Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
gegessen. Als sie fertig war, fühlte sie sich wie neugeboren. Voller Tatendrang sprang sie auf. „So, jetzt kann der Tag beginnen.“
Angel Luzifer betrachtete sie wohlgefällig. „Was wollen Sie als erstes tun?“ erkundigte er sich in fast väterlich anmutender Anteilnahme.
Sie runzelte die Stirn. „Ich weiß noch nicht.“
„Also darf ich einen Vorschlag machen, ja?“
„Ist mir recht.“
„Wir gehen erst einmal ins Theater hinüber. Die Mitglieder des Ensembles sind vollzählig vorhanden. Da werden Sie gleich alle kennenlernen. Das wird Sie vielleicht eine Stunde in Anspruch nehmen.“
„Sagen Sie, eine Schule gibt es hier ja wohl auch, oder?“
„Selbstverständlich gibt es die. Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Wollen Sie Ihre Tochter schon anmelden?“
„Das könnte ich eigentlich.“
„Dann wollen Sie wirklich hier wohnen bleiben?“
„Warum nicht?“ machte Kathryn leichthin.
Die Augen Luzifers strahlten vor echter Begeisterung. „Dann, meine Liebe, ist ja alles in bester Butter. Kommen Sie, Ihre neuen Kollegen werden begeistert sein!“
Sie gingen gemeinsam hinaus. Der Park duftete herrlich. Vögel zwitscherten fröhlich ihre Lieder. Kathryn genoß die herrliche Umgebung. Sie benutzten einen Seiteneingang ins Theater. Bevor sie eintraten, sah Kathryn zufällig empor. Da war eines der Fenster. Deutlich sah sie hinter der Scheibe das Gesicht einer uralten Frau. Die Augen leuchteten wie glühende Kohlenstücke. Jetzt lachte sie. Dabei wurden ihre lückenhaften schwärzlichen Zähne sichtbar. Ihr Gesicht wurde zu einer haßerfüllten Grimasse. Ihre rechte Hand, die einer Klaue glich, kratzte an der Scheibe. Und dann war das Bild plötzlich verschwunden. „Was - was war das?“ stotterte Kathryn Warner.
Angel Luzifer war schon vorausgegangen. Jetzt drehte er sich erstaunt um. „Was haben Sie denn auf einmal?“
„Ich - ich habe etwas gesehen.“
„Na, was denn?“r
„Ich - ich weiß nicht recht. Ein - ein uraltes Weib. Das Gesicht war voller Haß. „
Luzifer schüttelte verwirrt den Kopf und kam zurück. Suchend blickte er an der Fassade empor. „Wo haben Sie das denn gesehen?“
Kathryn deutete mit zitternder Hand hinauf. „Da oben, hinter der Scheibe dieses Fensters.“
„Sie müssen sich geirrt haben. Die Scheibe ist von innen gestrichen. Sie ist völlig undurchsichtig.“
„Was liegt dahinter?“ fragte Kathryn bang.
„Ein kleiner Abstellraum, sonst nichts. Alt war die Frau, sagen Sie?“
„Ja, sie schien uralt.“
Angel Luzifer zuckte die Achseln. „Nun, das kann eine der Putzfrauen gewesen sein. Da sind alle Semester vertreten.“
„Sie sagten doch, die Scheibe sei blind.“
„Möglicherweise haben Sie sich im Fenster geirrt?“
Damit war für den Mann die Sache abgetan. Er ging durch die Tür in das Innere des Gebäudes. Kathryn folgte ihm widerstrebend. Aber sie hatte den Zwischenfall relativ schnell wieder vergessen, nachdem sie das Innere des Theaters gesehen hatte. Sie war überwältigt. Angel Luzifer führte sie in den großen Zuschauerraum. Er war ganz in himmelblau gehalten. Überall befanden sich kostbare, wenn auch recht eigenartig erscheinende Ornamente. Die Brüstungen der Logen schienen aus purem Gold zu bestehen. Eine unbeschreibliche Schönheit. Der Zuschauersaal konnte mindestens tausend Menschen fassen.
„Oh, wie wunderbar!“ rief Kathryn Warner enthusiastisch aus. Sie suchte den Blick Luzifers. „Ich habe eine große Bitte.“
„Nur zu, meine Liebe, Ihnen kann ein Mann wohl schwerlich eine Bitte abschlagen.“
„Wann ist die nächste Vorstellung?“
„Heute abend.“
„Darf ich - darf ich hier sein? Darf ich dem Schauspiel beiwohnen?“
„Das werden Sie sogar müssen, meine Liebe.“
„Wie meinen Sie das?“
„Na, Sie sind gut. Schließlich sind Sie unsere Hauptdarstellerin!“
„Wie bitte? Soll das etwa heißen, ich soll heute abend schon auftreten? Ich habe da eher an die Rolle einer Zuschauerin gedacht.“
Luzifer lächelte entwaffnend. „Nein, Sie sind unsere neue Primaballerina, und ich sehe nicht ein, warum wir zögern sollen, Sie unseren treuen Zuschauern vorzustellen.“
Kathryn war fassungslos. „Aber - aber ich habe doch eine kleine Ewigkeit nicht mehr getanzt. Zugegeben, ich war stets bemüht gewesen, mich einigermaßen beweglich zu halten, aber zum Einstudieren einer Hauptrolle brauche ich ein paar Wochen härtester Arbeit.“
„Das werden Sie nicht brauchen. Heute abend bereits werden
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