Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Lonsdale-Sweatshirts über den Kopf.
»Stopp, nicht so hastig«, erwiderte die Kommissarin, und der Junge hielt inne.
»Was denn noch?«
»Ich möchte gerne den Tathergang rekonstruieren. Wollen wir das jetzt oder nachher machen?«
»Weiß nicht. Lieber nachher, glaube ich.«
Der Weg führte über taufeuchtes Gras, und Julia war heilfroh, ihre Sportschuhe angezogen zu haben, denn diese konnte sie ohne Bedenken in die Waschmaschine stecken. Hinter einem Drahtgitterzaun bewegten sich schwere Baumaschinen schwerfällig hin und her, und auf dem Nachbargrundstück rangierte eine Sattelzugmaschine rückwärts unter einen dunkelblauen, an den Ecken rostigen und verbeulten Schiffscontainer. Der Geruch von verbranntem Diesel lag in der Luft, im Hintergrund war das sonore Brummen der Autobahn zu hören. Mit einem Mal sehnte sich Julia nach der ländlichen Idylle ihres beschaulichen Heimatorts und erinnerte sich daran, wie störend sie früher die lauten Kirchenglocken und die vereinzelten Traktoren wahrgenommen hatte. Dann lieber den gleichmäßigen Sound der Großstadt, so zumindest hatte sie das früher betrachtet, aber der ländliche Frieden und die Luft ohne Feinstaub hatten nun einmal auch nicht zu leugnende Vorzüge.
Michael eilte zielstrebig auf einen schmalen, asphaltierten Weg zu.
»Hier entlang, da bin ich mir ganz sicher«, keuchte er und deutete vor sich. »Ich habe den Weg gekreuzt, das weiß ich genau, denn ich hatte mächtig Schiss, dass Lutz mit dem Auto hier entlangkommen könnte. Da vorn irgendwo bin ich dann querfeldein an einem Graben entlang weitergelaufen.«
Julia nickte und beschleunigte ihre Schritte. Auf eindeutige Fußspuren hoffte sie nicht, dazu war das braune Ufergras zu lang, und überall wucherte Wildkraut.
In der Ferne erkannte sie zwei Männer, deren helle, sich ähnelnde Kleidung sie vermuten ließ, dass es sich um Platzecks Leute handelte.
»Und du hast die Waffe hier sicher noch mit dir geführt?«, erkundigte Julia sich, als Michael an einer schmalen Stelle zum Sprung ansetzte und den Graben, der kein Wasser führte, überquerte.
»Ja, ganz sicher. Die Bilder kommen wieder. Hier irgendwo bin ich gestolpert, hätte die Knarre beinahe verloren, daran erinnere ich mich genau. Da wurde mir bewusst, dass ich sie noch habe.«
»Okay, warte kurz.« Julia musterte die Umgebung, erkannte einen niedrigen Durchlass unter einem kreuzenden Feldweg in zwanzig Schritten Entfernung und entschied sich, diesen Weg zu nehmen. »Ich gehe da vorn entlang, nur zur Sicherheit. Versuch dich bitte zu erinnern, was deine nächsten Schritte waren.«
»Ich mach die ganze Zeit nichts anderes«, entgegnete Michael und überlegte, ob er die kurze Pause dazu nutzen sollte, sich eine Zigarette zu drehen. Er entschied sich dafür, und als die Kommissarin zu ihm aufschloss, war er gerade damit fertig.
»Gute Idee«, grinste Julia. »Ein paar Meter Sport, und schon die nächste Dosis in die Lunge. Dann überhole ich dich nachher mit Leichtigkeit.«
»Ich hänge Sie dreimal ab«, protzte Michael mit einer entsprechenden Mimik und sah sich anschließend nachdenklich um. Die beiden Männer waren schätzungsweise hundert Meter entfernt, und auf halbem Weg zwischen ihnen erkannte er ein Gitter oder eine Art Geländer, das ihm auf seltsame Weise bekannt vorkam.
»Das sind sicher Ihre Typen?«, erkundigte er sich unsicher und deutete in Richtung der Spurensicherer.
»Ja, das sind sie. Definitiv.«
»Hm. Kann sein, dass da vorn, an diesem Geländer, ein Kanalschacht ist. In so ein Ding habe ich die Waffe versenkt, zumindest könnte es bei Tageslicht so aussehen.«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, erwiderte die Kommissarin auffordernd. »Los, weiter geht’s.«
Nachdem Michael Cramer den ummauerten Wasserschacht und das graue Gestänge, das darüber in groben Beton eingelassen war, mit zunehmender Sicherheit als den Ort identifiziert hatte, wo er sich der Schusswaffe entledigt hatte, gesellten sich zu den beiden Kriminaltechnikern zwei weitere Kollegen hinzu. Michael beobachtete, wie sie offensichtlich Stein-Schere-Papier spielten. Danach stieg einer hinab und untersuchte den knöchelhohen, dünnflüssigen Schlamm, der den Boden bedeckte. Es war eine glatte, hellbraune Masse, die nur wenige Zentimeter von Wasser bedeckt war. Moos lag auf der Schachtwand, und es roch muffig. Schneller als erwartet förderte die Suche das gewünschte Ergebnis zutage.
Verschmiert und tropfend hielt nun einer
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