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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Zimmer zurück. Er versicherte sich, daß Maltote zugedeckt war, trat dann ans Fenster und öffnete die Läden. Durch die schießschartenschmale Fensteröffnung schaute er in den Sternenhimmel. Er war froh, wieder im Auftrag des Königs unterwegs zu sein und Leighton mit seinen einsamen Feldern und Wäldern hinter sich gelassen zu haben. Doch was noch wichtiger war — neue Türen würden sich öffnen, und Ranulfs Ehrgeiz, die steile und stellenweise glatte Karriereleiter weiter zu erklimmen, war ungebrochen. Er war zu stolz, sich Corbett gegenüber zu beklagen, und zu dankbar, es seinem Herrn und Lady Maeve allein zu überlassen, für sein Wohlergehen zu sorgen. Die Ankunft des Königs in Leighton hatte das alles verändert. Gerade bevor der König wieder aufgebrochen und Corbett anderweitig beschäftigt gewesen war, hatte Edward Ranulf am Ärmel gezogen. Er hatte ihn in eine Ecke geführt und laut erklärt, er wisse da eine Geschichte über einen bestimmten Bischof, mit dem sie beide bekannt seien. Als sie endlich in einem schmalen Gang außer Sicht waren, war die Stimmung des Königs umgeschlagen.
    »Sir Hugh geht es doch gut, Ranulf?«
    »Ja, Euer Gnaden, er ist Euch so ergeben wie früher, macht sich aber Sorgen um Lady Maeve und verträgt deswegen Blutvergießen und Krieg nicht mehr so gut wie andere Männer.«
    Der König hatte Ranulf einen Arm umgelegt, und seine Finger hatten sich in seine Schulter gekrallt.
    »Aber du, Ranulf, du bist doch nicht so, mein Beamter des Grünen Siegels?«
    »Jeder Mann geht seinen eigenen Weg, Euer Gnaden!«
    »Das ist allerdings so, Ranulf, und manchmal geht man allein. Wenn Corbett nicht auf Dauer in meine Dienste zurückkehren will«, hatte der König noch gemeint, »dann mußt zumindest du das tun.« Der König hatte gelächelt. »Ich kann den Ehrgeiz in deinen Augen sehen, Ranulf-atte-Newgate. Er brennt dort wie eine Flamme. Französisch und Latein beherrschst du doch jetzt? Und Briefe auf setzen und siegeln kannst du auch? Außerdem bist du flink, hast ein scharfes Auge, bist gewitzt und schreckst auch nicht davor zurück, die Feinde des Königs in eine Falle zu locken und umzubringen?«
    »Was Euer Gnaden denken, können Euer Gnaden glauben.«
    Der Griff des Königs lockerte sich. Er zog Ranulf noch näher an sich heran.
    »Corbett ist ein guter Mann«, flüsterte Edward. »Loyal und ehrlich. Er setzt sich leidenschaftlich für das Gesetz ein. Er wird nach Oxford gehen und dort den Bellman stellen. Das weiß ich. Du jedoch, du bekommst eine besondere Aufgabe.«
    »Euer Gnaden?«
    »Ich will nicht, daß der Bellman nach Süden vor das Höchste Gericht in Westminster gebracht wird. Ich will ihm nicht die Möglichkeit geben, mich und alle Leute über den gesegneten de Montfort zu belehren!« fauchte er. Dann hielt er inne, den Blick immer noch auf Ranulf gerichtet.
    »Euer Gnaden?«
    »Euer Gnaden!« äffte ihn Edward nach. »Was Euer Gnaden wollen, Ranulf-atte-Newgate, ist, daß du den Bellman tötest, wenn ihn Corbett gestellt hat! Verstehst du das? Du sollst die gesetzliche Hinrichtung im Namen deines Königs ausführen!«
    Edward hatte ihn daraufhin freundschaftlich weggestoßen und war zu seinen Gefährten zurückgekehrt. Dieses Gespräch hatte Ranulfs Ehrgeiz nur noch weiter angefacht. Er machte sich jedoch auch Sorgen. Der König hatte ihm etwas verschwiegen. Ranulf trommelte auf den Griff seines Dolches. Der Bellman hatte es darauf abgesehen, sowohl die Krone als auch Sparrow Hall in Verruf zu bringen. Und was war dazu besser geeignet, als den höchsten Beamten des Königs zu ermorden? Ranulf schloß die Fensterläden. Er zog seine Stiefel aus und warf sich aufs Bett. Er lag eine Weile da und dachte nach und löschte dann erst die Kerze. Ihm kamen ap Thomas und die Studenten im Refektorium in den Sinn. Irgendwann ziemlich bald mußte er herausfinden, warum ap Thomas und seine Freunde nasses Gras an ihren Stiefeln und Gamaschen gehabt hatten. Das Wohnheim hatte keinen Garten, und die Straßen von Oxford waren unbefestigt und voller Schmutz. War ap Thomas etwa draußen auf dem Land gewesen? Dort, wo die schrecklich verstümmelten Leichen gefunden worden waren? Und was hatten die Amulette zu bedeuten, die die Studenten um den Hals trugen?

    Corbett kniete in einer Seitenkapelle der St. Michael’s Church, die den Schutzengeln geweiht war. Am Hochaltar feierte der Priester seine einsame Frühmesse. Corbett schaute über die Schulter und grinste. Maltote lehnte mit

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