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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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steckte, um die Haustür aufzuschließen, fiel ihr wieder ein, dass sie es an Thomas Doraus Haus vergessen hatte.
    Leise fluchend stieg sie die Treppen hinauf. An Cals Wohnungstür blieb sie stehen und lauschte. Es juckte sie in den Fingern, zu klingeln, doch sie beherrschte sich. Cal musste früh wieder raus, während sie länger schlafen konnte.
    »Träum süß«, murmelte sie und schickte ihm einen Kuss durch die Tür.
    Lächelnd wandte sie sich wieder der Treppe zu, schwankte ein wenig, hielt sich am Geländer fest und stolperte oben müde in ihre Wohnung.
    Bevor sie sich auszog, wählte sie Ingos Handynummer.
    »Hi, Ingo«, sprach sie auf die Mailbox. »Ich bin ein bisschen … beschwipst, aber das macht nichts. Weil … ich hab deinen Artikel gelesen. Den über die Modelszene … mir fällt gerade die Headline nicht ein … du weißt schon. Gran-di-os, Ingo. Das wollte ich dir nur eben sagen. Schlaf gut …«
    Und dann streifte sie die Klamotten ab, sank auf das Bett und dachte an Cal, der zwei Stockwerke unter ihr ebenfalls in seinem Bett lag. Und sie sehnte sich ein bisschen nach ihm und spürte verwundert etwas Nasses über ihre Wange rollen.
    Sie leckte es auf.
    Es war salzig.
    Sie gähnte, zog sich die Bettdecke ans Kinn und schlief ein.
     

Kapitel 4
    Schmuddelbuch, Mittwoch, 12. November
     Ich habe den Diebstahl nicht angezeigt. Das hat in einer Stadt wie Köln keinen Sinn. Die meisten Verfahren werden nach sechs Wochen wieder eingestellt. Das Fahrrad war alt und klapprig. Aber es war mein allererstes. Deshalb ist es sowieso unersetzlich.
    Vorm Frühjahr werde ich mir kein neues anschaffen. Cal besitzt zwei. Eins davon will er mir überlassen, solange ich es brauche.
    Den Vormittag mit Recherchen verbracht:
    Am 27. Mai wurde die erste Tote gefunden. Mona Fries. Achtunddreißig Jahre alt. Spaziergänger entdeckten die Leiche im Stadtwald, notdürftig verborgen im Unterholz und bedeckt mit zusammengescharrtem altem Laub und abgebrochenen Tannenzweigen. Mona Fries wurde mit ihrem eigenen Halstuch erdrosselt.
    Am 5. Juli stolperte im Stadtteil Sülz ein Student im Hinterhof der Diskothek Rainbow über die zweite Tote. Alice Kaufmann. Sie war achtzehn Jahre alt, als ihr die Kehle durchgeschnitten wurde. Der Täter hat sich nicht die Mühe gemacht, ihre Leiche zu verstecken. Er hat sie bei den Müllcontainern liegen lassen.
    Am 29. August fand eine alte Dame im Kaufhof-Parkhaus  in der Pipinstraße den dritten Toten. Ingmar Berentz. Sechzig Jahre alt, seit vier Jahren Frührentner. Er war mehrmals überfahren worden.
    Am 9. November dann Thomas Dorau, der aus dem Fühlinger See gefischt wurde. Zweiundzwanzig Jahre alt. Ein Tattoo am Handgelenk. (An welchem? Spielt das eine Rolle?)
    Ich sitze hier und brüte über meinen Notizen und suche das Bindeglied.
    Wenn das so einfach wäre …
    Ich stehe ja noch ganz am Anfang und weiß praktisch NICHTS.
      Pressekonferenzen hatte Bert Melzig noch nie gemocht. Ihm war selbstverständlich klar, dass die Öffentlichkeit ein Recht auf Informationen hatte, aber er war schon zu häufig mit Journalisten aneinandergeraten, und sie machten ihm das Leben oft mehr als nötig schwer.
    Gierig schnappten sie nach jedem Hinweis, versuchten, Deals mit ihm auszuhandeln, hingen ständig am Telefon und stahlen ihm die Zeit, aber wenn die Ermittlungen schleppend vorangingen, hauten sie ihn mit Inbrunst in die Pfanne.
    Bert hatte ihnen die wesentlichen Fakten mitgeteilt und stellte sich nun ihren Fragen.
    »Und Sie sehen noch immer keinen Zusammenhang zwischen den Gewaltverbrechen des letzten halben Jahres?«
    »Nein. Wir haben die sichergestellte DNA nicht nur mit der DNA-Kartei des Bundeskriminalamts abgeglichen, sondern auch mit der DNA der übrigen Fälle. Es wurden keine Übereinstimmungen festgestellt.«
    »Also kein Serientäter?«
    Wie leicht sie es sich machten. Bert hatte schon vor langer  Zeit gelernt, dass so gut wie nichts sicher war. Dass alles sich ändern und jederzeit alles auf den Kopf stellen konnte.
    »Im Augenblick gibt es dafür keine Anhaltspunkte. Nein.«
    Eine junge Frau am Fenster fiel ihm auf. Anders als ihre Kollegen, machte sie sich keine Notizen. Sie saß da, beinah unbewegt, und sah ihn an. Ihre blonden Haare waren kurz geschnitten und standen ihr zerwuschelt vom Kopf ab. Sie hatte ein schmales, junges Gesicht und auffallend große Augen. Von weitem hätte man sie für ein Kind halten können.
    »Sie sagen, Thomas Dorau wurde ertränkt. War der Fundort

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