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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Glas gehoben, »scheint mir eine ziemlich eigene Spezies zu sein.«
    »Worauf du einen lassen kannst.«
    Das, hatte Bert schmunzelnd gedacht, ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft. Er hatte sein Glas in einem Zug geleert.
    Daran musste er jetzt denken, als er Rick zuhörte, der ihm die Namen der Leute nannte, die er auf den Bildern erkannte. Natürlich waren auch Gesichter darunter, die Rick gar nichts sagten. Zwischen Erftstadt und Köln lagen Welten.
    »Es ist zum Verrücktwerden«, fluchte Rick und ruinierte seine mit viel Gel gestylte Frisur, indem er sich mit den Fingern durch die Haare fuhr, bis sie ihm wie ein Stachelkranz vom Kopf abstanden. »Ein Mensch kann doch nicht von der Bildfläche verschwinden, ohne zumindest eine Irritation zu hinterlassen.«
    Es gelang Rick immer wieder, Bert zu überraschen. Seine Gedankengänge waren bisweilen beeindruckend klar. Und oft sprach Rick aus, was Bert selbst im Kopf herumspukte.
    »Ich meine - wenn ich einen Stein aus dem Wasser hebe, dann erzeugt das doch Wellen«, fuhr Rick fort. »Aber Thomas Dorau … Scheiße. Das war das falsche Bild. Oh Mann …«
    Ricks Impulsivität stand ein ausgeprägtes Feingefühl gegenüber. Er konnte fluchen wie ein Bierkutscher, aber er merkte sofort, wenn Äußerungen in Schieflage gerieten. Bert begann Gefallen an diesem Kollegen zu finden.
    Der Tote stellte sie tatsächlich vor ein Rätsel. Sie hatten die Nachbarschaft abgeklappert, sowohl in Erftstadt, wo Thomas Dorau bis zum Studienbeginn gelebt, als auch in Ehrenfeld, wo er eine Studentenbude bewohnt hatte. Sie hatten Familienangehörige befragt und Kommilitonen, hatten mit der Band gesprochen und natürlich mit der Mutter des Opfers. Einzig Corinna Wagners Befragung stand noch aus.
    Die Ausbeute war mager. Der Tote habe sich in den vergangenen Monaten sehr zurückgezogen. Das berichtete jeder der  Befragten. Er sei jedoch auch vorher nie ein Draufgänger gewesen, erklärten die Familienmitglieder.
    Die Band brachte den Tod ihres Saxofonisten mit Konkurrenzdruck und Neid in Verbindung, konnte aber keinen konkreten Verdacht äußern. »Den Thommy, den hat jemand aus dem Weg geräumt«, wiederholte der Sänger halsstarrig. »Den hat jemand platt gemacht, der ihm den Erfolg missgönnt hat.«
    Tatsächlich befand sich die Band im Aufwind, das hatte ihr Agent bestätigt. »Die erste Stufe ist erreicht. Die Jungs werden wahrgenommen und kräftig gebucht. Noch ein bisschen Geduld, dann findet der nächste Sprung statt - aus den Provinzdiskos in die Nobelschuppen der großen Städte. Ein großes Label hat ernsthaftes Interesse, und wenn der Vertrag zustande kommt, dann ist die halbe Schlacht gewonnen.«
    Bert hatte das Gefühl, diesem Typ Mann bereits in tausend Gestalten begegnet zu sein. Er lachte zu oft und zu laut, und sein betont joviales Gehabe löste in Bert das Bedürfnis aus, sich nach dem Gespräch die Hände zu waschen.
    Ein Telefonat mit Borkum hatte erbracht, dass Thomas Dorau ein ausgezeichneter Rettungsschwimmer gewesen war, dazu kollegial und freundlich, bei den Kollegen beliebt und geschätzt.
    Wie ein Kiesel, dachte Bert, rund und glattgeschliffen, ohne Ecken und Kanten. Aber so ist niemand. So kann niemand sein.
    Wenigstens hatten sie inzwischen den Mann ausfindig gemacht, der Thomas Dorau das Tattoo gestochen hatte. Ein kleiner, feingliedriger Mittvierziger mit der Stimme eines Joe Cocker und den Augen des jungen Paul Newman. Er konnte sich nicht an den Toten erinnern, wohl aber an das Motiv.
    »Ein aufgeklapptes Buch. Ich hab damals gedacht, dass ein  Geheimnis oder so was dahinterstecken muss. Ein Buch, ich bitte Sie.«
    Er hielt in seinem Büro penibel Ordnung und konnte Bert das exakte Datum der Behandlung nennen. Thomas Dorau hatte sich das Tattoo am 2. Mai stechen lassen, ziemlich genau ein halbes Jahr vor seinem Tod. Etwa um diese Zeit hatte sich, laut Aussage seiner Mutter, sein Verhalten geändert, hatte er sich zurückgezogen und kaum noch bei ihr gemeldet.
    Und wenn das Tattoo mit seinem Rückzug zu tun hatte? Und der Rückzug mit seiner Ermordung?
    »Das Tattoo«, überlegte Bert laut. »Warum ein Buch? Der Tote liebte Musik. Er war ein exzellenter Schwimmer. Wäre da nicht ein Saxofon als Motiv naheliegender gewesen? Oder eine Notenfolge? Oder meinetwegen auch Wasser in irgendeiner Form?«
    »Der Tätowierer hat keine Meinung dazu gehabt?«, fragte Rick, der bei dem Gespräch nicht dabei gewesen war.
    Bert schüttelte den Kopf. »Er hat nur ein

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