Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Vorratsräume. Studenten in unterschiedlichster Kleidung lehnten in den offenen Türen. Ein Stallknecht nahm ihnen ihre Pferde ab. Als Corbett abstieg, wurden die Studenten neugierig, steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Ein Ziegel sauste über sie hinweg, und eine Stimme mit einem walisischen Akzent rief: »Die Spürhunde des Königs sind da!«
    Ranulf legte eine Hand auf seinen Dolch. Im Hof wurde es still. Weitere Studenten waren ins Freie getreten. Ein großer und stämmiger junger Mann strich sich seine Mähne aus seinem geröteten Gesicht und kam auf sie zu. Er trug die Kleider der Studenten, die ihren Unterhalt selbst bezahlen — enge Beinkleider, weiche Lederstiefel und über einem Umhang, der nur bis knapp über den vorstehenden Hosenbeutel reichte, ein weißes Hemd aus Kambrik. An einem breiten Ledergürtel hingen, durch Ringe geschoben, ein Schwert und ein Dolch. Er schlenderte heran, und die anderen folgten ihm.
    Der Stallbursche führte eilig die Pferde weg, und die Studenten umringten Corbett und seine Gefährten.
    »Ein schöner Tag«, sagte Corbett und warf seinen Umhang zurück, damit die Studenten sein Schwert sehen konnten. »Solltet Ihr nicht bei Euren Studien sein? Die niederen Künste, die höheren Künste, die Grammatik und die Logik? Um den unsterblichen Aristoteles zu zitieren: >Die Wahrheit suchen und Gutes tun.<«
    Der Anführer der Studenten blieb verblüfft stehen. Er hätte gerne etwas Unverschämtes zurückgegeben, aber Corbett drohte ihm mit dem Finger.
    »Ihr habt Euer Abc-Buch nicht gründlich genug studiert, Sir.«
    »Das stimmt«, erwiderte der junge Mann träge. Seine Stimme verriet einen weichen walisischen Akzent. »Wir wurden die ganze Zeit durch das ständige Kommen und Gehen der neugierigen Beamten des Königs gestört.«
    »In diesem Fall«, Ranulf erhob die Stimme und trat vor, »wäre es vielleicht angebracht, wenn Ihr Euch uns anschließen würdet, um diese Sache vor Ihrer königlichen Hoheit in Woodstock zu erörtern.«
    »Edward von England interessiert mich nicht«, entgegnete der Bursche und drehte sich grinsend zu seinen Gefährten um. »Llewellyn und David sind unsere Prinzen.«
    »Das ist Hochverrat«, erwiderte Ranulf.
    Der Anführer der Studenten trat einen Schritt vor. »Ich heiße David ap Thomas«, verkündete er finster. »Was ist los, Schreiber, habt Ihr etwas gegen die Waliser?«
    »Ich liebe sie«, meinte Corbett und legte Ranulf eine Hand auf die Schulter, um ihn zurückzuhalten. »Ich bin mit Lady Maeve ap Llewellyn verheiratet. Ihr Uncle Morgan ist dadurch mit mir verwandt. Ja, ich habe gegen die Waliser gekämpft, aber sie waren richtige Kämpfer, keine Schwätzer.«
    Der Student sah ihn überrascht an.
    »Jetzt«, fuhr Corbett fort, »macht Ihr mir entweder den Weg frei, Sir, oder...«
    »Laßt ihn, ap Thomas!« rief jemand.
    Richard Norreys drängte sich durch die Menge. Die Studenten gingen ihres Weges, aber nicht etwa, weil Norreys auf der Bildfläche erschienen war, sondern weil Corbett für sich in Anspruch nehmen konnte, mit einer der führenden Familien in Südwales verwandt zu sein. Unter Entschuldigungen führte Norreys Corbett und seine Gefährten über den Hof in den Aufenthaltsraum im Untergeschoß des Wohnheims. Die Diele war ziemlich schmutzig, ihre weißgekalkte Wand fleckig, aber der Wohnraum war gemütlich. Der Fußboden aus Sandsteinquadern war geschrubbt, und Gobelins, Wappenschilder und Waffen hingen an den Wänden. Norreys wies sie zu einem Tisch und gab einem Diener ein Zeichen, Weißwein und gebrannte Mandeln zu bringen.
    »Ich muß mich wirklich für ap Thomas entschuldigen.« Sein Atem ging schwer, als er sich neben Corbett an den Tisch setzte. »Er ist von walisischem Adel und spielt gerne den Maulhelden.«
    »Sind hier viele Waliser?« fragte Ranulf.
    »Eine ganze Menge«, antwortete Norreys. »Als Henry Braose das College gründete und dieses Gästehaus kaufte, wurde in der Stiftungsurkunde besondere Rücksicht auf Studenten aus den Grafschaften Südwales genommen.« Norreys lächelte. »Braose hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Waliser, die er umgebracht hatte... aber haben wir das nicht alle, Sir Hugh?«
    Eine Weile sprachen sie über die Feldzüge des Königs nach Wales. Norreys erinnerte sich an die nebligen Täler, die heimtückischen Moore, die plötzlichen Angriffe und die lautlosen walisischen Krieger, die sich nachts in das Lager des Königs schlichen, um Kehlen durch- oder ganze Köpfe

Weitere Kostenlose Bücher