Teufelskreise (German Edition)
herrschte nun Stille im Raum. Die Tierarztpraxis war einmal eine Notfallklinik gewesen, aus der Dr. Lincoln einige Geräte geerbt hatte. Deshalb trug Theo jetzt nicht nur die Blutdruckmanschette, sondern an ihrem Brustschlauch auch eine Art Sauger und eine Infusionspumpe und war zudem noch an einen EKG -Monitor angeschlossen.
Zwischen Johnnys und Dr. Lincolns Schultern hatte ich Theos Gesicht im Blick. Sie war bewusstlos und stand unter starkem Medikamenteneinfluss. Sie war dem Tode nahe, weil ich Fragen gestellt und sie nach Antworten gesucht hatte.
»Zu mir«, sagte ich. »Wir bringen sie zu mir nach Hause.«
Alle halfen. Selbst der Arzt packte mit an. Er erlaubte uns, Theo in einem seiner Pferdeanhänger zu transportieren. Während Johnny und Erik die schwierige Aufgabe hatten, die Trage gerade zu halten, als sie Theo die Treppe hinauftrugen, schleppte der Doktor die Monitore hinterher. Ich ging voran und wünschte, ich hätte heute Morgen mein Bettzeug gewechselt. Jetzt war keine Zeit mehr dafür.
»Haben Sie genügend Kissen? Sie sollten ihre Beine hochlagern, vor allem das rechte.« Dr. Lincoln betrachtete Theos Zehen, während er sprach.
»Warum sind die Gipsverbände eigentlich so weich?«, fragte Erik.
»Sie sind nur vorübergehend«, antwortete der Arzt. »Wenn die Schwellung zurückgegangen ist, kann ich ihr auch einen normalen Gips anlegen.«
Plötzlich trat Nana in Nachthemd und Bademantel aus ihrem Schlafzimmer und stand mitten im Gedränge. »Was geht denn hier vor?«, fragte sie.
»Red, du wirst ein paar Möbel in deinem Zimmer umrücken müssen, damit der Doc die Monitore aufstellen und anschließen kann. Ich erkläre Demeter währenddessen alles.« Er ging zu Nana.
»In Ordnung.« Ich war dankbar, etwas zu tun zu haben, und noch dankbarer, dass ich mich nicht um Nana kümmern musste.
Dr. Lincoln arrangierte die Verbände, Spritzen und Medikamente für Theo auf meiner Kommode und betonte, dass wir ihr auf keinen Fall eine höhere Dosis verabreichen sollten, als auf den Beipackzetteln vermerkt war. »Wenn sie aufwacht und so starke Schmerzen hat, dass sie um mehr bettelt, dann rufen Sie mich an«, sagte er. Er schloss die Maschinen an und erklärte Celia und mir, welche Pieptöne gut und welche schlecht waren und was in welchem Fall zu tun war.
»Ich komme morgen – oder besser gesagt heute Abend wieder vorbei, bringe eine Ernährungssonde und wechsle den Katheterbeutel. Ich kann noch nicht sagen, wann genau, aber Sie sollten bis dahin gut klarkommen.«
Als Dr. Lincoln gegangen war, kam Celia zu mir. »Wir fahren jetzt kurz nach Hause«, sagte sie. »Wir wollen nur etwas holen, dann kommen wir sofort zurück.«
»Celia, das müsst ihr nicht tun.«
»Doch, müssen wir. Drei Wochen sind eine lange Zeit, die überstehst du nicht allein.«
Auf einmal begriff ich, was für eine enorme Verpflichtung icheingegangen war. Schließlich war ich keine Krankenschwester,geschweige denn eine Vollzeitpflegerin. Ich war Celia für das Angebot sehr dankbar. Wenn sie und Erik mir einen oder zwei Tage halfen, dann wäre das toll. Und wenn es eine ganz Woche war, umso besser. Sie konnten gerne so lange hier wohnen, denn mit Nana, einem jungen Hund, einer Kolumne, die geschrieben werden wollte, und einem Vampir, den ich umbringen musste, konnte ich jede Hilfe gut gebrauchen. »Okay.«
»Wir holen nur schnell ein paar Kleider und unsere Schlafsäcke, und dann richten wir uns mit unserer Campingausrüstung in deinem dritten Geschoss häuslich ein.«
Nach dem, was ihnen beim Campen passiert war, erstaunte es mich immer wieder, dass sie noch immer Vergnügen daran fanden. »Aber das ist doch nur ein Dachboden mit Dielen! Nehmt lieber das leere Zimmer.«
»Das nimmst du.«
»Ich schlafe auf der Couch.«
Sie lehnte sich näher und sagte leise: »Johnny möchte sich übrigens auch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, mehr Zeit mit dir zu verbringen, deshalb bleibt er natürlich auch hier. Er kann das Sofa haben. Du solltest lieber in einem eigenen Zimmer schlafen. Wir haben zu Hause eine Luftmatratze für Gäste, die bringen wir für dich mit.«
»Aber –«
»Kein Aber.« Sie umarmte mich, und ich atmete wieder ihr Orchideenparfum ein.
»Ich bin euch so dankbar, dass ihr mir helfen wollt. Und ich weiß, dass Theo genauso empfindet.«
»Zu viert werden die Schichten nicht ganz so anstrengend sein. Und Johnny kann für uns kochen.«
»Johnny kocht?«
Sie trat einen Schritt zurück. »Ganz fantastisch
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