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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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das Gesetz ist. Ich bin kein Theoretiker, Master Appleston, aber ich kenne meine Bibel. Ein Mann kann nicht zwei Herren dienen — und ein Reich kann keine zwei Könige haben.«
    »Und wenn de Montfort gesiegt hätte?« fragte Appleston. »Wenn de Montfort gesiegt hätte«, antwortete Corbett, »und das Parlament zusammen mit den geistlichen und den weltlichen Herren ihm die Krone angeboten hätte, dann hätte ich zusammen mit Tausenden von anderen vor ihm den Kniefall gemacht. Was mich interessiert, Master Appleston, ist nicht de Montfort, sondern der Bellman.«
    »Ich bin kein Verräter«, erklärte Appleston, »obwohl ich die Schriften meines Vaters studiert habe, seit ich ein Junge war.«
    »Wie kann es sein«, fragte Corbett, »daß ein de Montfort hier in Sparrow Hall Aufnahme findet, in einem College, das von de Montforts Feind gegründet wurde?«
    »Weil wir uns alle schuldig fühlen«, antwortete Alfred Tripham, der gerade mit einem kleinen Buch unter dem Arm die Bibliothek betreten hatte. »Ich komme eben von den Vorlesungen. Master Churchley meinte, ich könnte Euch hier finden.«
    Corbett verbeugte sich. »Ihr bewegt Euch so leise wie eine Katze, Master Alfred.«
    Tripham zuckte mit den Schultern. »Die Neugier, Sir Hugh, bewegt sich immer auf leisen Sohlen.«
    »Ihr habt von Schuld gesprochen?« fragte Corbett.
    »Ah, richtig.« Tripham legte sein Buch auf den Tisch. »Diese Gewissensbisse, nicht wahr, Sir Hugh?« Er schaute sich in der Bibliothek um. »Irgendwo hier bei diesen Papieren gibt es ein Exemplar des Testaments von Sir Henry Braose, aber ich bin zu beschäftigt, um danach zu suchen.« Tripham setzte sich gegenüber von Appleston auf einen Hocker. »In seinen letzten fahren wurde Braose sehr melancholisch. Er träumte oft von dem letzten furchtbaren Kampf in Evesham und davon, wie die Männer des Königs die Leiche de Montforts entweiht hatten. Braose war davon überzeugt, daß er das wiedergutmachen mußte. Er ließ Hunderte von Messen für die Seele des toten Earl lesen. Und als Leonard sich hier um eine Stelle bewarb...«
    »Er wußte es sofort«, mischte sich Appleston ein. »Er schaute mich nur einmal an, dann wurde er bleich und setzte sich. Er behauptete, ein Gespenst gesehen zu haben. Ich sagte ihm die Wahrheit«, fuhr Appleston fort. »Was hätte es auch für einen Sinn gehabt zu leugnen? Wenn ich es ihm nicht gesagt hätte, dann hätte es ihm jemand anders gesteckt.«
    »Und man bot Euch die Stelle an?« fragte Corbett.
    »Ja, ja, aber nur unter einer Bedingung — ich mußte den Namen meiner Mutter behalten.«
    »Wir haben alle Geheimnisse.« Tripham verschränkte seine Finger. »Ich habe gehört, daß Ihr Euch Aschams Habseligkeiten angesehen habt, Sir Hugh.« Er lächelte schwach. »Ihr seid kein Dummkopf, Corbett. Ich bin mir sicher, daß Ihr Euch klar darüber seid, daß sie nicht mehr vollständig sind?« Corbett schaute ihn nur an.
    »Ihr habt Euch vielleicht gefragt«, fuhr Tripham fort, »warum Ascham bei Studenten wie ap Thomas und seinen Getreuen so beliebt war. Was kann ein alter Mann, ein Archivar und Bibliothekar, mit einer Gruppe rebellierender Hitzköpfe nur gemein haben?«
    »Nichts ist, wie es scheint«, entgegnete Corbett.
    »Und das gilt auch für Ascham!« fauchte ihn Tripham an. »Oh, er war ein verehrungswürdiger und amüsanter Gelehrter, aber hatte — wie viele von uns —«, er schaute weg, »auch eine Schwäche für gutaussehende junge Männer, für eine schmale Taille und feste Schenkel und nicht für die Augen und den üppigen Busen einer Dame.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich«, erklärte Corbett.
    »In Oxford sicherlich nicht.« Tripham rieb sich die Wange. »Ascham stammte ebenfalls aus den Niederungen von Wales oder, um ganz genau zu sein, aus Oswestry in Shropshire. Er kannte die heidnischen Bräuche und die Traditionen der Waliser. Diese Kenntnisse benutzte er dazu, mit vielen unserer jungen Studenten enge Freundschaften aufzubauen.«
    »Im Wohnheim waren also etliche über seinen Mord alles andere als begeistert?«
    »Deswegen richtete sich ihre Wut auch gegen den armen Passerel«, meinte Tripham. »Er war ihr Sündenbock.«
    »Sündenbock?«
    Tripham steckte seine Hände in die Ärmel und lehnte sich gegen den Tisch.
    »Wir wissen, daß Passerel unschuldig war«, antwortete er. »Ascham muß ermordet worden sein, als Passerel viele Meilen von Sparrow Hall entfernt war. Nun gut!« Tripham machte einen Schritt nach vorne. »Und was den armen

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