Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
die Kommissarin. »Dann bleibt es bei der einzelnen Zeugenaussage und der Fahndung nach einem dunklen Transporter. Sonst noch etwas?«
»Keine Aussagen der befragten Biker, unterm Strich kein guter Ermittlungsstand. Wer immer diese Kohlberger-Sache geplant hat, war sehr umsichtig. Aber wir bleiben am Ball. Das Rauschgiftdezernat kann es kaum erwarten, mit einer Handvoll Durchsuchungsbeschlüssen loszuziehen. Vielleicht knacken wir einen der Jungs, wenn sie wegen Besitz von Betäubungsmitteln verhaftet werden und separiert sind.«
»Meine Hoffnung hält sich in Grenzen«, seufzte Julia und erhob sich. »Aber geben Sie Bescheid, ich wäre gerne dabei. Manchmal brechen auch die härtesten Burschen ein, und dann möchte ich sofort reagieren. Sie erreichen mich die ganze Zeit über Handy, falls sich etwas Wichtiges ergibt. Oder Hellmer«, lächelte sie und drehte den Kopf zu Peter Brandt. »Der kann Sie übrigens gut leiden, hat er durchblicken lassen. Er ist hochintelligent, also bilden Sie sich was drauf ein.«
»Schmieren Sie ihm bloß nicht zu viel Honig ums Maul«, lachte Spitzer und streckte der Kommissarin zum Abschied die Hand entgegen.
Brandt sah auf die Uhr, höchste Zeit. Er stand ebenfalls auf, doch Spitzer bedeutete ihm, noch zu bleiben.
Als Julia die Tür hinter sich geschlossen hatte, blickte er seinen Freund nachdenklich an. »Eine toughe Frau, wie?«
»Allerdings. Die lässt sich von nichts und niemandem beirren«, nickte Brandt.
»Sollen wir sie abwerben? Da sie keine eingefleischte Frankfurterin ist, hat sie vielleicht Lust auf unser schönes Offenbach.«
»Im Leben nicht, Bernie. Die hat ein eingespieltes Team und ist leitende Ermittlerin. Willst du sie mir etwa als Vorgesetzte vor die Nase setzen?«
»Quatsch, ich mach doch nur Spaß«, lachte Spitzer. »Aber sag mal, kommt ihr miteinander aus?«
»Siehst du ja. Solange man sich ihr unterordnet.«
»Du gibst dich heute aber leicht geschlagen. Ist alles in Ordnung?«
»Hm.«
»Liegt es an Greulich?« Spitzer deutete in Richtung Tür.
»Kein Kommentar.«
»Na komm schon, spuck’s aus. Was habt ihr beide denn schon wieder?«
»Ich darf es nicht sagen«, erwiderte Brandt und zuckte mit den Achseln. Dann aber machte er seinem Ärger Luft: »Ein Geheimnis hier, eine anonyme Quelle da, verdammt! Wie soll man so arbeiten? Und dann ausgerechnet dieser Typ. Ich war heilfroh, dass ich ihn nicht mehr wiedersehen muss, außer ab und zu in der Kantine oder auf dem Parkplatz. Und jetzt zieht der mich in seine krummen Touren.«
»Was sollst du machen?«
»Jemanden treffen.«
»Wen?«
»Ich hab nicht den blassesten Schimmer«, sagte Brandt leise. »Aber wir hängen nun mal alle zusammen in dieser Ermittlung drin. Was bleibt mir übrig? Genau das stinkt mir. Ich kann ja gar nicht anders, als mich darauf einzulassen.«
»Du hast auch die Möglichkeit, jederzeit auszusteigen«, schloss Spitzer und neigte den Kopf zur Seite. »Dieter Greulich hat in den vergangenen Jahren einige Erfolge erzielt und dabei eine reine Weste behalten. Es lohnt sich also, ihm ein Stück Vertrauen entgegenzubringen.«
»Aber nur so viel.« Brand hob die Rechte, deren Daumen und Zeigefinger er kaum einen Zentimeter auseinanderhielt.
Dienstag, 9:22 Uhr
M ichael Cramer schlurfte unschlüssig in seinem Zimmer auf und ab.
»Was ist, wenn einer von denen dort herumkurvt und mich erkennt?«, fragte er ängstlich.
»Hast du nicht eine Sturmhaube oder etwas in der Art? Ich dachte, das gehört zur Standardausrüstung beim Motorradfahren.«
»Motorradfahren?«, wiederholte Michael gedehnt. »Ich hab ja nicht mal ’nen Roller. Mein Alter hätte einen Aufstand geprobt, wenn ich ihm damit gekommen wäre.«
»Wie jetzt? Keine Maschine und trotzdem bei einem Motorradclub abhängen?«, fragte Julia ungläubig.
»Herrje!« Michael stöhnte genervt auf. »Wie oft soll ich Ihnen noch erklären, dass es kein Motorradclub ist? Okay, es stehen ein paar Maschinen rum, aber Lutz betreibt nichts weiter als eine Werkstatt. Reparatur, Schrotthandel, Aufmotzen, solche Dinge, aber kein Club. Klar?«
»Ja, okay, ich hab’s kapiert«, blitzte Julia ihn angriffslustig an. »Du betonst das ziemlich rigide, wenn ich so darüber nachdenke. Gibt es dazu vielleicht noch etwas zu sagen?«
»Nö.«
»Gut, dann eben nicht. Aber Lutz Wehner hat nun mal eine Vergangenheit in einem verbotenen Frankfurter Club, und an seiner Bude auf dem Firmengelände ist ein verräterisches Symbol.«
Keine
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