Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Kommissar, als er den Wagen startete.
»Wie? Ach nein«, erwiderte Julia fahrig. »Bei uns geht’s immer etwas chaotisch zu, aber auch locker. Das zweite Gespräch mit der Kühne habe ich ebenfalls mit einer anderen Partnerin geführt. Es kommt immer auf die Situation an, wer weiß, wie viele Halbstarke da rumlungern, wo die beiden Jungs jetzt hinfahren. Da kann ich getrost drauf verzichten.«
»Sie und Hellmer stehen sich aber schon recht nahe, oder?«
»Klar«, lächelte Julia. »So viele Jahre, das schweißt zusammen.«
»Hm.«
»Wenn Frank nicht mehr dabei wäre …«
Plötzlich wurde der Kommissarin klar, in welche Richtung sich das Gespräch bewegt hatte, und sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. »Entschuldigung«, sagte sie hastig, »das war nicht pietätlos gemeint. Der Verlust Ihrer Partnerin …«
»Schon gut«, wehrte Brandt ab. »Ich hatte überhaupt nicht darauf abgezielt. Aber mir gefällt Ihr Umgang miteinander, auch wenn ich es kaum glauben kann, dass eine Beziehung wie zwischen Kullmer und Seidel tatsächlich funktionieren kann.«
»Na ja, sie haben sogar eine Tochter hinbekommen«, lächelte Julia, erleichtert, dass die Konversation sich so schnell wieder entspannt hatte. »Und Sie haben schließlich auch im eigenen Revier gejagt, wenn man’s genau nimmt.«
»Sogar zwei Mal. Aber lassen wir’s gut sein. Vielleicht findet sich auch in Offenbach wieder ein Team zusammen, was so gut eingespielt ist wie das Ihre.«
»Wer weiß?«, neckte Julia. »Wenn unsere Präsidien schlussendlich doch noch zu einem fusionieren, gehören Sie bald enger dazu, als Ihnen lieb sein dürfte.«
»Im Leben nicht!«, widersprach Brandt energisch. »Die Strukturreform ist purer Blödsinn, und das wissen die Verantwortlichen hoffentlich auch. Aber falls es in ferner Zukunft tatsächlich dazu kommen sollte, meinetwegen, dann habe ich längst den Hut genommen. Das erlebe ich in meiner Laufbahn jedenfalls nicht mehr. Sie hingegen …« Er wandte sich seiner Beifahrerin zu und musterte sie prüfend.
»Ich auch nicht, ganz gewiss nicht«, gab Julia mit wippendem Zeigefinger zurück. »Dafür mahlen die Mühlen viel zu langsam.«
»Nun ja«, schmunzelte Brandt, »ein Mann sollte so etwas zwar nicht tun, aber darf ich Sie fragen, wie alt Sie jetzt sind? Schon vierzig?«
»Schlechter Versuch«, gab Julia zurück. »Vierzig war ich schon bei unserem letzten Fall, und zwar dicke. Die nächste Null kommt nächstes Jahr.«
»Fünfzig, echt?« Brandt wirkte tatsächlich ungläubig, und Julia kam nicht umhin, sich geschmeichelt zu fühlen.
»Ja, und manchmal fühle ich mich auch so, egal, was Sie nun an charmanten Sprüchen auf Lager haben«, seufzte die Kommissarin.
»Ich sag ja gar nichts mehr«, grinste er, und Julia Durant schaute schweigend aus dem Fenster. Die schmutzigen Fassaden der Häuserblocks zogen an ihr vorbei, auf dem Gehsteig eilten Menschen. Die Sonne hatte sich eine freie Stelle zwischen den Wolken erkämpft, doch die Stadt strahlte heute dennoch etwas Fahles, Trostloses aus. Schwere, feuchte und von Abgasen gesättigte Luft, die nicht besser wurde, je tiefer der Alfa in die Innenstadt steuerte. Die Heizung im Wageninneren war nur auf geringer Stufe eingestellt, und auch aus dem Gebläse drang nur ein sanfter Luftstrom. Trotzdem stieg Hitze in ihr auf, und die Kommissarin räkelte sich beklommen unter ihrem Anschnallgurt.
Du wirst doch nicht etwa Hitzewallungen kriegen?, fragte sie sich argwöhnisch, und dieser Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht.
Montag, 14:17 Uhr
H ast du keine Angst um deine Karre?«, erkundigte sich Peter Kullmer, als Frank mit einem Daumendruck die Zentralverriegelung des Porsche aktivierte.
»Nicht mehr als sonst«, sagte dieser und warf den Kopf nach hinten. »Das Porsche-Zentrum ist doch gleich um die Ecke, daneben BMW und Audi. Auch wenn man’s der Gegend weiß Gott nicht ansieht, aber teure Autos kurven hier reichlich herum.«
»Wenn du meinst.«
»Jedenfalls steh ich lieber hier in einer Parkbucht, als diesen Typen direkt aufs Gelände zu fahren«, ergänzte Hellmer mit einem Grinsen und deutete mit dem Zeigefinger quer über die Straße.
»Da stimme ich dir wiederum zu«, grinste Kullmer.
Zwischen dem Ostbahnhof, dem alten Gelände der Großmarkthalle und den Hafenanlagen waren allerlei heruntergekommene Bauten vorzufinden, die in deutlichem Kontrast zu den protzigen Fassaden der Hanauer Landstraße standen. Viele Gelände waren verlassen,
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