Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
fast den Eindruck eines Buben nach einem besonders bösen Streich. „Ich hoffe, du siehst ein, was du angerichtet hast, Don“, sagte ich ruhig. Ich wollte es ihm nicht ersparen. Vielleicht würde er auf diese Weise endlich einsehen, daß ich ohne ihn vorgehen mußte?
Er zuckte mit den Achseln. „Okay, ich sehe es ein, mein Freund. Versetze dich aber bitte einmal in meine Lage. Ich komme herein, sehe dich dastehen, als habe man dir eine runtergehauen, und eine Frau wälzt sich scheinbar unter höllischen Schmerzen auf deiner Koje. Ohne daß du scheinbar gewillt bist, einzugreifen. Ich wollte eben helfen.“
„Ja, du wolltest helfen, genauso wie du mir helfen willst gegen die Teufelsanbeter. Dabei wäre der Fall jetzt so gut wie erledigt, wenn du nicht eingegriffen hättest. Siehst du endlich ein, daß ich dich dabei nicht gebrauchen kann? Es dient deinem eigenen Schutz. Hier sind Kräfte am Werk...“
„Ach, hör endlich auf damit, Mark!“ sagte er ärgerlich. „Wenn du mich nicht so behandelt hättest, wäre es nicht zu diesem schlimmen Fehler von mir gekommen. Ich habe dir bewiesen, daß du dich auf mich verlassen kannst, bei allem, was wir bereits durchgestanden haben. Und ich habe schon angedeutet, daß ich anscheinend ein ganz besonderes Glück habe, wenn es um mein Überleben geht. Ich bin ein erwachsener Mann. Du solltest mir nicht vorschreiben wollen, was gut ist für mich und was nicht! Das hat keiner gern. Auch du nicht!“
Ich runzelte die Stirn. „Du bist sturer als ich dir zugetraut hätte. Dein Fehler, Don, ist, daß du eine Menge Erfahrungen gesammelt hast in deinem Leben. Ja, genau, du hast richtig gehört: In diesem besonderen Fall ist dies ein Fehler. Denn du handelst, wie du es gewöhnt bist. Das wäre in allen anderen Fällen genau das Richtige, aber nicht, wenn es um so etwas geht, was uns bevorsteht. Du bist dabei ein blutiger Anfänger mit Reaktionen, die unberechenbar sind. Damit wärst du eher eine Belastung als eine Hilfe.“
„Danke für die Blumen!“ Don Cooper nickte zu diesen Worten. „Das war deutlich genug. Also gut, ich gehe. Du hast mich überzeugt: Ich bin dir nur im Weg. Mark Tate, der große Einzelgänger, der keine Hilfe braucht. Auch keine Freunde, wie ich vermute! Na, auf mich kannst du ja locker verzichten. Das habe ich begriffen. Lebe wohl, großer Privatdetektiv! Möge dein Schavall mit dir sein. Der einzige anscheinend, dem du vertraust...“ Er wandte sich brüsk ab und ging zur Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Moment noch!“ rief ich ihm nach. Er blieb tatsächlich stehen, mit dem Rücken zu mir. „Ich will dich noch warnen, Don!“ sagte ich eindringlich. „Durch dein Eingreifen ist es möglich, daß der Dämon sich dein Gesicht gemerkt hat. Dadurch bist du zu einem potentiellen Gegner für ihn geworden.“
Mit einem Ruck wandte er sich mir wieder zu. „Ich war dein Freund, Mark Tate, als du mich gebraucht hast. Und jetzt, wo ich mich für immer von dir verabschiedet habe, erklärst du mir so ganz nebenbei, sozusagen im Plauderton, daß es gar nichts mehr nutzt, wenn ich einfach weggehe. Daß ich schon mit drinhänge, sozusagen. Eine Gefahr vielleicht, schlimmer noch als der Tod. Aber was spielt es für dich noch für eine Rolle? Du hast mich ja zum Abschied gewarnt. Danke, das ist ja eine wahrhaft professionelle Hilfe. Eines Helden wahrhaft würdig. Weiter willst du ja nichts für mich tun. Schickst mich weg, angeblich, weil es besser so ist für mich. Obwohl ich dir einfach nur im Weg bin. Und was hätte ich für eine Chance - ohne dein Fachwissen? Ja, welche habe ich denn jetzt überhaupt noch? - Aber dir ist das ja scheißegal!“ Er wandte sich wieder ab und verließ die Kajüte.
Ich schaute ihm nach, schaute auf die Tür, die er hinter sich geschlossen hatte, und ich fühlte mich ganz abscheulich dabei. Denn ich wußte auf einmal, daß er recht hatte mit seiner Anklage: Ich benahm mich unmöglich - eigentlich! Und das, was wir gemeinsam durchgemacht hatten - allein in Indien... Ich bereute es auf einmal zutiefst, ihn so behandelt zu haben. Nein, das war falsch, ganz und gar falsch. Und dennoch blieb ich, wo ich war. Ich eilte ihm nicht hinterher, um mich zu entschuldigen, sondern ich war der Meinung, einen einmal gefaßten Entschluß nicht wieder rückgängig machen zu können - nur wegen freundschaftlicher Gefühle! Es gelang mir einfach nicht, meinen Stolz zu überwinden. Dieser elende Stolz, der einen Mann so oft zwingt, schlimme
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