Teufelskreise (German Edition)
wie jemand, der schlechte Neuigkeiten hat und sie nur ungern verkünden will. Celia war eine schöne Frau: blass, zierlich und schlank. Das goldblonde Haar trug sie modisch kurz geschnitten. Sie kleidete sich immer nach dem aktuellen Trend, bevorzugte aber weiche, gedeckte Farben. In ihren braunen Cordhosen, dem khakifarbenen Rollkragenpullover und dem dünnen goldenen Schal hätte man sie für die Ehefrau eines der Ärzte halten können. Ich hatte immer schon gefunden, dass sie sich wie eine Prinzessin gab, allerdings wie eine freundliche: hochgeboren, aber nicht hochnäsig. Als wir uns näherten, entdeckte ich in ihren geschwollenen roten Augen Angst, die ihr zusätzlich etwas Wildes und Drohendes verlieh. Sie breitete die Arme aus, als sie vor mir stand. »Dichhabe ich ja gar nicht erwartet«, sagte sie und schluckte schwer, bevor sie mich an sich zog.
»Wie schlecht geht es ihr?«
Celias Haar kitzelte mich, als sie ihr Gesicht an meinem Hals vergrub. Sie drückte mich so fest, dass mir die Luft wegblieb. Wærwölfe waren unglaublich stark. »Zuerst Lorrie und jetzt Theo.« Sie schluchzte, und ich legte die Arme um sie. Der Orchideenduft ihres Parfums mischte sich mit dem keimfreien Krankenhausgeruch, während sie in mein vom Wind zerzaustes Haar weinte.
»Sie machen jetzt die Tests«, flüsterte sie. »Sie haben schon einen Verdacht.«
»Aber wie ist das möglich?«, fragte ich und sah gerade rechtzeitig hoch, um Johnnys Reaktion zu beobachten.
»Sie hat das Armaturenbrett mit bloßen Händen auseinandergerissen.«
»Sie hat was?«, fragte Johnny.
Celia löste sich von mir und schlang ihre Arme sofort um ihren Oberkörper, als wäre ihr kalt. »Wenn man dem glaubt, was man mir gesagt hat – oder was ich zufällig gehört habe – , dann ist ihr Geländewagen durch die Brückenabsperrung gefahren. Der Sanitäter sagte, der Wagen hätte ausgesehen, als wäre er auf dem Kühler gelandet, bevor er wieder zurück auf die Räder gefallen ist. Als sie die Unfallstelle erreichten, war Theo bewusstlos und das Steuer drückte gegen ihre Brust – die Airbags haben nicht funktioniert. Sie schrie und hustete Blut. Sie versuchten sie zu beruhigen, indem sie ihr sagten, sie würden eine Rettungsschere holen und sie in fünfzehn Minuten rausholen. Daraufhin fluchte sie nur, riss die Lenksäule heraus und zog sich selbst durch die Windschutzscheibe nach draußen, bevor sie zusammenbrach.«
»Scheiße«, sagte Johnny.
»Sie hat sich selbst aus dem Autowrack gezogen! Kannst du dir das vorstellen?« Celia wischte sich mit dem Handrücken über ihre Augen. »Ihr rechtes Bein ist gebrochen.« Sie schauderte. »Und beide Knöchel. Außerdem fünf Rippen. Eine hat einen Lungenflügel punktiert!« Sie legte eine Hand auf den Bauch. »Sie haben eine CT gemacht. Die Krankenschwester hat mir gesagt, die gute Nachricht ist, dass ihre inneren Organe wohl außer der punktierten Lunge unversehrt sind. Die schlechte Nachricht ist, dass ihr Becken gebrochen ist. Der Traumachirurg will eine Thoraxdrainage legen, um die Flüssigkeit aus ihrer Lunge zu entfernen, und ihr Bein dann wieder zusammenflicken.«
»Entschuldigen Sie bitte?«
Wir drehten uns um. Zwei Polizeibeamte standen einen Meter von uns entfernt. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sich Johnnys Rücken verspannte und sich seine Schultern strafften. »Ja?«, sagte er mit leiser Stimme.
Einer der Beamten war etwa fünfzig, der andere nur halb so alt. Der jüngere war erschrocken einen Schritt zurückgetreten, als Johnny gesprochen hatte. »Sind Sie Bekannte von Miss Hennessey?«
»Ja«, sagte Johnny.
»Wir gehen nicht davon aus, dass Miss Hennessey vernehmungsfähig ist. Würden Sie uns bitte Ihre Namen und Adressen mitteilen und uns ein paar Fragen beantworten?«
»Natürlich«, sagte ich. »Was wollen Sie wissen?«
»Augenzeugen haben berichtet, dass Miss Hennesseys Fahrzeug von einem schwarzen Hummer von der Brücke gedrängt wurde. Kennen Sie jemanden, der ein solches Fahrzeug besitzt?«
Wir alle verneinten.
»Können Sie sich irgendeinen Grund vorstellen, warum jemand Miss Hennesseys Fahrzeug manipulieren sollte?«
Bevor Johnny oder ich noch antworten konnten, rief Celia: »Da ist eine Krankenschwester!«
Wir alle wandten uns einer molligen Frau zu, deren Gesicht von Falten durchzogen war. Als sie Celia erkannte, kam sie uns entgegen, warf Johnny jedoch einen missbilligenden Blick zu. »Sind Sie Verwandte der Patientin Hennessey?«, fragte sie.
»Ja«, log
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