Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
Vom Netzwerk:
Udjat-Tattoos so verschmitzt wie das Grinsen eines kleinen Jungen. Er war ganz und gar nicht beängstigend – bis sein Lächeln verschwand und er seinen Blick auf mich richtete, während er Nana antwortete: »Griechisch habe ich noch nicht probiert. Würde ich aber gerne.«
    Ich war nicht daran gewöhnt, dass man mit mir flirtete, ganz zu schweigen davon, dass man mir an meinem Esstisch und vor Nana ganz offene Avancen machte. Ein kleiner Flirt hatte schon sein Gutes; so zeigte einem jemand sein Interesse. Er war schmeichelhaft. Aber alles, was Johnny machte, machte er anscheinend ganz oder gar nicht. Die sexuelle Spannung, die er zu genießen schien, war für mich schier unerträglich, weil Nana die ganze Zeit neben uns saß und ihre alten Ohren jedes Wort hörten. Noch hatte sie keine einzige der Zweideutigkeiten verstanden, aber ich fürchtete, dass sich das bald ändern würde. Dann würde sie anfangen zu schimpfen und entrüstet tun oder sich halb totlachen und mich von nun an jeden Morgen beim Frühstück damit aufziehen.
    So konnte es nicht weitergehen.
    Als wir fertig gegessen hatten, fragte ich Johnny: »Was hast du eigentlich mitgebracht?«
    »Bo Lo Gai Pan. Das ist Huhn mit Wasserkastanien, Erbsenschoten, Pilzen, Gemüse und Ananas.« Er senkte die Stimme und fuhr fort: »Die Ananas auf der Zunge ist geradezu –«
    Ich räusperte mich laut und unterbrach ihn. »Ich meine, hast du das Paket abgeholt?« Ich wollte gar nicht wissen, was die Ananas mit seiner Zunge anstellte, außerdem wusste ich schon, dass es etwas Anzügliches sein würde.
    Sichtlich amüsiert, aber nicht beleidigt sagte er: »Selbstverständlich.«
    Ich fragte: »Ist es eine Aktentasche?«
    »Eher eine kleine Reisetasche. Sie ist noch auf meinem Motorrad.« Er schob seinen Teller von sich.
    Abgesehen von ein paar Reiskörnern in einem Soßenfleck war sein Teller leer. Der Mann wusste ganz offensichtlich mit seinen Stäbchen umzugehen. Ich war froh, den Gedanken nicht laut ausgesprochen zu haben.
    »Diese Managerin. Ist das eine Freundin von dir?«, fragte Johnny.
    Nana erhob sich und räumte die Teller ab. Ich starrte ihr nach, als sie sie zur Spüle trug. Ich wusste, sie hätte nicht geholfen, hätten nur wir zwei allein zu Abend gegessen. Seit ich acht Jahre alt war, war es meine Aufgabe, den Tisch abzuräumen und anschließend zu spülen. Damals hatte ich noch bei ihr gewohnt. Auch wenn die Situation heute umgekehrt war, fragte ich mich, was sie mit dieser Nettigkeit wohl im Schilde führte.
    »Mehr eine Bekannte. Wie hat sie reagiert?«
    »Sie war cool.« Er klang enttäuscht.
    »Und die Gäste?«
    »Abgesehen von einem kleinen Mädchen, das in einer Ecke schlief, waren keine da.«
    »Dieses Miststück«, murmelte ich. Meine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
    »Ihre Tochter?«
    »Nein. Hast du das Mädchen nicht erkannt?«
    »Sollte ich?«
    »Es war Lorries Tochter, Beverley.«
    »Beverley? Sie hatte das Gesicht abgewendet. Wenn ich das gewusst hätte … « Er brach ab. »Aber was tut sie in dem Café?«
    »Lorrie kannte die Managerin und hat sie in ihrem Testament als Beverleys Vormund bestimmt. Das Jugendamt hat ihr das vorläufige Sorgerecht erteilt.«
    »Ich kann gar nicht glauben, was passiert ist«, sagte er. »Weißt du schon, wo und wann die Beisetzung stattfindet?«
    »Ich glaube, sie kann erst geplant werden, wenn die Leiche freigegeben wird. Celia wird sicher dranbleiben und uns dann benachrichtigen.«
    Nana kam wieder zu uns und tätschelte Johnnys Schulter. »Danke für das Abendessen.«
    »Wo steckt eigentlich Ihr Hund, Demeter?«
    »In der Garage. Wollen Sie ihn sehen?«
    »Klar.«
    Als die beiden durch die Tür verschwanden, strömte kühlere Luft in die Küche. Die Kälte half mir, meine Gedanken zu ordnen. Vivian war nicht in der Lage, sich um ein trauerndes Kind zu kümmern. Ich bezweifelte, dass sie Beverley schlug, aber Lorries Tochter brauchte jetzt Mitgefühl und Verständnis, nicht die Ablehnung, die so deutlich aus Vivians Tonfall und ihren Handlungen sprach. Obwohl mein Bauchgefühl mir etwas anderes sagte, versuchte ich mir einzureden, dass ich mich nicht in Beverleys Leben einmischen sollte. Ich war schon viel zu sehr damit beschäftigt, mit dem Mörder ihrer Mutter abzurechnen. Das Jugendamt würde sich bestimmt um sie kümmern –
    Mist. Nein, das würde es natürlich nicht. Ihre Mutter war ein Wærwolf gewesen, und obwohl Beverley selbst nicht mit dem Virus infiziert war, würden die Beamten

Weitere Kostenlose Bücher