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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Passerel gestorben ist?«
    Magdalena hob den Kopf, und ihr Blick bekam etwas Verschlagenes.
    »Er kniete vor meinem Fenster«, antwortete sie. »Er hatte die Augen auf das heilige Licht Gottes gerichtet.« Sie deutete zum Allerheiligsten. »Ich höre, wie sich die Tür öffnet und sich eine dunkle Gestalt wie ein Dieb in der Nacht in die Kirche schleicht. Ja, so ist das gewesen. Wie eine Falle! Passerel, dieser Dummkopf, trinkt den Wein und stirbt in Sünde vor dem Allmächtigen. Oh!« Sie schloß die Augen. »Wie schrecklich es ist, wenn eine sündige Seele in die Hände des lebendigen Gottes fällt!«
    »Wie sah die Gestalt aus?« fragte Corbett.
    Jetzt betrachtete Magdalena die Silbermünze, die Corbett in der Hand hielt.
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete sie müde. »Mit einer Kapuze und maskiert war sie kaum mehr als ein Schatten.« Sie erhob sich mühsam. »Ich habe jetzt genug gesprochen.«
    Corbett reichte ihr die Silbermünze, und die Anachoretin hastete die Treppe hinauf. Pater Vincent führte sie aus der Kirche.
    »Was ist mit dem Krug und dem Becher passiert?« wollte Corbett wissen.
    »Ich habe sie weggeworfen«, antwortete der Priester. »Sie waren beide nichts Besonderes. So wie man sie in jeder Schenke findet.«
    Corbett dankte ihm. Sie gingen über den Friedhof und durch das Friedhofstor.
    »Sollten wir nicht was essen?« fragte Ranulf hoffnungsvoll.
    Corbett schüttelte den Kopf. »Nein. Laß uns erst das St. Osyth’s Hospital aufsuchen.«
    »Hier haben wir nichts Neues erfahren«, sagte Ranulf. »Oh, vielleicht doch.« Corbett lächelte ihn an.
    Sie ließen sich von einem Straßenhändler den Weg erklären, gingen eine Seitengasse entlang und kamen von dort auf die Broad Street. Es wurde ein schöner Tag. Die Ausfallstraßen waren verstopft, Bauernkarren, Fässer und Tonnen blockierten alles, und die Luft war von einem schrillen Lärm erfüllt, als in Werkstätten und an Verkaufsständen mit dem Geschäft des Tages begonnen wurde. Hammerschläge erschollen aus einer Richtung, in einer anderen wurden Kübel und Bottiche mit Reifen beschlagen, und aus den Küchen war das Klappern von Töpfen und Tellern zu hören. Männer, Frauen und Kinder gingen in Gruppen und sich anrempelnd die Straße entlang. Die Häuser zu beiden Seiten standen etwas vor, und die absackenden Mauern wurden von Balken abgestützt, die das Fortkommen ebenfalls erschwerten. Fuhrleute und Jungen mit Schubkarren behinderten und beschimpften sich gegenseitig. Unter ihrer Last schweißgebadete Träger versuchten sich einen Weg zu bahnen, indem sie mit einer Silberweidenrute um sich schlugen. Beleibte Kaufleute mit schweren Geldbeuteln in den Händen gingen aus den Häusern zu den Ständen. Händler mit Bauchläden versuchten alle, einschließlich Corbett und Ranulf, dazu zu verleiten, ihren Plunder zu kaufen. Einmal mußte Corbett sogar stehenbleiben und Ranulf in einen Ladeneingang ziehen. Einer der Gesellen war jedoch der Meinung, daß sie etwas kaufen wollten, und zerrte so lange an ihren Ärmeln, bis sie gezwungen waren, weiterzugehen.
    »Ist das hier immer so?« flüsterte Ranulf.
    Corbetts Antwort wurde von den schrillen Rufen, die durch die Luft hallten, erstickt.
    »Heiße Erbsen! Kleine Kohlen! Neue Besen! Grüne Besen! Brot und Fleisch um der Barmherzigkeit Gottes willen für die armen Gefangenen im Bocardo!«
    Die Bettler mit ihren flachen Schalen waren wie die Flöhe. Obsthändler verkauften glänzende Äpfel aus den Obstgärten der Stadt, und am Marktkreuz stritten sich Sänger erbittert darüber, wer singen oder die neuesten Nachrichten vortragen durfte. Selbst die Huren und ihre Zuhälter und Beschützer schauten sich nach Kundschaft um. Überall sah man Studenten in Gruppen, einige in golddurchwirkten Seidenstoffen, andere in Lumpen, die sehr wachsam waren und eine Hand immer in der Nähe ihres Dolches hatten.
    Corbett blieb vor der Schenke, die Merry Maidens hieß, stehen und befahl Ranulf, hineinzugehen und ein Zimmer zu mieten, das sie später benutzen könnten. Nachdem das erledigt war, durchquerten sie den Stadtteil Carfax und gingen zum Schluß eine enge, schmutzige Gasse entlang, die zum St. Osyth’s Hospital führte, einem heruntergekommenen dreistöckigen Wohnhaus, das von einer Mauer umgeben war. Das Tor wurde von Bettlern belagert. In dem gepflasterten Hof gab ein müde aussehender Laienbruder in einer braunen Kutte, die von einer schmutzigen Kordel zusammengehalten wurde, Bettlern hartes

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