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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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versuchen Sie’s, ein paar Namen könnte ich Ihnen da organisieren. Einer davon wäre wohl Hanno Grabowski.«
    »Johannes Grabowski?«, rief Brandt wie von einer Tarantel gebissen aus und schüttelte anschließend verzweifelt den Kopf.
    »Ja, wieso, was ist los?«
    »Was los ist? Ich sag’s Ihnen«, keuchte Brandt. »Grabowski wurde heute Nacht erschossen.«
    Montag, 12:00 Uhr
    D as schrille, durchdringende Piepen und die gleichzeitige Vibration des Akkus zerrissen die verzerrten Traumbilder. Benommen tasteten seine schmerzenden Finger entlang des Oberkörpers, dann hinab auf die Matratze und stießen wenige Zentimeter später an eine hölzerne Kommode.
    »Scheiße«, lallte er mit schwerer Zunge. Das Handy thronte offenbar oben auf der Platte, er konnte es von seiner auf dem Boden liegenden Bettstatt nicht greifen. Höhnisch fiepte und brummte es weiter und beraubte ihn seines Schlafes, den er so dringend nötig gehabt hätte. Es war deutlich nach fünf Uhr früh gewesen, und das die zweite Nacht in Folge. Immerhin war er keine zwanzig mehr. Doch es half alles nichts, trotz seines Dämmerzustands wusste er nur allzu gut, dass der Handyalarm nicht einfach aufhören würde. Er hatte ihn selbst so programmiert, mit dem ekligsten Piepton und der lautesten Vibration. Der übliche angenehme Singsang, wenn ein Anruf kam und der Refrain von Paul Simons ›You can call me Al‹ gespielt wurde, hätte es nicht zuverlässig vermocht, ihn aus dem Vollrausch zu erwecken, sei er nur durch Alkohol oder härteren Stoff herbeigeführt.
    Al, wie er seit Jahren gerufen wurde – daher auch der markante Klingelton –, nahm alle Kraft zusammen und stemmte sich nach oben. Eine Weile verharrend, musterte er den ihn umgebenden Raum, ein enges Zimmer, in dem es säuerlich nach Erbrochenem stank. Drei weitere Matratzen lagen auf dem Boden, auf einer ruhte der nackte Körper eines blutjungen Mädchens mit kindhaften Gesichtszügen. Sie war vermutlich keine achtzehn, vielleicht nicht mal sechzehn, dachte Al, und wirkte wie eine Leiche. Neben ihrem Kopf befand sich Erbrochenes, doch der Brustkorb unter den bloß daliegenden, apfelsinengroßen Brüsten hob und senkte sich langsam, aber regelmäßig. Verdammtes Komasaufen, dachte Al, dann endlich bekam er sein Handy zu fassen und schaltete den nervigen Apparat auf lautlos.
    »12 Uhr«, mahnte das Display. Es war nicht nötig, weitere Details in dem elektronischen Kalender zu hinterlegen.
    »Um zwölf Uhr ist der halbe Tag rum, wer bis dahin nicht ausgepennt hat, ist fürs Scheißhaus zuständig.«
    Diese Maxime war ungeschriebenes Gesetz im Clubhaus, und wer hier nur ein einziges Mal eine Nacht durchgesoffen und sich vollgedröhnt hatte, wusste, dass die Kloräume und der dorthin führende Gang der widerlichste Ort auf Erden war. Besonders, wenn man selbst noch halb betrunken und jede Minute kurz vorm Übergeben war.
    Al zog einen fleckigen Kolter zwischen den herumliegenden Kleidungsstücken hervor und warf diesen über das Mädchen, die seine Geste nur mit einem kurzen Zucken der Nase bedachte. Ihr Kopf war nach außen geneigt, keine Gefahr also, an Erbrochenem zu ersticken, wie Al im Stillen dachte, während er in seine schwarzgraue Lederhose stieg.
    Habe ich sie etwa gebumst?, überlegte er dann und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, wie die vergangene Nacht zu Ende gegangen war. Die letzte Erinnerung war, dass er an beiden Armen ein Mädchen hängen gehabt hatte, aber selbst dieses Bild, so angenehm es auch sein mochte, war nur äußerst blass. Und wennschon, dachte Al mürrisch, Scheiße, dann änderst du’s jetzt auch nicht mehr. Verdammt. Die Kleine könnte vom Alter her meine Tochter sein.
    Er schob den Gedanken beiseite und griff nach seinen Motorradstiefeln. Ächzend zog er die langen Schäfte über die Fersen, danach richtete er sich auf und warf einen Blick in den schief hängenden, in den Ecken matt angelaufenen Spiegel, dessen Oberseite ein orange-schwarzes Harley-Davidson-Logo zierte. Das Gesicht, in das er blickte, sah müde aus, tiefe Furchen durchschnitten es, und überall breiteten sich grauschwarze Bartstoppeln aus. Ansonsten war der Kopf kahl, und selbst die Augenbrauen waren licht. Ein schwerer, silbern glänzender Ohrring in Form eines Totenkopfs mit großen, dunklen Augenhöhlen baumelte an seinem Ohrläppchen und lenkte den Blick des Betrachters ab von den grauen Augen, die auf unheimliche Art und Weise denen eines Wolfes ähnelten.
    Schweren Schrittes

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