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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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mich.
    Hätte ich flüchten wollen, wäre nun die Gelegenheit gewesen.
    Das Knacken eines brechenden Stocks riss mich aus meinen Gedanken. Betrachter.
    Wie gut, dass ich nicht flüchten wollte.
    Trotzdem wurde mir mulmig bei dem Gedanken, dass sich dort draußen Menschen aufhielten, gefährliche Menschen. Schnell rannte ich zurück zum Haus.
    Es war beinahe komisch: Die Betrachter waren gefährlich genug, um mich zum Haus zurückrennen zu lassen, in dem ihre Meister bereits auf mich warteten.
    Als ich das Haus betrat, waren die anderen gerade dabei, sich imersten Stock zu versammeln. Dr. Lincoln hielt sich bei Theo auf, so auch Celia, Erik und Beverley. Nana stieg die Treppe hinauf. Im Flur, am Fuß der Treppe, stand Johnny und winkte mich zu sich. Menessos und Goliath waren auf der Veranda geblieben.
    Ich öffnete das Schutzgitter. »Es ist Zeit«, bat ich sie herein.
    Menessos glitt an mir vorbei wie eine Welle, die ans Ufer rollte. Die metaphysische Barriere, die seine Art von Orten fernhielt, an denen sie nicht erwünscht war, war ähnlich einer dicken, transparenten Membran. Als er seine Hand dagegendrückte, sah ich, wie sie sich dehnte. Die magischen Worte der Einladung hatte ich bereits gesprochen. Die Veranda war genau genommen nicht das Innere des Hauses gewesen, jetzt musste Menessos die Barriere durchstoßen.
    Sein Blick traf meinen mit der Selbstsicherheit eines Königs. Artus. Zu spät erinnerte ich mich, dass ich ihm nicht in die Augen sehen sollte. Aber ich spürte keine Macht mehr von ihnen ausgehen, keinen Sog. Menessos war nur noch ein Mann, der mich an- und in mich hineinsah, als habe er gerade gefunden, wonach er gesucht hatte. Ein Vampir betrat mein Heim und brach damit das Siegel, das meine Privatsphäre geschützt hatte. Der Vorgang fühlte sich sehr sexuell an.
    Menessos zögerte sichtbar. Die Membran war gedehnt, als wäre sie kurz davor zu platzen. Ich spürte es, spürte die Membran, als wäre sie ein Teil meiner selbst, der sich nun eng an Menessos’ Körper schmiegte. Nur ein paar Zentimeter mehr, dann würde sie reißen …
    Die Menschen glauben, sicher zu wissen, dass so etwas wie Luft existiert. Wir atmen sie ein. Wir füllen Ballons mit ihr. Bei Wind spüren wir sie auf unseren Gesichtern. Auch wenn wir sie nicht sehen können, wissen wir, dass sie da ist. In diesem Moment wusste ich sicher, dass nicht nur die Luft, sondern auch gewisse Barrieren existierten – unsichtbare Barrieren, die uns schützten, magisch und mysteriös, wundersam und doch real. Ich spürte, wie eine dieser Barrieren platzte, als wäre sie nur eine Seifenblase. Ich bemerkte das Kitzeln auf der Haut, als ihre Partikel verflogen und sich der Schutzschild auflöste.
    Als der unsichtbare Damm erst einmal durchbrochen war, strömte alles herein, vor dem er geschützt hatte. Furcht ergoss sich wie dichter, weicher Schaum über meine Dielen und umhüllte meine Beine. Es würde mich ein ganzes Wochenende kosten, ihn mit Reinigungsritualen wieder loszuwerden.
    »Theo ist oben«, sagte ich, als auch Goliath – allerdings ohne die Feierlichkeit seines Meisters – eingetreten war.
    »Ich möchte Vivian sehen.« Menessos steuerte mit großen Schritten meine Küche an.
    Seine Art gefiel mir nicht. »Später.«
    Da er nicht stehen blieb, folgte ich ihm. Menessos ging um die Ecke und verschwand aus meinem Blickfeld. »Wach auf«, hörte ich ihn sagen. Ich eilte hinterher und blieb wie angewurzelt stehen, als ich sah, was vor sich ging. Es war, als würde Luft, beladen mit schwerer, samtiger Furcht, langsam in meine Kehle gestopft, um mich zu ersticken.
    Menessos stand vor Vivian, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Sie war weiß, ihre Augen waren weit aufgerissen, groß wie Halbdollar-Münzen. Ihre Arme zitterten, und ihre Brust hob und senkte sich in schnellen, flachen Atemzügen. »Vivian«, flüsterte er und legte ihr den Zeigefinger unter das Kinn. Die Berührung ließ sie zusammenzucken wie ein elektrischer Schlag. »Vivian.« Das Flüstern klang jetzt traurig. Grob packte er ihr Kinn. Sie versuchte sich ihm zu entziehen, aber es gelang ihr nicht. »Verräterin!«
    Tränen rannen aus ihren Augen.
    Was immer er ihr antat, sie hatte es verdient. Sie hatte ihn verraten, und sie hatte Lorrie ermordet. Trotzdem würde ich nicht dulden, dass er sie in meinem Haus bestrafte. »Menessos«, sagte ich.
    Als habe er meine Anwesenheit schon längst gespürt, drehte er sich um. Eine einzelne blutige Träne rann

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