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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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überwuchert mit Dickicht, zahlreiche Werbeschilder unterschiedlichster Unternehmen versprachen günstige Preise und erstklassigen Service. Autoteile, Lebensmittelgeschäfte, Kleinbetriebe, ein verrammelter Saunaclub und am Ende der Straße eine verlotterte Kleingartensiedlung. Dazwischen die Zufahrt zur »Autoverwertung Wehner« neben einer großen Plakatwand, deren letztes Werbeplakat längst von der Witterung ausgeblichen war und in Fetzen herunterhing. Ein Sattelschlepper mit in die Jahre gekommenen Gebrauchtwagen rangierte am Ende der Straße, vom Schrottplatz her drangen metallenes Hämmern und das Kreischen einer Trennscheibe zu ihnen.
    Als die Kommissare durch das rostbraune, zwei Meter hohe Metalltor traten, welches zur Hälfte aufgezogen war, stellte sich ihnen ein bulliger Mann in Lederhose und -weste in den Weg. Er maß gut und gerne eins achtzig, schob eine beachtliche Wampe vor sich her, und die Bizepse seiner verschränkten Arme spannten unter dem verwaschenen Jeansstoff seiner Ärmel. Dazu kamen hohe Bikerstiefel und seine aufgerichtete Haltung, in der er Kullmer und Hellmer deutlich überragte. Mit einem abschätzigen und selbstgefälligen Grinsen sah er auf die beiden herab und knurrte: »Was gibt’s?«
    Kullmer tat unbeeindruckt, er hielt seinen Dienstausweis bereits in der Hand und bedeutete Hellmer, bloß nicht in seine Jacke zu langen. »Peter Kullmer, Kriminalpolizei«, sagte er mit einem gleichgültigen Nicken und wedelte mit seinem Ausweis. Dann deutete er mit dem Daumen neben sich. »Kollege Frank Hellmer, vom gleichen Verein.«
    Keine weitere Erklärung, keine Frage, keine Aufforderung. Hellmer ahnte, worauf Kullmer hinauswollte, und spielte mit. Er setzte ebenfalls eine gelangweilte und unbeeindruckte Miene auf und betrachtete die Fingernägel seiner Rechten, als gäbe es im Moment nichts Wichtigeres zu tun.
    »Und?«, kam es prompt von ihrem Gegenüber.
    »Nichts und. Haben Sie etwa ein Problem mit der Kripo?«, fragte Kullmer zurück.
    »Hä? Scheiße, nein.«
    Kullmers Strategie schien zu funktionieren, denn sein Gegenüber wirkte bereits verunsichert.
    »Gut. Wir haben auch kein Problem mit Ihnen«, lächelte der Kommissar in angenehmem Bariton, »und das soll sich unseretwegen auch nicht ändern.«
    »Was wollen Sie denn überhaupt?«
    »Nur kurz mit Ihrem Boss sprechen, Lutz Wehner. Keine Handschellen, keine Probleme, einfach nur miteinander sprechen, okay?«
    »Lutz ist nicht da«, erwiderte der andere knapp, aber bestimmt.
    »Wo soll er denn sonst sein?«, fragte Kullmer sofort und dehnte seine Worte wie Kaugummi, um dem zweifelnden Unterton Nachdruck zu verleihen. »Würden wir etwa hier stehen, wenn wir wüssten, dass er nicht drinnen ist? Oder hat er am Ende etwas zu verbergen?«
    »Quatsch, ich sage doch …«
    »Er ist also drinnen, prima«, unterbrach Kullmer ihn und wandte sich zu Hellmer. »Siehst du, Frank, du schuldest mir ’nen Fuffi.«
    »Was? Ach so, ja«, murmelte Hellmer.
    »Er hat gewettet, Lutz hätte die Biege gemacht, aber ich hab gesagt, so blöd wird der bestimmt nicht sein. Melden Sie uns jetzt also bei ihm an?«
    »Nein, Scheiße!«, empörte sich der Bullige. »Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Wozu?«, fragte Kullmer kopfschüttelnd. »Wir wollen nichts durchsuchen, wir möchten uns nur unterhalten. Nicht mal Handschellen haben wir dabei, oder, Frank, hast du Silberringe am Gürtel baumeln?«
    »Nö.«
    »Sehen Sie«, sagte Kullmer mit einem entwaffnenden Lächeln. »Und wenn Sie uns jetzt freundlicherweise bei Herrn Wehner ankündigen oder ihn meinetwegen zu uns herausbitten, dann werden wir unseren Kollegen von der Streife im Gegenzug ausrichten, dass sie heute Nacht nicht so genau hinsehen, wenn sie hier ihre Runde drehen. Deal?«
    »Ich kann ihn fragen, aber Sie rühren sich nicht vom Fleck«, murrte es, »sonst bekommen Sie eine Klage wegen Hausfriedensbruch.«
    »Werden wir nicht riskieren«, sagte Kullmer und hob kapitulierend die Hände. »Sie sind der Boss.«
    Hellmer konnte sich das Lachen kaum verkneifen und hielt sich schützend die Hand vor den Mund, als der bullige Türsteher davontrottete und ein flaches Smartphone aus der Gesäßtasche fischte. Er entfernte sich gerade so weit, dass er die Kommissare noch sehen, sie ihn aber nicht hören konnten. Dann brüllte er etwas Unverständliches in Richtung des hinteren Geländes, was von der Straße aus nicht einsehbar war, und kurz darauf verstummte der Lärm der Trennscheibe.

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