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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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Leiche.
    »Bitte nicht berühren«, warnte ich ihn.
    Entweder hörte er mich nicht, oder er ignorierte schlicht meine Bemerkung; sein Blick wanderte bereits über den toten Mann.
    Das freiliegende Gesicht und die Hände des Mannes sagten mir, dass er ungefähr sechsunddreißig Stunden im Wasser gelegen haben musste.
    Da Angriff immer noch die beste Verteidigung ist, wandte ich mich Holmes zu. »Wissen Sie vielleicht, mit welcher Geschwindigkeit der Fluss hier fließt?«
    Er sah noch nicht einmal auf, sondern murmelte nur: »Höchstens dreißig Meilen von hier.«
    »Wobei er wie lange der Strömung ausgesetzt war?«
    »Vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden.«
    »Interessant.« Sein offensichtlicher medizinischer Hintergrund und die korrekt geschätzte Zeit erstaunten mich. Er hatte außerdem die maximale Distanz ausgerechnet, die der Leichnam mit der Strömung zurückgelegt haben konnte.
    Ich warf einen verstohlenen Seitenblick auf den Mann und hatte das Gefühl, er vibriere vor intellektueller, nach Betätigung verlangender Energie.

    »Was für eine Art von Privatdetektiv sind Sie eigentlich? Einer, den die Polizei hinzuzieht? Davon habe ich noch nie gehört«, fragte ich.
    »Ich bevorzuge den Ausdruck ›beratender Detektiv‹.«
    »Ah …«, antwortete ich geistesabwesend, während ich meine Aufmerksamkeit wieder der Leiche zuwandte. Der Mann war sehr ausgemergelt, seine Haut hatte den typischen Blaustich und wirkte dünn wie Papier, mit großer Sicherheit Cholera im Endstadium. Ich wollte gerade seine Kleidung nach Anzeichen von Gewalt untersuchen, als Holmes »Stopp!« blaffte.
    Er schob mich beiseite, bevor ich protestieren konnte, zog eine Lupe aus der Westentasche hervor und kauerte sich über den Toten. Der Umstand, dass seine Nase dabei fast die Jacke des Mannes berührte, war recht beunruhigend.
    »Was ist?«
    »Er wurde von jemandem angezogen«, bemerkte er.
    »Lassen Sie sehen!«
    Etwas irritiert reichte er mir die Lupe. Ich zog meine Gummihandschuhe aus, bevor ich sie nahm. Der dicke Kautschuk behinderte mich beim Arbeiten, und ich fühlte mich damit wie ein Fleischer. Meine Hände konnte ich später desinfizieren.
    Holmes redete schnell: »Der Mann war offensichtlich Rechtshänder – die rechte Handfläche hat mehr Schwielen. Trotzdem werden Sie schmierige Daumenabdrücke entdecken, die von der linken Seite auf die Jackenknöpfe gedrückt haben.«
    Ich entdeckte die Fingerabdrücke, schob meine Nase so dicht wie möglich an die Knöpfe heran und schnüffelte – Leichengeruch, Themsewasser und möglicherweise ein ganz leichter Duft nach Petroleum.

    »Ich rieche Petroleum; vielleicht von einer Öllampe«, sagte ich leise.
    Bei der Untersuchung seiner Hände fand ich oberflächliche Kratzer, Schwellungen und Abschürfungen auf den Knöcheln seiner rechten Hand. Vielleicht von einem Faustkampf, nur ein paar Tage vor seinem Tod – eigenartig angesichts seiner augenscheinlichen Schwäche. Seine Hände schienen einmal rau und stark gewesen zu sein, aber er musste schon eine ganze Weile nicht mehr hart gearbeitet haben, da die Hornhaut der Schwielen sich bereits ablöste. Seine Fingernägel waren an vielen Stellen verfärbt, ein Zeichen dafür, dass er vor der Cholerainfektion wochenlang unterernährt und krank gewesen sein musste. Während dieser letzten Monate lebte er anscheinend in großer Armut, und ich fragte mich, woher er wohl kam. Die Kleidung wirkte abgetragen und war ihm inzwischen zu groß, Schmutz aus dem Fluss hatte sich darin gesammelt. Ich untersuchte die Ärmel, drehte seine Hand herum und fand hellrote Abschürfungen an den Handgelenken.
    »Fesselabdrücke«, sagte Holmes. »Der Mann war ein Feldarbeiter, hat aber vor drei oder vier Monaten seine Anstellung verloren.«
    »Könnte hinkommen«, sagte ich. Der Detektiv hatte offenbar seine Schlussfolgerungen aus Kleidung, Stiefeln und Händen des Toten gezogen.
    »Der Mann könnte auch einen anderen körperlich anstrengenden Beruf gehabt haben, Mr Holmes. Arbeiter im Kohlebergwerk zum Beispiel. Die Kleidung gehört nicht notwendigerweise ihm selbst.«
    Holmes richtete sich auf und zog eine Augenbraue hoch. »Ich denke, wir können davon ausgehen, dass er diese Stiefel seit mindestens zehn Jahren besaß«, sagte er,während er der Leiche einen Stiefel auszog und ihn neben den Fuß hielt. Die Sohle bestand nur noch aus einer dünnen Schicht Gummi, ein großes Loch klaffte an der Stelle, an der sich die Ferse befunden hatte. Man erkannte

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