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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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nächste Vorsprechen statt?«
     
    Die Frau, die durch den Türspalt spähte, war klein und zierlich. Sie hatte kupferrotes, krauses Haar und eine Million winterblasser Sommersprossen. Ihre Augen waren grün und müde und misstrauisch.
    »Guten Tag, Frau Kaufmann. Mein Name ist Romy Berner. Ich komme wegen Alice …«
    Die Tür schwang auf, und das Misstrauen zog sich aus den grünen Augen zurück. Frau Kaufmann hielt immer noch vorsichtig die Klinke umfasst, bereit, die Tür jederzeit wieder zuzuschlagen, doch alles an ihr signalisierte Bereitschaft, sich auf den unerwarteten Besuch einzulassen.
    Romy brachte es nicht fertig, mit den Gefühlen dieser Frau zu spielen. Sie beschloss, ihr sofort zu sagen, warum sie hier war.
    »Ich mache eine Ausbildung beim KölnJournal und würde mich gern mit Ihnen über Ihre Tochter unterhalten. Über ihren … Tod … und … ihr Leben.«
    Gott, dachte Romy. Es war ihr selten so schwergefallen, Worte zu finden.
    Frau Kaufmann fragte nicht nach. Sie erkundigte sich nicht nach dem Grund des Interesses. Sie starrte Romy bloß in die Augen. So intensiv, dass sie mehrere Sekunden lang nicht ein einziges Mal zwinkerte.
    »Es tut mir leid, dass Ihre Tochter … ich meine … ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen.«
    Frau Kaufmann trat einen Schritt zurück und ließ Romy herein. Sie wirkte wie aus einem tiefen Schlaf erwacht. Immer noch starrte sie Romy an. Dann wandte sie den Blick ab, schloss die Tür und streckte Romy die Hand hin.
    »Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Aber Sie … sind unserer Alice sehr ähnlich.«
    Die Äußerung ließ Romy schaudern. Sie bemühte sich, ihr Unbehagen nicht zu zeigen.
    »Darf ich Ihnen die Jacke abnehmen?«
    Romy streifte ihre Jacke ab und beobachtete, wie Frau Kaufmann sie verstohlen und beinah liebevoll glatt strich, bevor sie sie an die Garderobe hängte.
    Bald darauf saßen sie in einem warmen, aufgeräumten Wohnzimmer, Romy in einem Sessel und Frau Kaufmann auf dem Sofa, jede eine Tasse Kaffee vor sich auf dem blitzblanken Glastisch. Frau Kaufmann knetete ihre Finger. Ständig sah sie umher, als wollte sie sich vergewissern, dass auch alles an seinem Platz stand.
    An der Wand über dem Esstisch hing eine gerahmte Fotografie, die ein lachendes, glücklich wirkendes Mädchen zeigte.
    »Das ist Alice«, sagte Frau Kaufmann.
    Romy nickte und lächelte.
    »Sie war ein anständiges Mädchen.« Frau Kaufmann presste mit der rechten Hand die Finger ihrer linken so heftig zusammen, dass es Romy allein beim Hingucken wehtat. »Sie hat uns immer nur Freude gemacht.«
    Als wäre sie dazu auf der Welt gewesen, dachte Romy, anständig zu sein und ihren Eltern Freude zu bereiten. Sie empfand Bedauern für das Mädchen, obwohl sie es nicht gekannt hatte.
    Sie bedauerte aber auch die verhärmte Frau, die ihr gegenübersaß und ihre Finger nicht in Ruhe lassen konnte.
    Was hatte der Mörder dieser Familie angetan.
    »Alice war unser einziges Kind«, erzählte Frau Kaufmann. »Sie hat eine Leere hinterlassen, die nichts auf der Welt füllen kann.«
    Romy zog ihr Diktiergerät aus der Tasche. »Erlauben Sie mir …«
    Frau Kaufmann nickte. Romy schaltete das Diktafon auf  record und legte es auf den Tisch.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte Frau Kaufmann.
    Romy hatte sich einige Fragen notiert, aber sie beschloss, ihre Notizen nicht aus der Tasche zu ziehen. Es kam ihr auf einmal unpassend vor, einer Mutter, deren Tochter auf so schreckliche Weise ermordet worden war, vorgefertigte Fragen zu stellen.
    »Ich möchte wissen, was für ein Mensch Alice gewesen ist.«
    Die Frage zauberte den Hauch eines Lächelns auf das Gesicht der Frau. »Alice hat leidenschaftlich gern getanzt. Schon mit vier Jahren wollte sie Tänzerin werden. Wir haben ihr dann auch Ballettunterricht ermöglicht. Ihre Lehrerin fand, dass sie Talent hatte. Aber unsere Tochter hat diese Form des Tanzens mit sechzehn wieder aufgegeben.«
    Das Lächeln war verschwunden. Die grünen Augen blickten Romy voller Ratlosigkeit an.
    »Diese Form?«
    »Sie hat angefangen, sich für Standardtänze zu interessieren, und jede freie Minute in der Tanzschule verbracht. Schließlich hat der Besitzer ihr eine Stelle als Assistentin angeboten.«
    »Um Tanzlehrerin zu werden?«
    »Zuerst sollte Alice ihr Abitur machen. Darauf hat mein Mann großen Wert gelegt, dass sie ihre Bildung nicht vernachlässigt.«
    Ihr Mann, dachte Romy. Ihre Tochter. Und wo blieb in

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