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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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war.
    »Sie werden mich eine intrigante und bösartige alte Hexe nennen«, sagte sie. »Wißt Ihr, was ich denke, Corbett?« Sie hielt inne und spielte mit der Kordel, die sie um die Taille trug. »Ich denke, der Bellman wird kommen. Er hat es vielleicht auf Euch abgesehen, Sir Hugh, aber vergeßt nicht, ich bin die Schwester von Henry Braose.« Sie richtete sich hoch auf. »Ich weiß, daß er mich nicht am Leben lassen wird!«

.6.

    Corbett verließ die Bibliothek. Master Moth drängte sich an ihm vorbei, so eilig hatte er es, wieder zu seiner Herrin zu kommen. Ranulf salutierte.
    »Denkt Euch nichts dabei, Herr. Moth ist wie ein Kind. Lady Mathilda ist für ihn wie eine Mutter und Göttin. Er hat an der Tür gekratzt, so groß war seine Sehnsucht.«
    »Ich weiß«, erwiderte Corbett. »Sie hat Angst. Sie glaubt, daß der Bellman eine Liste hat und daß ihr Name da drauf steht.«
    Ein Diener erwartete sie, um sie nach draußen zu begleiten. Corbett entschuldigte sich und ging durch eine kleine Seitentür in den Garten. Der volle Mond tauchte den Rasen, die Blumen- und die etwas erhöhten Kräuterbeete in ein silbernes Licht. Links und weiter hinten war eine Mauer, rechts standen einige Gebäude. Corbett blickte hinauf zum Fenster der Bibliothek.
    »Ja, es ist möglich«, murmelte er. »Schau, Ranulf. Rechts und links sind Stützpfeiler, einmal ganz zu schweigen von der Hecke davor. Hinter dieser konnte sich der Mörder wirklich gut verstecken.« Corbett deutete auf den schmalen Weg, der zwischen der Hecke und dem Gebäude verlief. »Wenn wir einmal davon ausgehen, daß ihn niemand gesehen hat, als er das Gebäude verließ, dann war er anschließend fast unsichtbar.«
    Corbett ging vorsichtig den Weg entlang. Die Hecke war stachlig, die Blätter hatten scharfe Kanten, und die Erde war nach dem nicht lange zurückliegenden Regen naß und glitschig. Er blieb vor dem Fenster der Bibliothek stehen. Es war mit einem Riegel verschlossen. Hinter den Läden war mit Mühe ein schwacher Lichtschein auszumachen. Corbett kehrte zu seinen Gefährten zurück. Maltote lehnte an der Tür und drohte jeden Moment einzuschlafen. »Der Mörder könnte also von dort aus geschossen haben?« fragte Ranulf. »Dann hat er die Läden zugezogen und das Fenster zugedrückt?«
    »Das vermute ich«, antwortete Corbett langsam. »Aber ich bin doch nicht so schlau, wie ich manchmal denke. Wir wissen, daß Fenster und Läden geschlossen waren. Wir wissen auch, daß sich Ascham in der Bibliothek aufhielt, um nach etwas zu suchen, was ihm die Identität des Bellman verraten würde. Oder davon gehen wir zumindest aus. Stell dir einmal vor, er sitzt da an seinem Tisch. Er hört es am Fenster klopfen, begibt sich hin und öffnet die Läden.«
    »Und dann das Fenster?« meinte Ranulf.
    »Nein«, antwortete Corbett. »Da läßt mich meine schlaue Theorie im Stich. Sag, Ranulf, wenn du eine Idee hättest, wer der Bellman sein könnte, und du hättest dich in der Bibliothek eingeschlossen, um nach den nötigen Beweisen zu suchen, würdest irgendwann ein Klopfen am Fenster hören, die Läden öffnen und durch das Fenster die Person sehen, die du im Verdacht hast — würdest du dann noch das Fenster öffnen? Wenn man dabei nicht vergißt, daß dieser Bellman möglicherweise auch noch den Rektor John Copsale auf dem Gewissen hat?«
    »Nein«, antwortete Ranulf, »das würde ich nicht. Aber vielleicht war sich Ascham seiner Sache ja gar nicht so sicher und hatte mehr als nur einen Verdächtigen?«
    »Vielleicht... nun gut.« Corbett schüttelte Maltote am Arm. »Es ist weit nach Mitternacht und Zeit, daß wir ins Bett kommen.«
    Sie gingen ins College zurück und traten dann durch das Hauptportal auf die Gasse. Nur der schwache Schein von Kerzen hoch oben aus dem Wohnheim gab etwas Licht. Ein Bettler, dem die Unterschenkel fehlten, kam aus einer Seitengasse. Er stieß sich auf einem kleinen Karren vorwärts und schwenkte seine Bettlerschale.
    »Einen Penny!« jammerte er. »Für einen alten Soldaten!« Corbett kniete sich hin und starrte in das Gesicht des Marines, das eine einzige Wunde war. Ein Auge war halbgeschlossen, und um den Mund herum fanden sich große vereiterte Stellen. Corbett legte zwei Pennymünzen in seine Steingutschale.
    »Was seht Ihr, alter Mann?« fragte er. »Was seht Ihr in der Nacht? Wer verläßt das College oder das Wohnheim?«
    Der Bettler öffnete den Mund. In diesem hatte er nur einen einzigen Zahn, spitz und gekrümmt wie ein

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