Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Sie perfekt sein.“ Angel Luzifer sagte das zuversichtlich, und es lag soviel Bestimmtheit in seiner Stimme, daß Kathryn tatsächlich nicht mehr zu zweifeln wagte. Er winkte ihr zu. „Kommen Sie mit, Miß Warner, wir gehen in den Trainingssaal. Die anderen Tänzer und Tänzerinnen sind schon bei der Arbeit.“
Kathryn folgte. Es war vergessen, daß sie noch zur Schule hatte gehen wollen, um ihre Tochter anzumelden. Der Trainingssaal lag ein Stockwerk tiefer. Zum Ensemble gehörten über sechzig Mitglieder. Alle Rassen waren vertreten. Es gab ein großes Hallo, als Luzifer mit Kathryn eintrat. Die ehemalige Primaballerina wurde an alte Zeiten erinnert. Sie wurde jedem einzeln vorgestellt, doch war es ihr unmöglich, auch nur ein einziges Gesicht oder auch nur einen Namen zu behalten... Als sie am Ende nebenan im Umkleideraum war, erwachte sie wie aus einem Traum.
„Ich lasse Sie jetzt allein, Miß Warner. Dort drüben liegt ein neues Trikot. Es ist für Sie. Ziehen Sie sich um und kommen Sie dann herüber. Die anderen freuen sich, daß sie mit Ihnen zusammenarbeiten dürfen.“
Kathryn zog sich mechanisch um, als Luzifer den Raum verlassen hatte. Sie hörte nebenan fröhliche Stimmen. Ein Klavier spielte. Der Choreograph gab seine Anweisungen. In der Tat war Kathryn noch nie in ihrer jahrelangen Laufbahn einer solch offenen und ehrlichen Herzlichkeit begegnet wie hier an diesem Theater. Niemand schien ihr zu neiden, daß sie heute abend die Hauptrolle übernehmen würde.
*
Kathryn Warner arbeitete sehr hart. Sie legte wenig Pausen ein. Zwischendurch aß sie kaum etwas. Trotz der ungeheuren Strapazen, die sie ihrem Körper zumutete, ermüdete sie nicht. Unerschöpfliche Kräfte schienen in ihr zu schlummern. Am Abend schließlich gingen sie hinauf zur Generalprobe. Kathryn erlebte alles wie in einem unwirklichen Traum. Und doch mußte es Wirklichkeit sein. Sie bekam ein neues Trikot verpaßt, nachdem sie sich geduscht hatte. Danach wurde sie geschminkt und mußte ein Phantasiegewand anprobieren. Es paßte nicht richtig. Luzifer versprach, daß es bis zum Hauptauftritt geändert wäre.
In diesem Zusammenhang erfuhr Kathryn auch endlich, wann die Eröffnung stattfinden sollte: Um Mitternacht. Eine ungewöhnliche Zeit, aber im gewissen Sinne war hier alles ungewöhnlich.
45. Kapitel
Sie erreichten zu zweit die Lichtung: Pete Davis und Tab Furlong. Ihre einzigen Waffen waren die beiden gnostischen Gemmen, von denen jeder eine an einer Kette um den Hals trug, und dazu ein Medaillon und das hölzerne Kreuz mit dem ehernen Heiland.
Tab Furlong hörte die wispernde Stimme von Kathryns Mann in seinem Innern aufklingen. Er hatte ihm unterwegs bereits eine detaillierte Liste aller Teufelsanbeter diktiert. Der Yard würde tätig werden können. „Ihr müßt euch beeilen. Die Zeit ist günstig. Gerade ist Generalprobe. Sie haben Kathryn ganz in der Hand, müssen sich aber auf sie konzentrieren. Der Höhepunkt der Versammlung beginnt erst um Mitternacht. Noch sind keine der führenden Dämonen zum Pandämoniumshöhepunkt im Theater. Sie befinden sich an einer anderen Stelle des Ortes und bereiten sich in einer gemeinsamen Sitzung auf die Ereignisse vor. Niemand wird euch in die Quere kommen können, außer den Tänzern.“
Tab Furlong kannte bereits den Weg. Seine Vorsicht wäre nicht notwendig gewesen. Er stand unvermittelt auf einer breiten Straße, die steil abwärts in ein Tal führte. Eigenartiges Licht überall, das alles relativ gut ausleuchtete. Pete tauchte hinter Tab scheinbar aus dem Nichts auf. Sie rannten zum Theater hinunter. Der Haupteingang stand offen. Sie übersprangen die wenigen Stufen mit weiten Sätzen. Es war nicht schwer, den großen Saal zu finden. Sie brauchten nur der Musik zu folgen.
Sie blieben stehen, als wären sie gegen eine Mauer gelaufen. Kathryn Warner tanzte auf der Bühne. Sie erschien traumhaft schön. Sie tanzte mit träumerischem Gesichtsausdruck. Die Tänzer um sie herum waren keine Menschen, sondern geisterhafte Schemen.
Tab und Pete liefen weiter. „Kathryn!“ schrie Tab, als sie nur noch wenige Schritte von der Bühne entfernt waren. Sie schien aus einem Traum zu erwachen und blickte sich verwirrt um. „Kathryn!“ Die Tanzenden erstarrten in der Bewegung. Einige fauchten wütend und wollten sich auf die beiden Eindringlinge werfen. Es waren rund sechzig. Die beiden Polizisten hätten keine Chance gegen sie gehabt.
Plötzlich ging die
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