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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Quartett, eine quietschvergnügte Truppe, hatte sich mit den billigst möglichen Legionärskostümen ausgestattet, mit Brustpanzern aus Plastik und Kunststoffhelmen, deren knallroter bürstenförmiger Helmbusch Morgenstern verdächtig an die Straßenbesen erinnerte, mit denen ein paar Meter weiter die Müllmänner für Sauberkeit rund ums Kolosseum sorgten.
    Â»Ihr wollt euch doch nicht im Ernst mit dieser Faschingstruppe fotografieren lassen«, sagte Morgenstern. »Vor einer Woche waren wir selber die perfekten Römer, und jetzt so was! Mit so einem Foto dürfen wir uns vom Legionär Gundekar Russer nicht erwischen lassen.«
    Â»Bitte, bitte, Papa«, sagte Marius.
    Und Fiona fügte beiläufig hinzu: »Soweit ich weiß, wird den Herrn Russer außerhalb der Justizvollzugsanstalt Kaisheim sowieso die nächste Zeit niemand zu Gesicht bekommen.«
    Â»Also gut«, seufzte Morgenstern, gab Fiona seinen Geldbeutel und überließ sie damit den fälligen Finanzverhandlungen, denen er sich wegen der anfangs geforderten Summen nervlich nicht gewachsen sah. An deren Ende postierten sich die Legionäre theatralisch um einen mit rotem Kunststoffleder bespannten Thronstuhl und zauberten aus dem Nirgendwo einige rote Stoffumhänge hervor, mit denen erst Fiona, dann auch die Kinder umhüllt wurden. Einer war für Morgenstern übrig, der angesichts der Hitze nun doch seine Jeansjacke ablegte und hinter dem Stuhl deponierte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Familie die gewünschte Position eingenommen hatte. Morgenstern, einen Helm auf dem Kopf, durfte auf dem Thron Platz nehmen; Fiona, versehen mit einem Lorbeerkranz aus Plastik, setzte sich auf eine der Lehnen, und Bastian und Marius wurden ihnen mit zwei Holzschwertern als Leibgarde zur Seite gestellt, umringt von den Legionären, die drohend ihre Plastikspeere gen Himmel reckten.
    Angesichts des fotografischen Spektakels, bei dem Fionas kleine Familienkamera zum Einsatz kam, hatte sich rasch eine neugierige Menschentraube um die Protagonisten gebildet.
    Â»Und das nennst du Kulturtourismus«, zischelte Morgenstern seiner Frau zu. »Ich komme mir vor wie Sankt Martin.«
    Â»Was willst du denn?«, flüsterte sie zurück. »Sitzen wir hier vor einem der berühmtesten Denkmäler der Menschheit oder nicht?«
    Â»Na gut.« Morgenstern streckte die Beine in seinen Cowboystiefeln weit von sich. »Wenn schon Imperator, dann richtig«, sagte er.
    Als er aufstand, löste sich die gesamte Gesellschaft in kürzester Zeit auf. Die geschäftstüchtigen Legionäre machten Jagd auf neue Fotostatisten, die Touristen suchten nach Schatten. Und Mike Morgenstern, Kriminaloberkommissar im Urlaub, fahndete nach seiner geliebten Jeansjacke, die eben noch hinter dem Cäsaren-Thron gelegen hatte. Aber sein Markenzeichen war wie vom Erdboden verschluckt.
    Â»Wenigstens waren dein Geld und deine Papiere nicht drin«, tröstete ihn Fiona und wedelte mit Morgensterns Geldbörse. »Wahrscheinlich hat der Dieb das längst gemerkt und die Jacke in den nächsten Mülleimer gesteckt.«
    Â»Das wäre ja wohl der Gipfel«, schimpfte Morgenstern und begann umgehend, sämtliche Abfallbehälter rund ums Kolosseum abzusuchen. Vergeblich.
    Zwei Stunden später brach Familie Morgenstern zur nachmittäglichen Siesta Richtung Ferienwohnung auf. Morgenstern, immer noch frustriert, warf aus dem Fenster des abfahrenden Linienbusses einen letzten Blick aufs Kolosseum, auf Touristenmassen, Legionäre und Straßenhändler. Direkt vor der Scheibe stand der fröhliche Afrikaner in Badeschlappen, über dem Arm ein Sortiment aus Ledergürteln und Sonnenbrillen. Über seinem grauen, verwaschenen Pullover trug er jetzt eine ausgeblichene Jeansjacke. Als er Morgenstern erkannte, schenkte er ihm ein breites Lächeln, winkte zum Abschied und verschwand in der Menschenmenge.
    Fiona nahm ihren Mann tröstend in die Arme und summte dazu eine kleine Melodie. Morgenstern brauchte eine Weile, bis er erkannte, was es war: Das Lied vom braven römischen Legionär, der mit dem armen Mann seinen warmen Mantel teilte. »Sankt Martin, Sahankt Maaartin …«

Richard Auer
    HAUSBOCK
    Oberbayern Krimi
    ISBN 978-3-86358-085-8
    Â»Auer ist ein spannender und höchst
     unterhaltsamer Roman gelungen. Mit überraschenden Wendungen, Lokalkolorit,
     Situationskomik und fein

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