Teufelskreise (German Edition)
Originalsprache abhalten konnte?
Noch während meine Stimme den Raum erfüllte, drehte ich mich zu den anderen um und fuhr mit dem Ritual fort, als würde alles nach Plan verlaufen. Ich trat näher zu Theo, um die Mondenergie loszulassen, kanalisierte sie dann aber hoch zur Decke, an der sie deosil entlangfloss. Während ich über Theo ein Hexagramm zeichnete, rief ich alle Elemente zugleich zu mir.
Die körnige Erdenergie rieb wie ein Sandbad über meinen Körper und vereinigte sich mit der Energie des Mondes. Als Nächstes erhob sich der warme Hauch der Luft, gefolgt von der wirbelnden, flackernden Feuerenergie und schließlich dem lebhaften Strom des Wassers.
»Stell dir vor, welche Energie du diesem Ritus zuführen wirst, stell dir vor, wie du sie wie einen Ball zwischen deinen Händen hältst!«, unterbrach plötzlich Menessos das Ritual. Er sah zu Goliath, der tief Luft holte, dann richtete er den Blick auf Beverley und den Arzt, die beide Nana ansahen. Mit einem kurzen Nicken signalisierte sie ihre Zustimmung.
»Reibt eure Hände aneinander, um sie zu wärmen.« Menessos machte es vor. »Spürt das Prickeln und stellt euch vor, wie das Gefühl stärker wird, je mehr Energie ihr freisetzt.«
In meinem Sub-Alpha-Zustand sah ich goldene Funken aus Nanas Handflächen sprühen. Als auch der Tierarzt und Beverley die Energie heraufbeschworen, sprangen kleinere Lichtfünkchen über. Goliath hatte eine hübsche runde Kugel zustande gebracht, als würde er jeden Tag so etwas tun. Die Energiebälle der Vampire hatten eine kupferne Färbung. Plötzlich, binnen Sekunden, wuchs Beverleys Ball, der schneeweiß war, um ein Vielfaches an.
»Und jetzt hebt alle die Arme«, befahl Menessos.
Ehrfürchtig betrachtete ich das Leuchten der Energien, das nur ich in meinem Alpha-Zustand wahrnehmen konnte.
Wie ein Feuerwerk ließ ich die Energie, die ich in mir gesammelt hatte, aus meinen Fingern schießen, mit denen ich noch immer ein Dreieck bildete. Dann begann der Strom mich mitzuziehen. Meine Energie fühlte sich an wie ein Drachen, der von einem Windstoß erfasst wird und mehr und mehr Schnur von der Rolle zieht. Als ich dagegen ankämpfte, wurde der Strom schwächer.
»Mehr, Persephone. Für eine vollkommene Transformation ist das nicht genug«, wisperte Menessos.
Seine Worte entlockten mir weitere Energie. Vielleicht sogar zu viel, aber ich konnte mich weder gegen den Zauber noch gegen Theos Not wehren.
Plötzlich streckten sich Arme aus Licht aus der wirbelnden Masse über unseren Köpfen. Sie fingen die dargebotene Energie auf, zogen sie in das Gemisch hinein, vermengten sie, bis die Masse einen spiralförmigen Trichter bildete, der wie ein umgedrehter Tornado aussah. Doch anders als alle anderen Kraftkegel, die ich bisher heraufbeschworen hatte, sah dieser wie eine Galaxie aus leuchtenden, sich drehenden Sonnensystemen aus. Dann und wann blitzte jede nur vorstellbare Farbe in dem Kegel auf. Ich konnte den Blick nicht von ihm losreißen.
»Mehr.«
Ich wehrte mich.
»Mehr!«, forderte Menessos.
Meine Konzentration wurde schwächer. Der Fluss meiner Energie geriet ins Stocken.
»Du brauchst mehr Energie, um Theo zu wandeln! Du weißt, wo sie ist! Du musst die Energie rufen! Nimm sie in dich auf!«
Ich griff mental nach den Schutzbannen um mein Haus. Die Energie erwachte erneut, sammelte sich in meiner geistigen Hand, und eine seltsame Hitze loderte in meinem Arm auf. Sofort zog ich die Energie zu uns ins Zimmer. Sie strömte durch mich hindurch, durch meine Stimme aus mir heraus und vereinigte sich mit dem wirbelnden Kraftkegel über uns. Für den Bruchteil einer Sekunde war das Kribbeln und Brennen überwältigend, dann wurde es schwächer.
Als ein einziger langer, hoher Ton erwiderte die Energie meinen Gesang. Sie lockte mich, forderte mich heraus, den gleichen Ton zu singen, doch vergeblich. Würde ich ihrer Forderung nachkommen, würde sie sich erneut an der Leylinie bedienen, und ich wollte nicht, dass mich noch mehr Kraft durchströmte. Ich wollte nicht noch einmal riskieren, meinen Fokus zu verlieren.
Trotzdem drängte die Energie beharrlich weiter, glitt um mich herum, aus dem Kreis heraus. Ich spürte, wie sie mich einhüllte, weinte und um mehr bettelte.
Hinter dem Kornfeld, in dem kleinen Wäldchen antwortete die Energie die Leylinie. Sie begann zu pulsieren, pochte in einem gleichmäßigen Rhythmus. Ihre Energie streckte sich über das Feld nach mir aus, wie ich mich zuvor nach ihr gestreckt
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