Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
hervorstechenden Augen – etwas zu groß im Verhältnis zu der spitzen Nase, von der markante Falten hinab zu seinem Mund liefen – hatten noch immer diesen bohrenden Blick. Glotzaugen, kam Brandt es in den Sinn, wie ein Fisch, so zumindest hatte er dessen Gesichtsausdruck seinerzeit insgeheim bezeichnet. Doch er war erleichtert, dass Greulich ihm offenbar keine Steine in den Weg legen wollte. »Für mich ist’s auch okay, aber ich muss sagen, ich bin heute früh trotzdem erschrocken, als Bernie mir ausgerechnet Ihren Namen präsentiert hat.«
»Ging mir nicht anders«, grinste Greulich.
»Dann legen wir mal los, ich habe nachher noch einen Termin.«
Das war nicht einmal gelogen, in etwa einer Stunde wollte Peter Brandt sich mit seinen Frankfurter Kollegen im dortigen Präsidium treffen, um das weitere Vorgehen zu planen. Ein Telefonat mit Julia Durant hatte ihn unter anderem darüber informiert, dass aus einem toten Motorradfahrer mittlerweile zwei geworden waren. Höchste Zeit also für Ergebnisse.
Greulich klang völlig entspannt, als er fragte: »Was wollen Sie wissen?«
»Eigentlich alles«, gestand Brandt ein. Vielleicht würde es ja tatsächlich gesittet zugehen zwischen ihnen, denn er hatte weder Lust noch Kraft für internes Gerangel. »Was wichtig ist oder nicht«, fuhr er fort, »kann ich leider noch nicht beurteilen. Beginnen wir doch mal mit unserem Toten, Martin Kohlberger. Darüber wurden Sie ja sicher bereits informiert.«
»Klar«, nickte Greulich, »immerhin war er in unserer Ecke der Mann, wenn es um die kriminellen Machenschaften seines Clubs ging.«
»Ohne jemals dafür belangt zu werden, nehme ich an«, ergänzte Brandt. »Aber das ist ja überall so, die Chefs kommen immer fein raus am Ende.«
»Wie man’s nimmt. Matty war ja nur der Vizechef.«
»Ernsthaft? Ich hätte schwören können, dass er der Obermacker war. Sein Konterfei tauchte doch immer auf, wenn es um den Club ging.«
»Na ja«, erwiderte Greulich mit einem Schulterzucken, »so ein König sitzt halt auf ’nem wackeligen Thron. Aber es stimmt ja auch zum Teil, denn Ruben Boeckler, der eigentliche Präsident des Clubs, ist weg. Spurlos verschwunden, dürfte etwa ein halbes Jahr her sein, ich schätze, er hat sich entweder in die Südsee abgesetzt oder er liegt irgendwo am Kinzigbogen in einem der Fundamente. Das Gelände vom Gleisbauhof, na, Sie wissen schon.«
»Echt? Ach so ein Quatsch, das glaube ich nicht.« Brandt kratzte sich am Kinn, die unrasierten Stoppeln schabten an seinem Daumen.
»Ich würd’s nicht von der Hand weisen, aber Fakt ist, dass Matty seitdem das Sagen hat.«
»Hatte«, korrigierte Peter.
»Stimmt«, grinste Greulich. »Matty kontrollierte indirekt zwei dieser Spielhöllen, wie sie jetzt überall zu finden sind. Er hat außerdem einige Mädchen am Laufen, wobei der Club sich offiziell aus Prostitution raushält.«
»Zwischen offiziell und der Realität liegen aber Welten, nehme ich an?«
»Na ja, es gibt natürlich Hinweise darauf, dass Mitglieder sich als Zuhälter verdingen. Aber ich schätze, dass man aufgrund der zahlreichen Clubverbote quer durchs Land, bei denen illegale Prostitution immer eine Rolle spielt, vorsichtig geworden ist. Mattys Verein geht da subtiler vor, das sind keine Hohlköpfe, auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht annehmen mag. Einige von denen haben eine Inkassoagentur, nach außen hin blütenweiß, aber jeder von uns weiß, dass dort und in den Casinos Geld gewaschen wird. Schutzgeld, Drogengeld, suchen Sie sich was aus. Nur zu gerne würd ich denen mal auf die Füße treten oder einen davon einkassieren und ihn ein wenig triezen.« Greulich seufzte, und Peter fragte sich, ob dieser nun eine Reaktion von ihm erwartete. Die Erinnerung an den körperlichen Übergriff bei einer Vernehmung hatte wohl keiner von beiden vergessen. Auch Jahre später packte Brandt bei diesem Gedanken noch der Ekel, aber wie musste es erst für Greulich sein? Wer einmal eine Grenze überschritten hatte, einmal Blut geleckt …
»Aber bis es so weit kommt«, fuhr sein Gegenüber derweil fort, »bauen die ihr Netzwerk ungehindert weiter aus. Sie werden sehen, durch Mattys Tod wird alles noch viel komplizierter.«
»Müssen Sie ihn eigentlich die ganze Zeit über Matty nennen?«, fragte Brandt stirnrunzelnd. »Er ist doch kein Schoßhündchen oder Schuljunge.«
»Glauben Sie mir, das assoziiert in den einschlägigen Kreisen auch niemand mit diesem Namen«, gab Greulich
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