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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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abgedunkelten Lampen hauste und seit Tagen weder ihre Kleidung gewechselt noch die Toilettenspülung betätigt hatte.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Julia leise.
    »Das Übliche«, erwiderte Schreck sarkastisch, dann sprach er in besorgtem Tonfall weiter: »Zumindest behauptet Sabine das. Aber ich glaube, sie ist drauf und dran zu resignieren. Lange geht das nicht mehr gut.«
    »Soll ich mit ihr reden?«
    »Versuchen Sie’s mal. Aber seien Sie nicht allzu schockiert, sie sieht total fertig aus.«
    »Was ist mit ihrer Mutter?«
    »Krankenhaus«, antwortete Schreck knapp. »Sie hat sich von vergammelten Vorräten ernährt, wie immer, wenn sie sich tagelang einschließt. Schimmliger Toast, abgelaufene Wurst, sie muss sich den Magen verdorben haben, überall war Erbrochenes. Deshalb haben die Sanitäter sie auch mitgenommen.«

    Sabine kauerte auf einem Tritthocker zwischen einem Wäscheberg und der weit geöffneten Balkontür und blickte ins Leere. Ihre Augen waren verquollen. Als sie Julia erblickte, vergrub sie schluchzend den Kopf zwischen den Händen. Julia näherte sich bedächtig, um nicht irgendwo hängenzubleiben oder draufzutreten, denn das Zimmer war völlig überfüllt mit Pappkartons, Kleidung und allem möglichen Kitsch. Sie trat hinter ihre Kollegin, legte ihr sanft den Arm um die Schulter und schwieg. Irgendwann, es mochten eine Minute oder auch zwei vergangen sein, von Michael Schreck war außer einem entfernten Rascheln und Klappern nichts zu hören und zu sehen, hob Sabine den Kopf aus der Versenkung.
    »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte sie mit belegter Stimme.
    »Tut mir leid, dass es erst jetzt ging«, gab Julia zurück.
    »Macht doch nichts. Hast du etwas erreichen können?«
    »Der Fall ist jetzt nicht so wichtig.«
    »Doch«, widersprach Sabine kehlig und richtete sich auf. Sie schneuzte ihre Nase und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, dann funkelte sie Julia an. »Der Fall ist immer wichtig, das ist es ja, und trotzdem bekommt jeder sein Leben drum herum irgendwie in den Griff. Nur ich nicht …«
    »Ach, Sabine«, erwiderte Julia, noch etwas überfahren von dem plötzlichen Stimmungswechsel, und wollte gerade weitersprechen, als Sabine fortfuhr: »Doch, doch, da gibt’s auch nichts dran zu rütteln. Selbst Peter und Doris mit ihrem Kleinkind scheinen flexibler zu sein als ich.«
    »Weil sie einen Babysitter und eine gute Krippe haben«, warf Julia ein.
    »Schade, dass es das nicht für Erwachsene gibt«, knurrte Sabine und deutete in die Wohnung hinein. »Sieh dich doch nur mal um«, seufzte sie dann.
    »Eben«, nickte die Kommissarin. »Du darfst deine Situation nicht mit anderen vergleichen.«
    »Das macht’s nicht gerade besser«, entgegnete Sabine kleinlaut.
    »Soll es auch nicht. Aber der Job ist nicht daran schuld. Jede andere Tätigkeit von acht bis siebzehn Uhr wäre da genauso ungünstig. Und für die Erkrankung deiner Mutter kannst du schließlich nichts. Das sind zwei verschiedene Baustellen, vergiss das bitte nicht.«
    »Für mich ist das eine Baustelle zu viel«, murmelte Sabine. »Es wird von Mal zu Mal schlimmer, jetzt haben sie sie sogar wegen einer Lebensmittelvergiftung mitnehmen müssen.« Ein schwerer Seufzer entfuhr ihrer Kehle, und sie stützte sich auf das Balkongeländer und betrachtete nachdenklich die Straße und die umliegenden Häuser.
    »Julia«, fügte sie schließlich tonlos, aber bestimmt hinzu, »ich weiß nicht, wie lange ich noch die Kraft habe, das alles durchzustehen.«
    Donnerstag, 20:38 Uhr
    F ür Ruben Boeckler endete ein weiterer sinnloser Tag, obgleich sich im Gegensatz zu den meisten anderen Tagen heute wenigstens etwas Außergewöhnliches ereignet hatte. Der Besuch der Kriminalkommissare war völlig unerwartet geschehen, ohne Vorankündigung, so wie die meisten Kontakte, die er hatte. Niemand schien es für nötig zu halten, ihm Bescheid zu geben, warum auch? Er fristete seine Tage in einer hundert Jahre alten, heruntergekommenen Bruchbude, notdürftig instand gesetzt, damit das denkmalgeschützte Gerippe nicht verfiel, und offenbar gerade richtig, um einem unter Personenschutz stehenden Mann Asyl zu gewähren, bis eine endgültige Bleibe gefunden war.
    Nach dem Gespräch hatte er sich auf das fleckige Sofa gelegt, den Fernseher eingeschaltet und sich durch das Nachmittagsprogramm gezappt. Sozialschmarotzer und Inzest, klassische Nachmittagsthemen der privaten Sender, und eine Talkshow, in der eine verzweifelte

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