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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Churchleys Schritte verhallt waren, fiel Corbett auf, wie still es im College geworden war. Er unterdrückte ein Zittern und ging zur Tür, um diese zu verriegeln und zu verschließen, ehe er sich seiner Aufgabe zuwandte. Dann durchsuchte er beide Truhen, wühlte in Kleidern, Gürteln, Wehrgehenken, blätterte in einem in Kalbsleder gebundenen Stundenbuch, betrachtete Becher, große silberbeschlagene Trinkgefäße aus Maserholz, Zinnteller und Kelche mit Goldrand, was eben beide Männer über die Jahre so zusammengetragen hatten. Corbett war klar, daß alles, was in den Testamenten nicht ausdrücklich genannt war, bereits entfernt sein mußte. Er war ebenfalls überzeugt davon, daß der Bellman die Habseligkeiten der beiden toten Männer gleichermaßen untersucht hatte, um sicherzugehen, daß sich dort nichts finden würde, was einen Verdacht auf ihn werfen könnte. Aschams Besitztümer waren nicht weiter ergiebig, und Corbett wollte bei denen von Passerel bereits aufgeben, da fand er einen kleinen Beutel mit Schreibutensilien. Er öffnete ihn und leerte den Inhalt, einige Pergamentfetzen, einfach auf den Fußboden. Etliche waren unbeschrieben, andere mit Listen bedeckt, die Vorräte und Dinge, die zu erledigen waren, verzeichneten. Es gab eine Aufstellung über die Ausgaben auf einer Reise nach Dover, auf einer anderen fanden sich die Löhne der Diener sowohl der im College als auch der im Wohnheim. Einige Zettel waren einfach nur vollgekritzelt. Auf einem blieb Corbetts Blick hängen. Passerel hatte hier etliche Male hintereinander das Wort »Passer« geschrieben.
    »Was ist das?« murmelte Corbett und erinnerte sich an die Botschaft des sterbenden Ascham. War das etwa ein Wortspiel mit Passerels eigenem Namen? Bedeutete »Passera« etwas? Corbett legte die Pergamentfetzen und alles andere zurück in die beiden Truhen und schloß sie wieder. Er verließ den Lagerraum und ging den Korridor entlang zur Bibliothek. Die Tür stand halb offen. Corbett öffnete sie ganz und trat leise ein. Der Mann mit dem Rücken zu ihm am Tisch war so in seine Lektüre vertieft, daß Corbett bereits neben ihm war, als er sich umdrehte. Seine Kapuze fiel zurück, und er versuchte eilig, das Buch zu bedecken, das er gerade las.
    »Aber, aber, Master Appleston«, Corbett lächelte entschuldigend, »ich wollte Euch nicht erschrecken.« Appleston schloß hastig sein Buch und drehte sich auf seinem Hocker zu Corbett, um ihn anschauen zu können. »Sir Hugh, ich war... nun... erinnert Ihr Euch daran, was Abelard sagt?«
    »Nein, ich fürchte nicht.«
    »Er sagt, es gibt keinen besseren Ort, seine Seele zu verlieren, als in einem Buch.«
    Corbett hob die Hand. »Darf ich in diesem Fall, Master Appleston, das anschauen, in das Ihr gerade so vertieft seid?«
    Appleston seufzte und reichte ihm den Band. Corbett öffnete ihn, und die Seiten aus Pergament knisterten beim Umblättern.
    »Es ist nicht nötig, daß Ihr hier die Inquisition spielt«, erklärte Appleston.
    Corbett blätterte weiter.
    »Ich habe mich immer für die Theorien von de Montfort interessiert. >Quod omnes tangit ab omnibus approbetur.<«
    »Was alle berührt, sollte von allen gebilligt werden«, übersetzte Corbett. »Und wieso dieses Interesse?«
    »Oh, ich könnte jetzt einfach lügen«, antwortete Appleston, »und sagen, daß ich mich für politische Theorie interessiere, aber ich bin mir sicher, daß Euch die Spione des Königs und der Tratsch der Stadt bereits die Wahrheit verraten haben.« Er erhob sich und richtete sich hoch auf. »Ich heiße Appleston. Das ist der Name meiner Mutter. Sie war die Tochter eines Amtmanns bei einem der Herrenhäuser de Montforts. Der große Earl, das hat sie mir jedenfalls erzählt, hatte sich in sie verhebt. Ich bin ihr Kind.«
    »Und Ihr seid stolz darauf?« Corbett betrachtete das eckige, sonnengebräunte Gesicht mit den Lachfältchen um die Augen und fragte sich, ob dieser Mann möglicherweise ein Abbild seines Vaters war. »Ich habe Euch eine Frage gestellt?«
    »Natürlich bin ich stolz darauf«, erwiderte Appleston und berührte die wunde Stelle am Mundwinkel. »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht für den Seelenfrieden meines Vaters bete.«
    » Concedo «, meinte Corbett. »Er war ein großer Mann, aber er hat den König auch verraten.«
    »Voluntas principis habet vigoiem legis«, spottete Appleston.
    »Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Corbett. »Bloß weil der König etwas will, heißt das noch lange nicht, daß er auch

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