Teufelsleib
ein paar Annehmlichkeiten, die mir das Leben hinter Gittern erleichtern. Ich bin ja noch jung und habe viele Jahre vor mir. Ich denke, diese Forderung dürfte nicht allzu schwer zu erfüllen sein.«
»Warum Weiterstadt?«
»Ich habe gehört, dort sollen die Haftbedingungen ganz angenehm sein. Ich würde nur zu gerne in den Genuss dieser Annehmlichkeiten gelangen. Ist das zu viel verlangt?«
»Wenn ich dem zustimme …«
»Nicht nur Sie, sondern auch ein Richter«, wurde sie von Neuendorf unterbrochen. »Schriftlich und von meinem Anwalt gegengezeichnet. Es kann irgendein Anwalt sein, ich kenne nämlich keinen. Ah Quatsch, natürlich kenne ich einen, Dr. Friedrich, er singt in meinem Chor mit. Ein integrer Mann. Seine Unterschrift würde mir sehr viel bedeuten.«
»Herr Brandt, lassen Sie uns bitte einen Moment draußen reden«, sagte Elvira und verließ mit ihm das Zimmer.
»Es ist keine unmögliche Forderung, die er stellt«, sagte sie, als sie allein waren. »Auch wenn ich es hasse, einem Serienkiller überhaupt einen Gefallen zu tun, denke ich, wir haben keine andere Wahl. Es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
»Es geht um das Leben von zwei Frauen. Allein das sollte es uns wert sein«, stimmte Brandt ihr zu.
»Gut, dass wir wieder mal einer Meinung sind. Jetzt ist es halb sieben, ich könnte einen Richter erreichen. Und diesen Dr. Friedrich sicher auch. Überbringen wir diesem Mistkerl die freudige Botschaft.«
Im Vernehmungszimmer ergriff Elvira wieder das Wort: »Von meiner Seite aus gibt es nichts einzuwenden. Aber bevor wir zur Tat schreiten, eines vorab: Ich will von Ihnen jetzt und hier schriftlich haben, dass die zwei Frauen noch am Leben sind. Ansonsten wird es keinen Deal geben, und Sie werden im schlimmsten Knast Hessens verrotten, das schwöre ich Ihnen, so wahr mir Gott helfe. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
»Sehr deutlich. Geben Sie mir etwas zu schreiben.«
Brandt gab ihm einen Block und einen Stift.
Neuendorf sprach beim Schreiben mit: »Hiermit bestätige ich, Johannes Neuendorf, geboren am 23.12.1976, dass Erika und Juliane Trautmann am 18.1.2010 noch am Leben sind. Gezeichnet Johannes Neuendorf am 18.1.2010.«
Er reichte den Block weiter an Elvira Klein, sie nickte.
»Ich werde jetzt den zuständigen Richter und Ihren Anwalt kontaktieren. Sobald der Deal von allen drei Parteien unterzeichnet wurde, tritt er in Kraft. Dass wir uns damit über alle juristischen Regeln hinwegsetzen, dürfte Ihnen klar sein.«
»Das ist mir ehrlich gesagt egal. Sie werden sehen, es ist ein fairer Deal, der allen zugute kommt.«
»Ich werde jetzt mit dem Richter und Ihrem Anwalt telefonieren. Und ich hoffe in Ihrem Interesse, dass die Frauen noch leben.«
»Sie leben, Sie haben mein Wort darauf«, sagte Neuendorf. »Dürfte ich jetzt bitte etwas zu essen und zu trinken haben?«
»Ich lasse Ihnen etwas bringen«, antwortete Brandt und ging mit Elvira nach draußen. Er bat einen Wachbeamten, Neuendorf zwei belegte Brötchen und Kaffee zu bringen.
»Wir haben keine Wahl«, sagte Brandt zu Elvira, als sie allein auf dem Flur waren. »Oder?«
»Er hat uns ausgetrickst. Entführt die beiden Frauen und pokert mit uns um ihr Leben. Er wusste, wir würden ihn kriegen, aber er hatte noch ein Ass im Ärmel, das er jetzt gezogen hat. Ich telefoniere mal schnell. Und du behältst ihn im Auge. Ich trau diesem Typen keinen Millimeter über den Weg.«
Brandt ging zurück ins Vernehmungszimmer, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme über der Brust. »Verraten Sie mir, warum Sie die Frauen getötet haben?«
»Ja, aber nicht jetzt. Ich habe Hunger, ich habe Durst, und ich bin auch etwas erschöpft.«
»Das bin ich auch«, sagte Brandt, »und das liegt ganz allein an Ihnen. Was hat Sie dazu gebracht, zu morden? Sagen Sie’s mir doch, ich hatte noch nie einen Fall wie Ihren.«
»Tja, irgendwann ist immer das erste Mal. Puh, was für eine abgedroschene Phrase …«
Ein Beamter stellte ein Tablett mit Kaffee und Brötchen auf den Tisch und wollte sich bereits wieder entfernen, als Brandt ihn zurückhielt: »Entschuldigung, aber könnten Sie mir auch einen großen Becher Kaffee und ein Brötchen bringen?«
»Kein Problem.«
»Danke.«
Neuendorf begann zu essen und meinte: »Warum setzen Sie sich nicht? Stehen Sie gerne in der Ecke? Sind Sie dieser unterwürfige Typ, der sich von andern sagen lässt …«
»Würden Sie bitte Ihre Klappe halten?«, herrschte Brandt ihn an. »Aber
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