Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
einen Seufzer aus. Ihre Augen schlossen sich sekundenlang. Dann blinzelte sie. Schließlich schaute sie verständnislos um sich. Mit einem Ruck richtete sie sich auf.
Ich drückte sie wieder auf das Lager zurück. „Ruhig Blut!“ riet ich ihr dabei.
„Was - was war denn los gewesen?“ stammelte sie: „Wie - wie komme ich überhaupt hierher?“
Ich überlegte, ob ich ihr die Wahrheit sagen sollte. Und da war auch noch Don Cooper. Es gefiel mir ganz und gar nicht, daß er Zeuge der Ereignisse geworden war. Aber das war ja jetzt nicht mehr zu ändern. Mein Zorn auf ihn war inzwischen wieder halbwegs verraucht. Er half mir dabei, indem er sich sehr zurückhaltend verhielt.
„Sie hatten Verbindung mit Edgar!“ sagte ich.
May Harris runzelte die Stirn. Ich entfernte den Lappen. Ihr Gesicht war jetzt nicht mehr heiß. Überhaupt machte sie einen ganz normalen Eindruck, als sei überhaupt nichts geschehen. Und dann erschrak sie sichtlich. „Gott, Sie haben ja recht!“ rief sie aus. „Ich spürte auf einmal seine Anwesenheit und dann... Ich - ich weiß nicht mehr, was danach geschah.“
Ich nickte. „Sie kamen zu mir und erzählten es mir. Geschickt. Ich muß diesem Edgar meine Anerkennung aussprechen. Er ist nicht nur mächtig, sondern auch überaus gewitzt. Ein gefährlicher Gegner, den wir nicht unterschätzen dürfen. Er nahm Besitz von Ihnen und zwang Ihre Schritte zu mir. Allerdings schöpfte ich Verdacht. Sie benahmen sich seltsam, für meinen Geschmack. Um die Probe aufs Exempel zu machen, gab ich Ihnen eines meiner magischen Hilfsmittel. Damit bekam der Untote eine gehöre Nuß zu knacken.“
Das Fehlverhalten von Don Cooper erwähnte ich lieber nicht. Es war, wie es war. Ich mußte es so akzeptieren, auch wenn es mir nicht paßte. Mir wäre zwar lieber gewesen, Don Cooper hätte den Vorgang nicht gestört und dieser Edgar Harris wäre endgültig vernichtet, aber das war nun mal nicht mehr zu ändern...
Als sich May Harris abermals anschickte, aufzustehen, hinderte ich sie nicht mehr daran. Sie rückte die Brille zurecht und griff sich an die Stirn. Dann schüttelte sie den Kopf. „Mir schwindelt ein wenig. Sonst scheine ich alles gut überstanden zu haben.“ Jetzt brachte sie sogar ein dünnes Lächeln zuwege. „Sie haben sich zum ersten Mal bewährt, Mr. Tate - in meinem Fall jedenfalls. Ohne Sie wäre ich jetzt längst verloren.“
Ich beschloß, sie schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, denn übertriebene Zuversicht würde eher schädlich sein. „Machen Sie sich bitte keine falschen Hoffnungen, Mrs. Harris“, mahnte ich also. „Überlegen Sie mal, wie weit wir noch von London entfernt sind. Es sollte Ihnen zu denken geben, wieviel Macht der Dämon hat, der einmal Ihr Mann gewesen ist. Wenn man noch bedenkt, daß wir hellichten Tag haben und ihn dies offenbar kaum mehr beeinträchtigt, obwohl er ein Untoter ist, bekommt man einen Eindruck von seinen wahren Möglichkeiten. Glauben Sie wirklich, daß wir in London noch immer so erfolgreich gegen ihn ankämpfen können?“ Sie begann wie auf Kommando zu zittern. Angst schüttelte sie. Ich bereute sofort meine Worte und legte beruhigend die Hand auf ihren Unterarm. „Na, jetzt brauchen Sie nicht gleich durchzudrehen, Mrs. Harris. Wir müssen halt den Dingen ins Auge sehen.“
Ich wandte mich meinem Köfferchen zu, das noch immer auf dem Tisch stand und wie durch ein Wunder von den Ereignissen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Ich kramte eine sogenannte Gnostische Gemme hervor. Sie konnte als magisches Hilfsmittel recht wertvolle Dienste leisten. Ich zeigte sie May Harris. „Tragen Sie das künftig bitte immer um Ihren Hals! Legen Sie es niemals ab, unter keinen Umständen, weder am Tag, noch in der Nacht. Duschen Sie damit, baden Sie damit! Ich glaube zwar nicht, daß es letztlich genügt, diesen Edgar ganz und für immer von Ihnen fernzuhalten, aber es wird ihm unmöglich werden, noch einmal Besitz von Ihnen zu ergreifen, ohne mit Ihnen in unmittelbare Berührung zu kommen.“
Ich verwendete noch eine ganze Menge beruhigender Worte. Dann schaffte ich es endlich, May Harris in ihre eigene Kabine zurückzuschicken. Ich versprach ihr, vor Anlegen des Schiffes auf jeden Fall noch einmal mit ihr zu sprechen, und ließ mir zu diesem Zweck auch endlich von ihr die Kajütennummer geben und auch den Weg dorthin beschreiben.
*
Endlich hatte ich mein Ziel erreicht und war mit Don Cooper allein. Er machte
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