Teufelsleib
jedoch die Aussage. Und sie ist auch bis heute die Einzige aus der Familie, die ihren Halbbruder regelmäßig im Gefängnis besucht.
Viele Fragen blieben ungeklärt, weil sie nie gestellt wurden. Fragen, die jetzt auch niemanden mehr interessieren. Das Leben geht weiter, die Opfer sind begraben, die Vergangenheit auch.
Johannes Neuendorf sitzt in einer Einzelzelle, alle von ihm gestellten Forderungen wurden erfüllt.
Peter Brandt, Elvira Klein und nicht zu vergessen Nicole Eberl hatten einen Fall gelöst, der lange als unlösbar galt. Ein wenig hatte der Zufall seine Hände im Spiel, aber es war auch der Ermittlungsarbeit der Beamten zu verdanken, dass zumindest zwei Menschen gerettet werden konnten.
Elvira Klein hatte Neuendorf in einer Vernehmung kurz vor dem Prozess gefragt, warum er den Schrein in seinem Offenbacher Haus aufgestellt hatte und nicht in dem Haus in Dreieichenhain. Auf diese Frage hin hatte er verlangt, dass das Aufnahmegerät und die Videokamera ausgeschaltet wurden. Als dies geschehen war, hatte er geantwortet, dass er diesen Schrein immer in seiner Nähe haben wollte, denn er hatte ihm Macht, aber auch Gelassenheit gegeben. Zum Schluss fügte er hinzu: »Ich wusste ja, dass ich nicht ewig so weitermachen konnte. Ich wusste, man würde mich finden und wegsperren. Der Schrein war mein Halt, aber auch mein Ende. Ich bin in den Abgrund gestürzt und nicht wieder herausgekommen. Es tut mir leid, was ich getan habe, aber ich möchte sagen, dass es eine Person gibt, die ich über alles liebe – meine Schwester Juliane. Ich hätte sie niemals töten können, und wären Sie nicht auf meinen Deal eingegangen, dann hätte ich Ihnen auch so verraten, wo sie ist. Doch ich wollte nicht den Rest meines Lebens mit Schwerstverbrechern verbringen, ich hatte Angst davor. Ich hoffe, Sie verstehen, warum ich diesen Deal wollte. Ich habe immer Angst vor dem Leben gehabt, so wie ich immer Angst vor den Menschen hatte. Ich habe getötet, um diese Angst zu überwinden, aber es ist mir nicht gelungen. Die Angst ist immer noch da. Doch ich werde nicht mehr töten. Mehr habe ich nicht zu sagen, und ich werde auch keine weiteren Fragen beantworten.«
Mit dem Urteilsspruch war der Fall Johannes Neuendorf Geschichte. Doch Geschichte wiederholt sich. Vielleicht nicht in Offenbach, aber es wird wieder einen solchen Fall geben, irgendwo. Vielleicht gerade jetzt. Johannes Neuendorf war nicht der Erste seiner Art, und er wird auch nicht der Letzte bleiben. Das haben auch Elvira Klein und Peter Brandt erkannt, schon lange bevor Johannes Neuendorf die Bühne betreten hatte. Denn Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, sondern auch Gegenwart und Zukunft. Und daran wird sich nie etwas ändern.
Über Andreas Franz
Andreas Franz’ große Leidenschaft war von jeher das Schreiben. Bereits mit seinem ersten Erfolgsroman »Jung, blond, tot« gelang
es ihm, unzählige Krimileser in seinen Bann zu ziehen. Seitdem folgt Bestseller auf Bestseller, die ihn zu Deutschlands erfolgreichstem
Krimiautor machten. Seinen ausgezeichneten Kontakten zu Polizei und anderen Dienststellen ist die große Authentizität seiner
Kriminalromane zu verdanken. Andreas Franz ist verheiratet und hat fünf Kinder.
Über dieses Buch
Kommissar Peter Brandt ist gerade aus einem Kurzurlaub mit seiner Freundin, der Staatsanwältin Elvira Klein, zurück, als er
mit einem besonders seltsamen Mordfall konfrontiert wird. Am Mainufer in Offenbach wird eine Hausfrau tot aufgefunden. Das
Merkwürdige daran: In ihrer Hand hält sie einen Olivenzweig, und in ihrem Mund findet man eine Olive und eine Taubenfeder.
Sehr schnell stößt der Kommissar auf das Geheimnis der Toten: Sie ging offenbar einem äußerst lukrativen Nebenerwerb nach,
genau wie zwei weitere Frauen, die in den letzten zwölf Monaten ermordet wurden. Peter Brandt betritt eine Welt aus religiösem
Fanatismus, Gewalt und Rache.
Impressum
Originalausgabe Dezember 2010
Copyright © 2010 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Regine Weisbrod
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: © Image Source/Corbis
ISBN 978-3-426-40592-5
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