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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Gefühl, denn sie hatte momentan tatsächlich nicht die geringste Kapazität für das, was sie bei ihrer Kollegin vermutete. Ihr Verdacht bestätigte sich sofort, als Sabine weitersprach: »Verstehe, sorry. Ich wollte nur schnell Bescheid geben, dass ihr den Rest des Tages nicht mit mir rechnen dürft. Mama«, sie schluckte schwer. »Ach, ruf mich einfach an, wenn du ein wenig Luft hast.«
    »In Ordnung«, versprach Julia zerknirscht, denn sie wollte Sabine nicht einfach so abwiegeln. »Ich melde mich, versprochen. Tut mir leid, dass es gerade nicht geht.«
    Sie beendete das Telefonat und warf Brandt einen vielsagenden Blick zu. Dieser nickte nur schweigend.
    »Konzentrieren wir uns erst mal auf Boeckler«, sagte die Kommissarin und fuhr los. An der Ausfahrt des Präsidiums verlangsamte sie den Peugeot, suchte den Schleifpunkt der Kupplung, während sie den Verkehr prüfte, und bog anschließend rechts ab in Richtung Adickesallee.
    Den dunklen Wagen, der sich langsam aus einer Parklücke schälte und ihnen folgte, nahm sie in dem belebten Verkehr auf einer der Hauptschlagadern der Stadt nicht wahr.
    Donnerstag, 14:07 Uhr
    D urant und Brandt vom K 11 in Frankfurt und Offenbach«, stellte die Kommissarin sich und ihren Kollegen den beiden zivilen Beamten vor, die sie im Inneren eines hohen Flures einer alten Villa empfingen. Der größere von ihnen, ein bulliger, kurzgeschorener Typ mit grimmigem Blick, nahm die Ausweise an sich und betrachtete sie genau. Der andere, einen Kopf kleiner und damit auf Augenhöhe der beiden Kommissare, hatte strohblondes Haar und dazu rehbraune Augen und weiche Gesichtszüge. Er musterte sie mit geneigtem Kopf, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Okay«, sagte der Hüne mit kehliger Stimme, »gehen wir.«
    »Wie viele Beamte sind zu Boecklers Schutz abgestellt?«, erkundigte sich Julia, während sie eine knarrende Treppe hinaufstiegen.
    »Momentan wir beide«, kam es zurück, »aber der Personenschutz beschränkt sich in der Regel auf einen Mann, der draußen postiert ist. Wenn Sie mich fragen«, er hielt kurz inne, drehte sich um und sprach mit gesenkter Stimme weiter, »ist das Ganze eine Farce.«
    »Weshalb?«, fragte Brandt.
    »Weil der Club, gegen den Boeckler aussagt, ein völlig überschätzter Verein ist, nichts für ungut. Der Präsident macht sich auf Staatskosten ein angenehmes Leben, die Anklagen gegen ihn werden weitestgehend reduziert, doch am Ende wird es nichts bringen. Sie sind doch der Offenbacher?« Er nickte Brandt zu.
    »Ja.«
    »Dann frage ich Sie: Wenn Sie eine Bande dingfest machen, deren Aktivitäten sich um Waffen-, Drogen- oder Menschenhandel drehen, was passiert im Anschluss?«
    »Falsche Abteilung, ich bin bei der Mordkommission«, warf Brandt ein, obwohl er sich denken konnte, worauf das Gespräch hinauslief.
    »Macht nichts, dazu braucht man kein Polizist zu sein«, sagte der andere. »Ich sag’s Ihnen: Das Netzwerk bleibt bestehen, und ein anderer übernimmt die Kontrolle, so einfach ist das. Das war in Frankfurt so, das läuft in allen anderen Großstädten ähnlich, egal, ob es nun um Rocker oder Russenmafia geht. Unsere Häuptlinge streben ein Clubverbot an, na wunderbar, der Kopf der Bande steigt aus, der Vize ist tot, und die Frankfurter lachen sich ins Fäustchen. Seit Boecklers Abtauchen gab es nicht eine einzige verdächtige Bewegung vor dem Haus. Warum auch? Keiner wird den Abgang der Mogin Outlaws bedauern, der ganze Zeugenschutz ist ein einziger Witz.«
    »Harte Worte«, kommentierte Julia den Monolog, in dessen Verlauf sich der Beamte zunehmend echauffiert hatte.
    »Harte Tatsachen«, knurrte er dann, »aber was bringt’s uns, darüber zu jammern. Weshalb sind Sie eigentlich hier?«
    »Nutzloses Insiderwissen«, erwiderte Durant trocken, und Brandt grinste hinter vorgehaltener Hand.

    Ruben Boeckler war unrasiert, eins fünfundsiebzig groß und brachte schätzungsweise zwei Zentner auf die Waage. Er trug ein weißes T-Shirt mit dem ausgeblichenen Emblem des Hard Rock Café Berlin, darüber eine Jeansjacke mit abgetrennten Ärmeln, von deren Nähten helle Fransen baumelten. Außer einem silbergrauen Metallbutton waren weder Aufnäher noch Schmuck angebracht. Die Unterarme waren tätowiert, und in beiden Ohrläppchen waren schwarze Flesh Tunnels angebracht, runde Piercings von etwa einem Zentimeter Durchmesser, in deren Mitte ein Loch klaffte. Über den beiden buschigen Augenbrauen thronte eine glänzende, flaumlose Glatze. Alles in allem entsprach

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