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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Churchley ist so beschränkt, daß er vermutlich nicht einmal weiß, daß die Welt außerhalb von Oxford weitergeht.«
    »Und Tripham, der Konrektor?«
    »Oh, Master Tripham ist eine Schlange«, antwortete sie. »Eine gemütliche Schlange, die sich um Sparrow Hall gewunden hat und sich das College zu eigen machen möchte. Er will Rektor werden. Er wird über den Tod von Passerel und Langton keine Träne vergießen. Und er wird es schon so einrichten, daß seine Kollegen die frei gewordenen Stellen besetzen. Er ist ein Parvenü!« fauchte sie. »Ein Dieb und Erpresser, der auf dem Gedächtnis meines Bruders herumtrampelt...«
    »Warum ein Dieb?« unterbrach sie Corbett.
    »Er ist ebenfalls unser Schatzmeister«, erklärte Lady Mathilda. »Das College verfügt über die unterschiedlichsten Einnahmen, hier ein Acker, dort eine Scheune, Herrenhäuser in Essex, Fischgründe bei Harwich und Walton-on-Naze. Das Geld kommt in kleinen Beträgen. Ich bin mir sicher, daß einiges an Master Triphams Fingern hängenbleibt.«
    »Und warum Erpresser?« fragte Corbett.
    »Er ist über alle kleinen Sünden seiner Kollegen im Bilde«, antwortete Lady Mathilda. »Barnett ist bei den Huren wohlbekannt. Churley schätzt Knaben, besonders die jungen Männer aus Wales. Dem Großmaul David ap Thomas seid Ihr doch bereits begegnet? Ich habe gesehen, wie ihm Churchley an den Hintern gefaßt hat. So einer also.«
    »Und Appleston?«
    Lady Mathilda wurde nachsichtiger.
    »Leonard Appleston ist ein guter Lehrer, ein ausgezeichneter Gelehrter, eine beachtliche Begabung, was die Logik und das Argumentieren angeht. Seine Vorlesungen sind immer gut besucht.«
    » Aber?«
    »Es gibt da Geheimnisse aus seiner Vergangenheit. Master Tripham versucht sich bei mir einzuschmeicheln.« Sie verzog die Nase. »Jedenfalls ist Appleston nicht sein wirklicher Name.« Jetzt verzog sie die Mundwinkel. »Er heißt de Montfort. Oh, nein, nein!« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, als sie Corbetts überraschtes Gesicht bemerkte. »Er ist auf der falschen Seite geboren, ein uneheliches Kind.«
    »Weiß der König das?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Man kann Appleston nicht einfach festnehmen, bloß weil er einer Affäre eines verräterischen Earl entstammt.«
    »Und seine Sympathien?«
    »Er ist ein Einzelgänger. Ich habe ihn einmal in der Bibliothek mit den Papieren meines Bruders ertappt. Dort gibt es auch einige der Proklamationen de Montforts. Ich ging an ihm vorbei, ehe er den Band um drehen konnte, und sah den Titel. Als Appleston aufschaute, hatte er Tränen in den Augen.«
    »Er könnte also der Bellman sein?«
    »Jeder könnte der Bellman sein«, erwiderte Lady Mathilda. »Außer Master Moth.«
    »Und der bewegt sich hier im College wie ein Gespenst.« Lady Mathilda tippte sich an die Stirn. »Master Moth ist nicht verrückt, Sir Hugh, aber er hat Schwierigkeiten damit, sich zu konzentrieren oder zu erinnern. Denkt daran, er kann weder hören noch sprechen, von lesen und schreiben ganz zu schweigen.« Lady Mathilda erhob sich und legte den Kopf zur Seite, als würde sie auf etwas lauschen. »Ich weiß nicht, wer der Bellman ist, Corbett. Ihr habt doch Bullock, den Sheriff, getroffen?«
    Corbett nickte.
    »Also«, sagte sie, »da haben wir einen Mann, der uns haßt! Und dann gibt es natürlich noch die Studenten. Ihr braucht nicht zu glauben, daß sie so arm sind, wie sie aussehen. Viele von ihnen stammen aus reichen Familien, besonders die Waliser. Ihre Großväter haben für de Montfort gekämpft, und später haben sich ihre Väter und älteren Brüder dem König in Wales entgegengestellt.« Sie trat an Corbett heran und berührte die ergrauenden Locken auf seinem Kopf. »Wie die liebreizende Maeve, Eure gute Frau!«
    »Ja, Gott segne sie!« Corbett erhob sich. »Sie hat sich sicher bereits zu Bett begeben, und das sollte ich auch tun, Lady Mathilda.«
    Er nahm ihre kalte, magere Hand und küßte sie.
    »Habt Ihr Angst, Corbett?« fragte sie. »Werdet Ihr wegen der Drohungen des Bellman nicht schlafen können?«
    »In media vitae «, antwortete er, » sumus in morte ! Mitten im Leben, Lady Mathilda, sind wir dem Tod stets nah.« Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Mich beschäftigt mehr, was die anderen über Euch sagen werden.«
    Lady Mathilda lachte, und ihr Alter und ihr Kummer waren einen Augenblick aus ihrem Gesicht verschwunden. Corbett konnte die wunderschöne junge Frau ahnen, die sie einmal gewesen

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