Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Augustinus«, entgegnete Ranulf, wobei sich seine Worte fast überschlugen. »Augustinus aus Hippo? Wieso interessierst du dich für ihn?«
    Ranulf seufzte verlegen und lehnte sich gegen die Tür. »Als ich noch in Leighton war, Herr, habe ich mich oft mit Pater Lukas unterhalten. Er hat mir die Beichte abgenommen und mir vom heiligen Augustinus erzählt.« Ranulf schloß die Augen. »Pater Lukas hatte ein Zitat aus den Bekenntnissen : >Spät habe ich Dich lieben gelernt, Herr.< Und weiter: >Unsere Herzen haben keinen Frieden, wenn sie keine Ruhe bei Dir gefunden haben.< Das sind die schönsten Worte, die ich je gehört habe.« Ranulf öffnete die Augen.
    Corbett saß mit offenem Mund da und starrte vor sich hin. »Ich vermute, Ihr denkt, das soll lustig sein?« wollte Ranulf wissen.
    Corbett schüttelte nur den Kopf. »Darf ich dich fragen, warum?«
    »Als junger Mann«, antwortete Ranulf, »war Augustinus ein Taugenichts, ein Schurke, der sich mit Huren und Kurtisanen herum trieb. Pater Lukas hat mir erzählt, daß er sogar einen unehelichen Sohn hatte. Aber dann wurde er bekehrt und Priester und später sogar Bischof.«
    Corbett nickte fasziniert. »Und du glaubst, daß dir das auch gelingen wird?«
    »Lacht mich nicht aus, Herr.«
    »Ranulf, ich habe dich verflucht, ich habe mich über dich beklagt, und ich habe für dich gebetet. Ich hatte sogar gelegentlich das Verlangen, dich ordentlich durchzuschütteln«, erwiderte Corbett, »aber ich habe dich noch nie ausgelacht, und das werde ich auch niemals tun.«
    Sein Diener ließ die Hände fallen.
    »Während unseres langen Aufenthalts in Leighton«, sagte er langsam und schaute Corbett nicht in die Augen, »habe ich angefangen, mir Gedanken über meine Zukunft zu machen.«
    »Und du willst Priester werden?« fragte Corbett.
    Ranulf nickte. »Wenn es das bedeutet...«
    »Was bedeutet?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Herr.«
    »Aber du bist doch Ranulf-atte-Newgate!« rief Corbett. »Der Schrecken aller jungen Frauen von Dover bis Berwick. Ein Straßenkämpfer! Mein Leibwächter!«
    »Das war der heilige Augustinus auch«, erwiderte Ranulf hitzig. »Das war Thomas Becket ebenfalls. Und Pater Lukas sagt, daß selbst unter den Jüngern Jesu einer war, der sein Messer locker sitzen hatte.«
    Corbett hob die Hand. »Ranulf, Gott verzeih mir, ich bezweifle nicht, was du da sagst, aber du mußt zugeben, daß das eine ziemliche Überraschung ist.«
    »Gut!« Ranulf schob den Riegel zurück. »Pater Lukas sagt, daß auch alle überrascht waren, als Augustinus bekehrt wurde.« Er öffnete die Tür ganz und ging.
    Corbett saß da wie vom Schlag gerührt. »Ranulf-atte-Newgate!« flüsterte er. »Der öfter unter Röcken war, als ich warm gegessen habe.«
    Corbett schloß die Augen und versuchte sich Ranulf als Priester vorzustellen. Anfänglich fand er es noch amüsant, aber je mehr er darüber nachdachte, desto weniger überraschte es ihn. Corbett legte sich aufs Bett, starrte an die Decke und dachte an die Unberechenbarkeit der menschlichen Natur. Ranulf war kein Anfänger mehr. Er hatte seine eigenen Vorstellungen und war fest entschlossen, das, was er wollte, durchzusetzen. Er widmete sich eisern seinen Studien, und seine letzten Fragen über die Vorgänge in Sparrow Hall bewiesen Scharfsinn und Aufgewecktheit. Irgendwie, ging es Corbett durch den Sinn, kam Ranulf mit seinen Fragen der Lösung des Rätsels schon sehr nahe. Warum verübte der Bellman diese Taten? Und warum hatte er sich als Lehrer oder Studenten von Sparrow Hall bezeichnet?
    Er döste eine Weile. Als Ranulf zurückkehrte, rief er nur durch die offene Tür: »Der Konrektor hat mir ein Exemplar gegeben.«
    »Gut«, murmelte Corbett.
    Etwas später kam Maltote angehumpelt.
    »Der Sheriff erwartet Euch«, berichtete er und faßte sich gleichzeitig an sein schmerzendes Schienbein. »Und übrigens, Herr, in den Ställen des Castles haben sie ein paar wirklich schöne Pferde.«
    »Ja, ja, da bin ich mir sicher.« Corbett setzte sich auf, legte seinen Schwertgürtel um und befahl seinen Gefährten, das ebenfalls zu tun.
    Sie nahmen ihre Umhänge und gingen hinaus auf die Gasse. Dann überquerten sie die Broad Street und schlugen den Weg zum Castle ein. An der Ecke New Hall Street und Bocardo Lane mußten sie stehenbleiben. Der Markt auf der Straße und die Läden schlossen gerade. Bauern schoben Schubkarren und Wagen vor sich her. Die reicheren hatten Wägen, die von Ochsen gezogen wurden. Alle waren sie zu den

Weitere Kostenlose Bücher