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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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gebohrt und für einen Moment jede andere Regung ausgelöscht.
    Abschied.
    In einem Rollstuhl hatte die Mutter des Toten das Krankenhaus für einige Stunden verlassen dürfen. Schmal und zerbrechlich saß sie da, die Beine von einer dicken Decke verhüllt, die Hände kraftlos im Schoß. Sie wurde von ihrem Bruder geschoben, der ihr bestürzend ähnlich sah.
    Die junge Frau, die nicht von ihrer Seite wich, musste Corinna Wagner sein, die ehemalige Freundin des Toten, die bis jetzt unauffindbar gewesen war. Sie verbarg sich in einem weiten schwarzen Mantel und trug eine große Sonnenbrille, unter der sie sich immer wieder die Augen wischte.
    Ein paar Gräber weiter entdeckte Bert einen gelangweilt wirkenden Ingo Pangold, der pausenlos telefonierte. Und irgendwo musste auch diese junge Volontärin vom KölnJournal  stecken. Sie war Bert vor der Trauerhalle über den Weg gelaufen und dann in der Menge verschwunden.
    Wieso nur wurde er das Gefühl nicht los, dass sie ihm absichtlich aus dem Weg gegangen war?
    Lass das, dachte er. Allmählich wirst du paranoid.
    Er wurde von einem jungen Kollegen begleitet, der Aufnahmen machen wollte. Irgendwo auf dem Weg von der Trauerhalle zum Grab hatten sie sich aus den Augen verloren. Vielleicht gelang ihm ja das eine wichtige Bild, das die Ermittlungen weiterbringen würde.
    Aufmerksam studierte Bert die verfrorenen Gesichter. Auf den meisten sah er ehrliche Betroffenheit. Trotzdem konnte jedes Gesicht einem der Täter gehören, die hier waren, um der Vollendung ihres Werks beizuwohnen.
    Noch nie war Bert auf diese Weise jemandem auf die Spur gekommen, aber erhöhte das nicht die Wahrscheinlichkeit, dass es endlich einmal passieren könnte?
    Der Friedhof leerte sich. Bert bemerkte jetzt die beiden Totengräber, die in einiger Entfernung rauchend zusammenstanden und darauf warteten, mit ihrer Arbeit beginnen zu können.
    Wie er erfahren hatte, sollte es diesmal keinen Leichenschmaus geben. Frau Dorau musste ins Krankenhaus zurück. Vielleicht würde Corinna Wagner sie begleiten. Bert hatte beschlossen, den Schmerz der jungen Frau zu respektieren und sie nicht ausgerechnet heute zu befragen.
    Auf dem Weg zu seinem Wagen entdeckte er Romy Berner. Ihr kurzgeschnittenes blondes Haar leuchtete förmlich inmitten all der dunklen Gestalten, die zu ihren Autos strömten. An ihrer Seite ging Corinna Wagner.
    »Himmelsakrament!«, fluchte Bert und beschleunigte seine Schritte.
    Doch die jungen Frauen, die bereits einen beträchtlichen Vorsprung hatten, stiegen in einen knallroten Fiesta, der sich in die Schlange der Wagen einreihte und zügig Richtung Hauptstraße fuhr.
    Verärgert hielt Bert nach seinem Kollegen Ausschau. Er hatte es gleich gewusst. Diese Romy Berner würde ihm ins Handwerk pfuschen. Sie hatte gerade damit angefangen.
    »Herr Kommissar!«
    Unwillig drehte Bert sich um und sah Ingo Pangold auf sich zukommen.
    »Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
    Auch das noch. Aber Bert musste ohnehin auf den Kollegen warten. Da konnte er ruhig ein wenig Pressepflege betreiben.
    »Aber gern«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln.
    Um Romy Berner würde er sich später kümmern.
     
    Snoop verhielt sich so ruhig, als ahnte er, in welchen Schwierigkeiten Pia steckte. Er hatte sich auf ihrem Bett zusammengerollt und beobachtete sie aus halb geschlossenen Augen, den Kopf auf den Vorderpfoten. Pia lief in dem kleinen Zimmer auf und ab. Sie konnte sich auf keinen Gedanken konzentrieren.
    Was sollte sie tun?
    Was konnte sie tun?
    Natürlich hätte sie immer noch durchs Fenster verschwinden können. Doch wenn sie jemals das Kloster verlassen würde, dann nicht heimlich, wie eine Diebin, sondern mit erhobenem Kopf. Das hatte sie sich geschworen.
    Noch nie war es vorgekommen, dass jemand aus dem inneren Kreis die Gemeinschaft der Getreuen verlassen hatte. Vero wurde nicht müde, das zu wiederholen.
    Allerdings hatten sie einige verloren.
    An den Tod.
    Oder, in Veros Worten, an die Hölle.
    Mona und Alice. Ingmar. Und vor wenigen Tagen Thomas.
    Thomas war Pia in den vergangenen Monaten ans Herz gewachsen. Sie hatte seine Musik gemocht. Seine Stimme. Seine Freundlichkeit. Und seine unerschöpfliche Phantasie. Im Sommer waren sie schwimmen gewesen.
    Im Fühlinger See.
    Wo er dann gestorben war.
    Nie wieder würde sie in einem See schwimmen können.
    Vier aus ihrer Mitte waren tot. Sie alle waren ermordet worden.
    Die Polizei schloss aus, dass ein Serienmörder die Taten begangen hatte. Also

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