Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Cooper erzählte, ist der eigentliche Verursacher. Er ist nicht wirklich debil,sondern erscheint nur so. Ein wüster Kerl war das zu Lebzeiten. Seine liebste Beschäftigung war das Vergewaltigen junger, unschuldiger Mädchen. Er war der Herr von Pannymoore gewesen. Niemand wagte es, sich ihm zu widersetzen. Bis er auf eine alte Kräuterhexe stieß. Sie hatte eine Pflegetochter, die wahrscheinlich dazu auserkoren war, einmal in ihre Fußstapfen zu treten. Man sagte der Kräuterhexe magische Fähigkeiten nach, und es zeigte sich, daß sie diese auch tatsächlich besaß. Der furchtbare Lord Burgess von damals vergriff sich an der Pflegetochter. Da sie sich gegen ihn wehrte, wurde er brutal - und vergewaltigte sie schließlich. Wütend wegen ihrer ungebrochenen Widerspenstigkeit, wollte er das arme Ding sogar umbringen. Er hätte es auch wahrscheinlich getan, hätte die Hexe es nicht rechtzeitig vereitelt. Und dann verfluchte sie ihn!“
„Das kann doch wohl nicht sein: Wie kam es dann, daß auch die Nachfahren verflucht wurden, die eine Frau heirateten, die nicht standesgemäß war?“
„Befreie mich von meinen Qualen! Ich halte es nicht mehr länger aus. Dann kann ich dir noch viel mehr berichten!“ lockte sie mich. Aber ich ließ mich nicht beirren.
„Ich würde dich ja befreien, doch das steht im Moment nicht in meiner Macht. Außerdem würdest du augenblicklich den Kontakt mit mir verlieren.“
Sie stöhnte laut. Niemand in der Bar war bisher auf uns aufmerksam geworden. Die Unterhaltung verlief telepathisch, konnte also von niemandem gehört werden, und gottlob hatten wir uns eine Ecke ausgesucht, die nicht von überall aus einsehbar war. Abends diente sie bestimmt als lauschiges Plätzchen für Verliebte.
„Also gut!“ ächzte der Geist. „Ich - ich will es dir näher erklären, Fremder: Der Fluch besagt, daß Lord Burgess unfähig sein sollte, jemals wieder sein Anwesen zu verlassen. Er sollte ewiger Gefangener seines eigenen Hauses bleiben. Frauen sollten das Schloß meiden, wobei seine Gelüste sich noch verstärken sollten - Gelüste, die von nun an stets unbefriedigt bleiben mußten. Die eigene Frau sogar sollte ihn verachten und verabscheuen.
Der Fluch wirkte. Lord Burgess konnte dagegen unternehmen, was er wollte. Seine Frau, die indirekt in Mitleidenschaft gezogen wurde, machte ihm den Vorschlag, die Scheidung einzureichen. Sie redete ihm ein, das sei die einzige Möglichkeit, auszubrechen. Außerdem könnte er dann der Hexe eins auswischen, denn in dem Fluch war nicht enthalten, daß er nicht mehr heiraten dürfte.
Inzwischen hatte die Pflegetochter der Hexe ein Kind bekommen - ein Kind, dessen Vater Lord Burgess war. Das Kind war schwachsinnig und gräßlich mißgestaltet. Die Hexe brachte es eigenhändig zum Schloß. Dort erfuhr sie, daß die Schloßherrin sich auf die Seite des Lords geschlagen hatte, um ihr eins auszuwischen. Das brachte sie gegen die ganze Familie auf. Sie zeigte das Kind und erweiterte ihren Fluch.
In der Schloßhalle hat sie damals gestanden. Der Lord und seine Frau sollten nie mehr ihre Ruhe finden. Die Kinder und Kindeskinder allerdings sollten von dem Fluch nur betroffen werden, wenn sich ein weiterer Burgess anmaßen würde, eine Frau zu schwängern, die nicht seines Standes entsprach, und wenn diese Frau dann auch noch freiwillig die Verbindung mit dem Lord eingehen würde, sollte auch sie von dem Fluch betroffen sein.
Es ist heute nicht mehr im Detail rekonstruierbar, was die Alte alles gezetert hat. Tatsache ist, daß keiner der Nachfahren des Lords letztlich die ewige Ruhe bekommen hat. Sie geistern noch alle im Schloß herum, treten allerdings nur dann auf, wenn der Fluch erneut in Kraft tritt. Ansonsten überbrücken sie zeitlos und unbewußt die Jahre. Deshalb auch der Zorn auf Frank und mich: Wir haben die Geister wieder geweckt, haben sie erneut ihrer Lage bewußt gemacht.“
„Was geschah anschließend mit der Hexe?“ fragte ich.
„Der Lord erschlug sie mitsamt dem unschuldigen Kind, das er gezeugt hatte. Damit aber konnte er den Fluch nicht mehr rückgängig machen. Er bekam furchtbare Wirkung und ist eben noch heute gültig. Die letzten Jahre seines Lebens hat der Lord gezwungenermaßen auf dem Schloß verbracht. Dabei verwirrte sich allmählich sein Geist. Eines Tages brachte seine eigene Frau ihn um. Es heißt, er habe sie anschließend zu sich ins Grab geholt.“
„Hatten sie denn Kinder?“
„Ja, aber die wußten von den Ereignissen
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