Teufelskreise (German Edition)
preisgeben, womit sie Druck auf mich ausüben konnte. Wenn ich den Mord zugäbe, würde sie versuchen mich zu erpressen. Täte ich es nicht, hätte sie nichts in der Hand. Ich fragte mich, ob ihr Büro verwanzt war oder ich von einer versteckten Kamera gefilmt wurde.
Ich hängte meine Handtasche und das Samttäschchen über meine Schulter. »Es tut mir leid, Miss Diamond, aber ich glaube, Sie haben Lorrie missverstanden.«
»Zweihunderttausend?«
Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu und wandte mich zum Gehen um.
Sie hielt mich auf. »Was soll nur aus der armen Beverley werden?«
Ich blieb mit dem Rücken zu ihr stehen, meine Hand schwebte über dem Türknauf. Öffne die Tür und dann mach, dass du wegkommst . Mein Gewissen war hin- und hergerissen. Du musst Beverley helfen! Wenn du es nicht tust, tut es niemand!
Ich drehte mich zu Vivian um. »Wenn Sie wirklich Lorries Freundin waren, würden Sie der Polizei sagen, was Sie wissen. Aber Sie sind feige und verstecken sich lieber.«
»Ich verstecke mich überhaupt nicht!« Vivian sprang auf. »Laut Lorries Testament bekomme ich das Sorgerecht für Beverley. Ich habe um zehn Uhr einen Termin mit dem Jugendamt.« Sie sank zurück auf ihren Stuhl, der mit ihr ein paar Zentimeter weiterrollte. Sie schien es nicht zu bemerken. »Ich gebe ja zu, dass mir das nicht recht ist. Ich wollte nie, dass meine Verbindung zu ihr bekannt wird, aber … ich habe doch nicht gedacht, dass ich je das Sorgerecht für Beverley bekommen würde. Niemand glaubt doch ernsthaft daran, dass das Schlimmste je geschieht.«
Ich hatte kein Mitleid mit ihr. Ich fragte mich sogar, warum Lorrie gerade Vivian als Vormund für Beverley eingesetzt hatte, und bemerkte, dass ich ein bisschen eifersüchtig war, nicht ausgewählt worden zu sein.
»Sie verstehen nicht.« Vivian schniefte und putzte sich die Nase mit einem Papiertaschentuch. »Ich kann Beverley nicht zu mir nehmen. Ich bin der Grund, warum ihre Mutter tot ist!«
3
»Sie sind der Grund, warum Lorrie tot ist? Das müssen Sie mir erklären.«
Vivian erwiderte meinen eiskalten Blick mit einem selbstzufriedenen Ausdruck in den Augen: Ich hatte angebissen. Ich ärgerte mich. »Sie wissen doch bereits, in welche Gefahr ich Lorrie gebracht habe, Miss Alcmedi.«
»Ja, das stimmt. Aber seit wann wissen Sie es?«
»Von Anfang an.« Sie senkte den Blick. »Ich wusste von Anfang an, dass sie ein Wær war.«
»Aber warum? Warum haben Sie Lorrie dieses Risiko dann eingehen lassen? Warum sind Sie selbst es eingegangen? ›Und schadet es niemandem‹«, zitierte ich den letzten Satz der Weisung.
Vivian schlug auf die Tischplatte und sah mich wütend an. »Wagen Sie es ja nicht, mir die Weisung vorzuhalten, als würde ich sie nicht kennen! Dazu haben Sie kein Recht, Sie Heuchlerin.«
Zugegeben war mein Verhalten nicht gerade höflich gewesen. Als Hohepriesterin kannte Vivian natürlich die Hexen-Weisung und alle Regeln und Gesetze in- und auswendig. Aber reichte das als Rechtfertigung, mich eine Heuchlerin zu nennen? »Sie haben auch keine reine Weste.«
Vivian musterte mich von oben bis unten, kniff die Augen zusammen und dachte so angestrengt nach, dass ich nicht überrascht gewesen wäre, hätte ihr Kopf angefangen zu qualmen. Doch langsam legte sich ihre Wut. Während sie mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf die Tischplatte malte, sagte sie schließlich: »Meine Arbeit mit Lorrie war nicht riskant. Wir haben uns einmal pro Woche bei ihr zu Hause getroffen. Wir haben nie mit Energien oder Magie gearbeitet. Für sie ging es nur um den Glauben und das Gebet. Sie hatte das Bedürfnis danach.« Vivian hielt inne, schluckte und fuhr fromm fort: »Wenn es Zeit wurde, ging Lorrie zu ihrer Sicherheit in den Zwinger. Zu mir kam sie, weil ihre Seele Trost brauchte. Sie suchte in ihrem Leben nach spiritueller Führung, um damit fertig zu werden, was aus ihr geworden war. Sie hatte Angst, Beverley zu schaden. Oder schlimmer noch, dass Beverley Angst vor ihr bekommen und weglaufen würde.«
Vivians selbstgerechter Ton war nicht dazu angetan, mich zu besänftigen. »Haben Sie sie über die Gefahren aufgeklärt?«
»Lorrie war nicht dumm! Sie kannte die Gefahren, und ja, natürlich haben wir darüber gesprochen. Aber wie ich schon sagte, ich habe sie nur in Glaubensfragen beraten.« Ihr Blick streifte meine Zeitung. »Ich wusste nicht, dass es so schreckliche Folgen haben würde. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Rat dahinterkäme.«
»Moment
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