämlich ein Teufelspakt, und drittens stammt der Kontakt zu dem V-Mann von einem ehemaligen Kollegen beim K 11, der sich nicht immer durch lautere Methoden hervorgetan hat. Sie verstehen?«
»Ein korrupter Kollege?« Julia neigte argwöhnisch den Kopf.
»Ein latent gewaltbereiter Kollege«, brachte Brandt es auf den Punkt. »Zugegeben, es ist lange her, aber Menschen ändern sich nicht. Jedenfalls nicht grundlegend.«
»Hm. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als mit dem LKA und Frau Klein in Verbindung zu treten«, schloss Julia Durant. »Oder zumindest müssen wir Berger und Ihren Chef mit ins Boot holen. Sonst wächst uns diese Sache über den Kopf.«
»Das sehe ich mittlerweile genauso«, murmelte Brandt. »Lassen Sie uns gleich für morgen früh einen Termin machen«, er sah auf seine Uhr, »oder besser gleich heute?«
»Nein, morgen genügt wohl.«
Das war Peter Brandt nur recht. Ihm gefiel der Gedanke an ihre Reaktion überhaupt nicht, aber er würde Elvira noch heute Abend ins Vertrauen ziehen. Besser so, als sie morgen früh vor vollendete Tatsachen zu stellen, dachte er und seufzte leise.
»Alles okay?«, fragte Julia mit besorgter Miene.
»Ja«, kam es sofort von Brandt zurück, dann aber korrigierte er sich selbst. »Nein. Es ist nicht okay. Ich habe vorhin mit Elvira gegessen, sie hat quasi darauf bestanden, denn immerhin habe ich ihr versichert, sie auf dem Laufenden zu halten.«
»Und?«
»Sie erinnern sich vielleicht, dass wir beide früher nicht gerade gut aufeinander zu sprechen waren«, begann Brandt umständlich.
Julia musste grinsen. »Nein, in der Tat. Sie waren wie Hund und Katze, wobei ich mir nicht sicher bin, wer von Ihnen dabei welche Rolle gespielt hat.«
»Es ist mir todernst, Frau Durant«, erwiderte Brandt. »Ich möchte nicht mein Seelenleben vor Ihnen ausbreiten, aber als ich in Elviras Büro saß und gewisse Informationen für mich behalten musste, hat es mich beinahe zerrissen. Ich lüge meiner Partnerin ins Gesicht, verstehen Sie das? Der Job endet nach Feierabend, eine Partnerschaft nicht. Je früher ich das wieder bereinigen kann, umso besser.«
Im Vernehmungszimmer befragten Frank Hellmer und Peter Kullmer kurze Zeit später Lutz Wehner, wobei Kullmer sich im Hintergrund hielt.
Weitere Kostenlose Bücher