Teufelsjagd
für Euch suchen.«
Er führte sie einen weißgekalkten Gang entlang und eine Treppe hinauf in einen langen Schlafsaal. Der Raum war kahl, aber Wände und Fußboden waren frisch geschrubbt und dufteten nach Seife und süßlichen Kräutern. Auf beiden Seiten standen eine Reihe Betten, zu denen jeweils ein Hocker und ein kleiner Tisch gehörten. Die meisten der Kranken schliefen unruhig oder dösten. Laienbrüder gingen von Bett zu Bett, um den Patienten vor dem Frühstück Gesicht und Hände zu waschen.
Ranulf blieb zurück. »Ein Bettler werde ich nicht, Herr«, flüsterte er. »Entweder werde ich hängen, oder ich werde reich.«
»Paß bloß auf«, spottete Corbett, »daß du nicht reich und gehängt wirst!«
»Kommt!« Bruder Angelo winkte sie zu einem Bett, in dem ein Mann gegen Kissen gelehnt saß. Er wurde bereits kahl und hatte ein zerfurchtes graues Gesicht, aber seine Augen waren lebhaft.
»Das ist Godric«, erklärte Bruder Angelo, »ein langjähriges Mitglied meiner Gemeinde, ein Mann, der in London, Canterbury, Dover und sogar in Berwick während der Kampagne in Schottland gebettelt hat. Nun, Godric«, Bruder Angelo tätschelte ihm seinen fast kahlen Kopf, »erzähl unseren Besuchern, was du gesehen hast.«
Godric wendete sich ihnen zu. »Ich war draußen in den Wäldern«, flüsterte er.
»In welchen Wäldern?« fragte Corbett.
»Oh, denen im Norden, im Süden und im Osten der Stadt«, antwortete Godric.
»Und was habt Ihr dort gesehen, alter Mann?«
»Gott sei mein Zeuge«, antwortete der Bettler. »Aber ich habe das Höllenfeuer und den Teufel und alle seine Verdammten gesehen. Sie haben im Mondschein getanzt. Hört, was ich sage«, er ergriff Corbetts Hand. »Der Herr-scher der Unterwelt ist nach Oxford gekommen!«
.7.
Corbett legte seine Hand auf die des Bettlers. »Was für Teufel?« fragte er.
»Draußen in den Wäldern«, antwortete Godric. »Sie tanzten um die Feuer Beltanes! Sie trugen Ziegenfelle, ja, das taten sie!«
»Und habt Ihr irgendwelches Blut gesehen?« wollte Corbett wissen.
»Ja, auf ihren Händen und ihren Gesichtern. Ihr müßt wissen, Sir, daß ich gewildert habe, als ich noch jünger war. Ich erwische immer noch ohne Mühe einen Hasen oder einen Fasan, so die ganz fetten. Seit dem Frühjahr habe ich wieder mein Glück versucht, und zweimal habe ich die Teufel tanzen sehen.«
»Wie viele Teufel?« fragte Corbett.
»Mindestens dreizehn. Die Zahl des Fluches«, erwiderte Godric trotzig.
»Habt Ihr davon sonst noch jemandem erzählt?« fragte Corbett.
»Ich habe es Bruder Angelo berichtet, aber der hat nur gelacht.« Godric legte seinen Kopf zurück in die Kissen. »Das ist alles, was ich weiß, und jetzt muß der alte Godric wieder schlafen.« Der Bettler wendete sein Gesicht ab. Corbett und Ranulf verließen die Krankenstube. Sie gingen hinter Bruder Angelo die Treppe hinunter und auf den immer noch belebten Hof.
»Habt Ihr solche Geschichten schon früher gehört? fragte Corbett.
»Nein, nur das Geplapper von Godric«, antwortete der Klosterbruder. »Aber, Sir Hugh«, Bruder Angelos tieftrauriges Gesicht wurde mit einem Mal feierlich, »Gott mag wissen, ob er nicht im Fieberwahn spricht.« Er hob eine seiner Pranken zum Segen. »Ich wünsche Euch Lebewohl!« Corbett und Ranulf gingen aus dem Hospital auf die Broad Street. Die Menge hatte sich etwas verlaufen, weil die Schulen jetzt geöffnet waren und die Studenten dorthin geströmt waren, um die frühen Vorlesungen zu besuchen. Corbett führte Ranulf über die Straße und balancierte vorsichtig über ein Brett, das über der breiten, stinkenden Kloake in der Mitte lag.
Vor der Schenke Merry Maidens hatte ein Metzger neben einem Barbier und Bader seinen Stand aufgebaut und war gerade dabei, Eingeweide und Gedärme auf die Straße zu schmeißen. Vor seinen Stand hatte sich ein Rattenfänger mit Kapuze und einem gefährlich wirkenden Hund gestellt und pries seine Dienste an.
»Ratten oder Mäuse!« übertönte er den allgemeinen Lärm. »Habt Ihr Ratten, Mäuse, Hermeline oder Wiesel? Oder hat eine Eurer alten Säue die Masern? Ich töte alles und töte auch Maulwürfe! Ich töte alles Ungeziefer, das sich in irgendwelchen Löchern verkrochen hat!«
Der Mann räusperte sich und spuckte aus. Er wollte gerade wieder mit seiner Litanei ansetzen, trat aber beiseite, als Corbett und Ranulf sich einen Weg durch den Unrat bahnten.
»Habt Ihr irgendwelche Ratten, Sir?« fragte der Mann.
»Ja, allerdings«,
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