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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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großen Wiese vor dem Dorf gefunden worden. Mein Vater und ein paar andere zogen das Messer raus und brachten die Leiche in die Kirche. Unser Dorfgeistlicher ließ dann alle Bewohner des Dorfs um die Leiche herumgehen. Das ging auf einen alten Aberglauben zurück, daß die Leiche in Gegenwart des Mörders wieder zu bluten beginnt. Ich erinnere mich noch gut.« Corbett unterbrach sich. »Ich stand hinten in der Kirche und beobachtete meine Eltern und all die anderen Erwachsenen, wie sie langsam um die Leiche gingen. Kerzen flackerten am Kopf- und Fußende des Sargs und erfüllten die alte Kirche mit Schatten.«
    »Und hat die Leiche geblutet?«
    »Nein, das hat sie nicht, Ranulf. Als die Männer vorbeigingen, hat unser Priester, ein kluger alter Mann, jedoch bemerkt, daß einer von ihnen keinen Dolch trug. Er nahm ihn beiseite, und in Gegenwart des Vogts wurde er genau untersucht. Auf seinem Umhang wurde Blut gefunden, das er nicht erklären konnte. Außerdem vermochte er keine Auskunft darüber zu geben, wo sein Messer geblieben war. Er gestand den Mord später und flüchtete in das Kirchenasyl.«
    »Und Ihr denkt, daß das hier auch passieren wird?« Corbett lächelte, trat vor und zog die Laken zurück. »Betrachte sein Gesicht, Ranulf. Was siehst du? Betrachte besonders die Lippen.«
    »Da ist eine Wunde«, Ranulf deutete auf den blutigen Schorf. »Nicht ordentlich verheilt.«
    »Ja. Ich dachte daran, als Granvel die Kamillentinktur erwähnte. Es sieht so aus, als wäre der Schorf beschädigt worden.«
    »Aber Granvel hat das doch erklärt?«
    Corbett schüttelte den Kopf. »Schau dir den Becher an, Ranulf, da ist kein Blut am Rand. Würde ein Mann, der so ordentlich und genau ist wie Appleston, sich mit einer Wunde ins Bett legen, die noch blutet? Und was noch wichtiger ist...« Corbett zog die Kissen unter dem Kopf des Toten weg. Es waren insgesamt vier. Er drehte sie um und seufzte zufrieden. In der Mitte von einem Kissen waren schwache Blutflecken, und ein Stück Schorf hatte sich im Leinen verfangen.
    »Master Appleston hat nicht Selbstmord begangen«, erklärte Corbett. »Ich sage dir, Ranulf, was vorgefallen ist. Spät am Abend kam gestern jemand hierher. Ein freundschaftlicher Besuch, vielleicht brachte er auch einen Krug Wein mit. Wer immer es war, er füllte Applestons Becher nicht nur mit Wein, sondern auch mit einem starken Schlafmittel. Appleston fiel in einen tiefen Schlaf, und dann nahm der Meuchelmörder, unser Bellman, ein Kissen, drückte es Appleston ins Gesicht und erstickte ihn. Deswegen war das Zimmer auch abgeschlossen, als Granvel nachschauen kam.«

.13.

    Corbett befahl Ranulf, sich zusammenzunehmen, als sie die Treppe hinuntergingen. Bullock saß mit Tripham und Lady Mathilda im Wohnzimmer, und Master Moth stand wie ein Geist hinter ihr. Churchley und Barnett waren etwas entfernt in der Fensternische und hatten die Köpfe zusammengesteckt.
    »Und?« fragte Bullock und erhob sich.
    »Leonard Appleston war weder der Bellman«, erklärte Corbett, »noch hat er Selbstmord begangen. Dafür kann ich Euch aber keine Beweise liefern.« Er fuhr mit der Hand liebevoll über das Buch, das er in Applestons Zimmer gefunden hatte. »Gestern am späten Abend hat jemand den armen Appleston ermordet und versucht den Eindruck entstehen zu lassen, als wäre dieser der Bellman.« Er sah sich in der Versammlung um. »Sparrow Hall hat wirklich eine beachtliche Anzahl Mörder aufzubieten«, meinte er noch.
    »Ich protestiere!« sagte Tripham etwas weinerlich neben Lady Mathilda. »Sir Hugh, ich muß mich wirklich gegen diese Äußerung verwahren. Wir hier in Sparrow Hall können nun wahrlich nicht für die Morde und Untaten von Master Norreys verantwortlich gemacht werden...«
    »Die ein Ende gefunden haben«, warf Bullock ein. »Man hat ihn in Carfax aufgeknüpft.«
    »Er war schließlich vom König ernannt worden«, sagte Churchley. »Norreys war ein Kandidat des Königs, er hatte mit der Sparrow Hall nur wenig zu tun.«
    »Warum wurde Appleston ermordet?« wollte Barnett wissen.
    »Weil der Bellman Angst bekommen hat«, erwiderte Corbett. »Es muß ihm klar sein, daß sich die Schlinge zusammenzieht. Appleston war ein geeignetes Opferlamm. Dieses Buch habe ich in seinem Zimmer gefunden. Es drängt sich mir die Frage auf, ob er nicht vielleicht auch ermordet wurde, weil er einen Verdacht gefaßt hatte. Aber das werden wir wohl nie erfahren, oder?«
    »Apropos Bücher«, mischte sich Tripham ein, der

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