Teufelskreise (German Edition)
Celia.
»Ja«, folgte ich ihrem Beispiel.
»Dann werden Sie von dem Ergebnis wohl kaum überrascht sein. Der Test auf den Wær-Virus ist positiv ausgefallen.« Abschätzig warf sie Johnny einen weiteren scharfen Blick zu. »Wir werden sie jetzt entlassen. Wenn Sie –«
»Was? Sie entlassen sie? Aber Vollmond ist erst in … « Ich brach ab, um nachzurechnen.
»In fünfundzwanzig Tagen«, kam mir Johnny zu Hilfe.
»Bis dahin bringen wir sie eben woanders unter«, fügte ich hinzu. »So ist niemand gefährdet.«
»Wir verfügen hier nicht über die nötige Ausstattung, um Wærwölfe zu behandeln, und einige unserer Angestellten empfinden ihre Behandlung als moralisch nicht vertretbar und«, sie hob eine Hand, als wir protestieren wollten, »das Bundesrecht gestattet es ihnen, die Behandlung zu verweigern. Das staatliche Asyl hingegen ist mit Personal ausgestattet, das Wære behandelt. Aus diesem Grund und auch zu ihrem eigenen Wohl wird die Patientin unverzüglich entlassen.«
»Staatliches Asyl?«, echote Celia mit hohler Stimme. Sie tauschte mit Johnny einen niedergeschlagenen Blick aus.
Die staatlichen Asyle waren Tierheime für Menschen. Die Umstände, die in ihnen herrschten, waren lächerlich. Tierheimtiere bekamen eine bessere Behandlung. Ich konnte nicht zulassen, dass Theodora dorthin verlegt wurde.
»Das ist doch scheiße!«, schrie Johnny.
Die wenigen Umstehenden, die ihn bisher noch nicht angestarrt hatten, taten es jetzt. Die Polizeibeamten waren verschwunden. Wahrscheinlich waren sie geflohen, sobald sie gehört hatten, dass Theos Test positiv ausgefallen war.
Mein Magen fühlte sich an wie ein Eisbrocken. »Wir nehmen sie mit.«
»Was?«, fragte die Krankenschwester ungläubig.
Johnny und Celia starrten mich an.
»Wollen Sie etwa eine Erklärung unterschreiben, dass Sie die Patientin gegen ärztlichen Rat mitnehmen?« Sie lachte.
Ich schluckte. »Ja.«
»Persephone, denk lieber noch mal darüber nach«, sagte Celia.
»Nein, Seph hat recht«, sagte Johnny zu ihr.
»Dann müssen Sie an der Anmeldung die Rechnung bezahlen«, unterbrach ihn die Schwester.
Ich strich mir mit der Hand über mein zerzaustes Haar. Ich hatte weder meine Handtasche noch mein Scheckbuch dabei – ganz abgesehen davon, dass sich auf meinem Konto wohl kaum genug Geld befand, um die Krankenhauskosten zu übernehmen. Dann fiel mir Vivians Vorauszahlung ein. »Johnny, ist die Reisetasche noch in deiner Satteltasche?«
Johnny, der die Schwester böse angestarrt hatte, sah mich überrascht an. »Ja.«
»Hol sie.« Ich schob die Ärmel seiner Jacke, die mir viel zu groß war, hoch und sagte zu der Schwester, die nun nicht mehr selbstzufrieden lächelte: »Ich verlange eine detaillierte Rechnung. Die Nadeln, die im Moment in ihr stecken, bleiben an Ort und Stelle. Alles andere, was ihr verabreicht wurde, ob Flüssigkeiten, Medikamente, Blut oder Plasma, muss einzeln aufgelistet werden.« Ich wandte mich an Celia. »Bist du mit deinem CX 7 hier?« Wir mussten Theo irgendwie zu mir nach Hause transportieren, doch ich wollte nicht, dass uns jemand vom Krankenhaus fuhr. Dann hätte man gewusst, wo Celia sich aufhielt.
»Erik hat mich gefahren. In seinem Infiniti.« Celias Augen weiteten sich, als sie begriff. »Aber die Sitze lassen sich umklappen. Erik wartet noch draußen vor der Intensivstation. Ich hole die Schlüssel und erkläre ihm alles.«
Die Krankenschwester musterte mich von oben bis unten. »Sie wissen, dass Ihre Freundin so gut wie tot ist, wenn sie keine professionelle Pflege bekommt?«
»Ich weiß nur, dass sie in einem staatlichen Asyl so gut wie tot ist.«
»Das Risiko gehen wir ein«, bestätigte Johnny.
Die Schwester drehte sich um.
»Ich will auch die Bahre oder die Trage oder worauf auch immer sie liegt«, schrie ich ihr nach. Sie antwortete nicht. »Haben Sie mich gehört?«, rief ich hinterher. Sie machte mit ihrer Hand eine Geste. Es sah aus, als hätte sie mir den Mittelfinger gezeigt.
Ich saß in der hintersten Ecke von Eriks schwarzem Infiniti FX 45 neben Theo, die quer auf einer Trage lag. Sie sah zum Fürchten aus. Sie trug eine Halskrause und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Merkwürdige Gipsverbände zierten ihr Bein und die Knöchel. Ihre Zehen waren dunkelgrün angeschwollen und glänzten. Ich hielt den Infusionsbeutel, damit die Flüssigkeit nicht ins Stocken geriet. Der Schlauch, der aus Theos Seite herausragte, besaß den Durchmesser eines Gartenschlauches. Im Moment schien
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