Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
welches ihn zwischen Kragen und Helmpolster vor Zugluft schützte, und schloss anschließend sein Visier. Mit offenem Helm fahren war nichts für ihn. Und das lag nicht nur an der Temperatur. Er kannte genügend Fälle von zerschmetterten Kieferpartien, die selbst der beste Zahnchirurg nicht mehr rekonstruieren konnte. Was die Jungs dort drinnen, hinter ihm, machten, war Al völlig egal. Sollten sie sich um den nächsten Baum wickeln mit ihren Boliden. Clubanwärter gab es wie Sand am Meer. Aber seine persönliche Sicherheit würde er niemals aufs Spiel setzen; noch nicht jedenfalls.
Der elektrische Anlasser heulte auf, und kurz darauf erdröhnte der hubraumstarke Motor von Als Chopper. Dicke Rauchschwaden stoben aus dem chromglänzenden Doppelauspuff, als er zweimal kräftig am Gas drehte. Zufrieden lächelnd kuppelte er mit dem linken Fuß krachend in den ersten Gang und fuhr Sekunden später vom Gelände der Mogin Outlaws in Richtung Norden.
Montag, 13:20 Uhr
P olizeipräsidium Frankfurt, Konferenzzimmer.
Berger, Kullmer und Seidel saßen an einem der rautenförmigen Tische, die in dem modernen Raum in die verschiedensten Formationen gerückt werden konnten. Der Presse präsentierte man diesen Konferenzsaal gerne, dabei bot der hochmoderne Gebäudekomplex noch deutlich spannendere Räume. Das Kriminalmuseum beispielsweise oder die moderne Abteilung für Computerforensik. Julia Durant, die soeben in den Raum trat und am Mülleimer ein mit Salami und Käse belegtes Brot auspackte, ließ ihren Blick wandern. Wie so vieles in dieser Etage war der Saal für ihren Geschmack zu steril, er hatte keinen Charme. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass das gesamte Präsidium noch viel zu jung war. Das alte Polizeipräsidium in der Nähe des Hauptbahnhofs, das war etwas anderes gewesen. Zugegeben, im direkten Vergleich nur eine verrauchte, schäbige und viel zu beengte Unterbringung für einen Ermittlungsapparat, dessen Aufgaben inmitten der Mainmetropole vielschichtiger waren als sonst irgendwo, die Landeshauptstadt Wiesbaden inbegriffen. Aber trotzdem. Alle spektakulären Fälle, die den Frankfurtern unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt waren, wurden mit dem ansehnlichen Altbau assoziiert, etwa der Mordfall Nitribitt. Wenn man aktuellen Gerüchten Glauben schenken durfte, würden in naher Zukunft wohl Hotelgäste in dem noch immer leerstehenden Gebäude residieren, in den kühlen, beklemmenden Zellen würden dann Lebensmittel gelagert oder Haustechnik untergebracht werden.
Seufzend fischte die Kommissarin ein Blatt Salat zwischen den Brotscheiben hervor und entsorgte das durchgeweichte Blatt im Abfall. Einer Gurkenscheibe wäre sie nicht abgeneigt gewesen, aber manchmal musste man die Dinge eben nehmen, wie sie kommen. Herzhaft biss sie in das Brot, näherte sich ihren Kollegen und nickte ihnen stumm kauend zu. Frank Hellmer und Peter Brandt, die in der anderen Ecke des Raumes beisammenstanden, unterbrachen nun ihr Gespräch und nahmen ebenfalls Platz.
»Okay, fangen wir an«, sagte Berger. »Wieder einmal begrüße ich Herrn Brandt in unserem Hause. Sie kennen sich ja alle bereits oder haben das mittlerweile nachgeholt. Wo ist Frau Kaufmann?«, erkundigte er sich mit einem fragenden Blick in Julias Richtung.
»Musste weg, es ging nicht anders«, sagte Julia knapp, und Berger nickte nur kurz.
»Hm. Dann schießen Sie mal los, was gibt’s Neues? Möchten Sie beginnen, Herr Brandt?«
Der Offenbacher Kollege nickte kurz und berichtete, was er von Dieter Greulich erfahren hatte. Er schloss mit den Worten: »Die Kollegen koordinieren sich derzeit, um einige Befragungen durchzuführen, Hausbesuche zu machen, eben, um etwas Staub aufzuwirbeln. Wie viel dabei rumkommt, werden wir sehen.«
»Okay«, kommentierte Julia, »dann haben wir also bislang die übereinstimmende Info, dass unsere beiden Toten so etwas wie Erzfeinde waren. Verbitterte Rivalen, die früher einmal beste Freunde waren, und zwei Clubs, von denen es einen nicht mehr gibt.«
»Genau genommen drei Clubs«, korrigierte Peter, »denn zuerst war es einer, danach spaltete er sich auf. Der Frankfurter Teil wurde verboten und aufgelöst, der Offenbacher Teil, wenn ich das mal so bezeichnen darf, hat es als einziger überdauert.«
»Die Frage ist, was nun wird«, warf Kullmer ein.
»Da machen die Kollegen sich keine Illusionen«, gab Brandt zurück. »Das ist wie mit der Hydra, der für jeden Kopf, den man ihr abschlägt, zwei neue wachsen. So
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