Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
okay?«
Zustimmendes Raunen.
»Frau Durant und ich sind gestern Abend zu einem, hm, gemeinsamen Bekannten gefahren. Dort lernten wir einen jungen Mann kennen, der angibt, Augenzeuge des Tötungsdelikts an Grabowski gewesen zu sein.«
Erstauntes Murmeln.
»Seine Kooperation hängt von diffizilen Umständen ab«, betonte Berger, »die derweil nichts zur Sache tun. Frau Durant wird nach ihrem Treffen in Offenbach einigen Hinweisen nachgehen, die uns möglicherweise noch im Verlauf des Tages Lutz Wehner als dringend Tatverdächtigen bestätigen werden. Bis auf weiteres muss ich leider darauf bestehen, die Identität des Zeugen nicht preiszugeben.«
Das Murmeln klang zunehmend ungehalten, und Hellmer setzte gerade an, etwas zu sagen, als Berger hinzufügte: »Ich kann verstehen, dass Ihnen das nicht schmeckt, und Sie werden den Namen auch erfahren. Nur eben noch nicht jetzt. Frau Durant wird die Sache alleine weiterverfolgen, bis wir Konkreteres haben.«
»Schmeckt mir tatsächlich nicht«, sagte Hellmer. »Wie viel wert sind denn diese Hinweise?«
»Mehr als bloß eine Zeugenaussage, falls Sie darauf anspielen«, antwortete Berger. »Mit etwas Glück haben wir Wehner für den Mord an Grabowski am Schlafittchen.«
»Das wäre ein Traum«, kommentierte Kullmer, »jedoch teile ich Franks Bedenken. Ich habe keine Lust, dass wir kurz vorm Ziel über einen ominösen Informanten stolpern und uns die Staatsanwaltschaft in der Luft zerreißt.«
»Es wäre nicht das erste Mal, das stimmt«, sagte Hellmer.
»Darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, bekräftigte Berger. »Wenn die Sache nach hinten losgehen sollte, sind es nicht Ihre Köpfe, die in die Schusslinie geraten, das sei Ihnen versichert. Mehr kann und werde ich dazu nun wirklich nicht preisgeben.«
Dienstag, 8:36 Uhr
P olizeipräsidium Offenbach.
»Das nenne ich aber mal eine illustre Runde«, schmunzelte Bernhard Spitzer, vor dessen Schreibtisch Julia Durant und Peter Brandt saßen. Die Kommissarin hatte ein Bein übers andere geschlagen und umklammerte mit der Hand den Porzellangriff einer zu drei Vierteln gefüllten Kaffeetasse. Ihr Kollege hatte seine Tasse bereits so gut wie geleert, und diese stand auf Spitzers Tischplatte, was diesen nicht zu stören schien. Brandt rieb sich den Nacken, er hatte ungünstig gelegen, und seine Halsmuskeln waren steif und schmerzten bei jeder Dehnung.
»Ich habe mit Berger vereinbart, dass wir uns hier treffen, zumal ich nachher noch Termine in der Gegend habe«, erläuterte Julia knapp. Auf der nächtlichen Heimfahrt mit ihrem Chef von Mörfelden waren sie zu diesem Entschluss gelangt, den sie Brandt am Morgen telefonisch angekündigt hatte.
»Welche Erkenntnisse gibt es denn aktuell zu teilen?«, erkundigte sich Spitzer und sah aus dem Fenster. Der Himmel war weitestgehend blau, nur vereinzelte Wolkenfetzen lagen oberhalb der Kondensstreifen der Flugzeuge scheinbar bewegungslos am Himmel. Peter Brandt warf Julia einen flüchtigen Blick zu, diese nickte, und er schilderte daraufhin in knappen Sätzen den Besuch bei Grabowskis hinterbliebener Verlobten und den beiden Kühnes. Spitzer stellte keine Zwischenfragen, eine Eigenschaft, die Julia zu schätzen wusste. Doch er notierte sich das ein oder andere, und nachdem Brandt geendet hatte, fragte er mit Blick auf seine Kritzeleien: »Inwiefern sollten wir die beiden Morde als unabhängig voneinander betrachten?«
»Das wüssten wir selbst gern«, gestand Brandt ein. »Dieser Dr. Kühne fährt ebenfalls Motorrad, wir haben es also zu hundert Prozent mit Bikern zu tun, kann man sagen. Dieses ganze Club-Tamtam ist die größte und bisher einzige Schnittmenge, die können wir nicht ignorieren. Aber Sinn macht das trotzdem keinen. Für mich erschließt sich nicht, wieso ausgerechnet jetzt und auf so unterschiedliche Weise getötet wird. War der erste Mord lange geplant und der zweite eine schnelle Racheaktion?«
»Oder fährt da jemand Huckepack?«, fragte Spitzer dazwischen. »Frau Durant, was meinen Sie?«
»Für mich sah das bislang eher so aus, dass es nach dem Prinzip actio und reactio geschah. Mord und die daraus resultierende Rache. Oder genauer: Der designierte Boss einer kriminellen Vereinigung wird ermordet, und stante pede rächt sich der Club am Leitwolf der rivalisierenden Bande. Typisch für einen Rockerkrieg? Ich weiß es nicht, zumal es den Frankfurter Club ja faktisch nicht mehr gibt.«
»Sie sagten ›bislang‹«, hinterfragte Brandt. »Hat
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