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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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er dem typischen Bild eines Motorradrockers, wie Julia im Stillen konstatierte, obgleich sie es sich längst abgewöhnt hatte, Menschen in Schubladen zu kategorisieren. Aber manchmal …
    »Ich rede nicht mit herkömmlichen Bullen«, polterte Boecklers Stimme unwirsch, und seine Miene verfinsterte sich.
    »Herkömmlich im Sinne von …«, erwiderte Brandt sogleich.
    »Bullen halt.« Boeckler winkte verächtlich ab. »Zu viele schwarze Schafe.«
    »Deshalb haben Sie sich also ans LKA gewandt, wie?«, fragte Durant.
    »Wiesbaden ist halt nicht Offenbach.«
    »Dem habe ich nichts entgegenzusetzen«, erwiderte Brandt. »Aber wir sind auch nicht hergekommen, um Ihnen ans Bein zu pinkeln, nur weil Sie der Drahtzieher einer kriminellen Vereinigung waren. Wir interessieren uns für Einzelfälle, genauer gesagt für zwei Tötungsdelikte. Alles andere können Sie weiterhin mit dem LKA ausmachen.«
    »Von Morden weiß ich nichts.«
    »Na, jetzt machen Sie aber mal halblang«, gab Brandt mit erhobener Stimme zurück. »Der Vize geht drauf und beinahe zeitgleich der Boss Ihrer Erzfeinde – und davon wollen Sie nichts mitbekommen haben?«
    »Erzfeinde? Dass ich nicht lache. Woher haben Sie das denn?«, schnaubte Boeckler.
    »Wie würden Sie es bezeichnen?«
    »Die Sache zwischen Matty und Hanno war in erster Linie persönlich. Spätestens, seit die Black Wheels durch ihr Verbot aufgelöst waren, herrschte Funkstille.«
    »Da haben wir anderes gehört. Bitte erzählen Sie uns das etwas detaillierter«, warf Julia Durant interessiert ein. Langsam, sehr langsam, schien sich die Atmosphäre im Raum ein wenig zu entspannen.
    »Was gibt’s da groß zu erzählen? Matty gründet seinen eigenen M.C. und nimmt eine Handvoll guter Männer mit. Mich zum Beispiel«, er grinste breit, »aber das ist auch etwas Persönliches. Ich habe nichts gegen Hanno, hatte ich nie, doch dieser Wehner … ein Kotzbrocken, wie er im Buche steht. Egal. Hanno wettert natürlich gegen Matty, neben dem Verrat an die Bullen gibt es nichts Schlimmeres, als abtrünnig zu werden und sich abzuspalten. Doch der Main zieht eine natürliche Grenze, an die man sich mit der Zeit hält. Außer ein paar üblen Schlägereien zwischen Clubmitgliedern hat es nie größere Aktionen gegeben, schon gar keine gezielten Angriffe auf Einzelpersonen. Das muss man Hanno zugutehalten, niemand in der Szene hätte es ihm übelgenommen, wenn er ein Kopfgeld auf Matty ausgesetzt hätte. Wir ticken da anders, aber das könnt ihr Bullen nicht verstehen. Das kann keiner.«
    »Was ist mit Wehner und Kohlberger?«, fragte Durant.
    »Eine Hassliebe«, lachte Boeckler abfällig. »Matty war weiß Gott kein Ehrenmann, jedenfalls nicht so sehr wie Hanno. Aber er stand loyal zum Club und loyal zu seiner Schwester. Es hat ihn übel angepisst, dass Lutz seine Schwester fickt, aber was sollte er machen? Als Lutz in den Bau ging und sie diesen Doktor geheiratet hat, war er heilfroh, doch das wusste Lutz ja wieder auseinanderzubringen. Sie mussten sich arrangieren, Familie gegen Club, aber Wehner war auf unserer Seite des Mains nicht gerne gesehen. Hat er sich auch nur selten getraut, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Wer, glauben Sie, hat Grabowski und Kohlberger ermordet?«
    »Ich war’s jedenfalls nicht. Fragen Sie meine Wachhunde«, erwiderte Boeckler und deutete in Richtung Tür.
    »Deshalb sind wir nicht hier«, erwiderte Brandt. »Fragen wir so: Wer hatte ein Motiv?«
    »Hanno oder Matty?«
    »Fangen wir bei Kohlberger an.«
    »Hm, da fällt mir keines ein. Matty ist mein Nachfolger, er hat von meinem Verschwinden unterm Strich profitiert«, überlegte Boeckler laut und rieb sich das von dunklen Stoppeln überwucherte Kinn.
    »Könnte er geahnt haben, dass Sie wohlauf sind?«
    »Wohlauf nennen Sie das?« Boeckler klang empört. Er stand auf, lief einmal quer durch den Raum, die Blicke der beiden Kommissare folgten ihm. Schmale Rundbogenfenster, zwei Rosetten aus Stuck an der vier Meter hohen Decke. Lange Kabel hingen daraus herab, an denen Glühlampenfassungen mit Energiesparbirnen angebracht waren. Die Glasscheiben waren dumpf, man blickte hinab in einen verwilderten Garten, an Mobiliar gab es neben einer Sitzecke und einem Fernseher kaum etwas. Eine offen stehende Tür führte in einen Nebenraum, wo ein Tisch und ein Bett zu erkennen waren.
    »Es ist ein Käfig, nicht einmal ein goldener, denn in dieser Bruchbude funktioniert überhaupt nichts«, erläuterte Boeckler, noch immer aufgebracht,

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