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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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abkratz’n!«, die er schon oft in den Hauseingängen bajuwarischer Gaudiburschen gesehen hatte.
    Die Wohnung war groß und hell, und schon auf dem Weg durch den Flur ins Wohnzimmer hatte Morgenstern das Gefühl, durch ein Privatmuseum zu wandeln. An den Wänden hingen gerahmte Plakate verschiedener historischer Ausstellungen des Kelten- und Römermuseums in Manching, des Römermuseums in Weißenburg, das mit einem Schatzfund aus bronzenen Götterfiguren lockte, und von einem weiteren Römerschatz in Straubing. Russer junior war im Jubiläumsjahr der Varusschlacht 2009 offenbar auch in Norddeutschland gewesen, in Kalkriese, wo die römischen Legionen zweitausend Jahre vorher von Germanen vernichtend geschlagen worden waren.
    Das Wohnzimmer war vollgestellt mit Regalen: Aktenordner, Bücher. Morgenstern warf einen kurzen Blick auf die Bibliothek: Auch hier spiegelte sich die Leidenschaft für Römer und Archäologie wider. Mindestens zehn Bände des Jahrbuchs »Das archäologische Jahr in Bayern« standen da, Werke von Marcus Junkelmann über seine experimentellen Forschungen über die römischen Legionäre. An einer Wand hing eine große Karte von Süddeutschland, die offenbar aus dem Schulbedarf stammte. Morgenstern wollte sich gerne noch weiter umsehen, aber Anna Russer räusperte sich und bat ihn, auf einer gelben Kunstledercouch Platz zu nehmen. Eine große braune Katze strich um seine Beine, und ehe sich Morgenstern versah, sprang sie mit einem Satz aufs Sofa, nahm schnurrend neben ihm Platz und hoffte auf Streicheleinheiten.
    Â»Wie ich Ihnen schon gesagt habe: Der Gundekar ist mit seinen Kameraden auf einem Marsch am Limes. Das haben sie schon lange geplant. Worum geht es denn?«
    Morgenstern sah die Frau nachdenklich an. Sie war schmal, trug eine dicke Brille, die blond-grauen Haare hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt. Über einem geblümten Sommerkleid trug sie eine dünne hellbraune Wolljacke und eine Halskette, an der klein, aber unübersehbar ein Medaillon mit einer geprägten Marienfigur hing.
    Â»Ich habe keine guten Nachrichten für Ihren Sohn«, begann er. »Eine frühere Freundin von ihm ist gestern früh tot aufgefunden worden.«
    Â»Sie meinen die Limeskönigin? Ich habe davon heute früh in der Zeitung gelesen. Furchtbar.« Anna Russer bekreuzigte sich und blickte kurz zur Decke. Morgenstern vermutete, dass sie dabei ein Stoßgebet zum Himmel sandte.
    Â»Barbara Breitenhiller aus Hirnstetten war eine Weile die Freundin Ihres Sohnes«, schob er nach. »Haben Sie die Frau gekannt?«
    Anna Russer nickte. »Flüchtig. Ich habe sie nur ein paarmal gesehen, zwischen Tür und Angel. Ein hübsches Mädchen. Aber der Gundekar hat nicht gewollt, dass ich mich einmische. So war das schon immer bei seinen Frauengeschichten.« Sie klang bekümmert. »Er hat wahrscheinlich Angst, dass ich etwas dagegen habe. Dabei würde ich ihm nur einen Rat geben wollen. Als Mutter darf man das doch, nicht wahr?«
    Morgenstern brummte etwas Unverständliches.
    Â»Die Beziehung mit dieser Barbara hat dann aber auch nicht gehalten. Wenigstens das hat er mir erzählt. Er war fix und fertig deswegen. So habe ich ihn noch selten erlebt.« Sie seufzte. »Eigentlich würde es Zeit, dass er etwas Dauerhaftes findet, meinen Sie nicht auch, Herr Kommissar? Wenn er sich schon nicht für den geistlichen Stand entscheiden mag.«
    Â»Ã„hem, Frau Russer. Ich weiß bisher noch gar nichts über Ihren Sohn.«
    Aber Anna Russer war nicht zu bremsen. »Jetzt ist er schon fast fünfunddreißig Jahre alt, älter als unser Herr Jesus Christ geworden ist.« Wieder bekreuzigte sie sich mit einer routinierten fließenden Handbewegung. »Und immer noch hat er keine Frau fürs Leben gefunden.« Sie sah Morgenstern an. »Man möchte als Mutter ja auch einmal Enkel haben, nicht wahr?«
    Â»Das kommt schon noch«, sagte Morgenstern. »Ich würde nun aber doch gerne wissen, wie ich ihn erreichen kann auf seiner Expedition. Soweit wir wissen, war er am Sonntag spätnachmittags in Kipfenberg auf dem Limesfest.«
    Â»Wie gesagt, er hat sein Handy nicht dabei. Aber jetzt, wo Sie mich so fragen, fällt mir ein, dass er da drüben an seinem Schreibtisch eine Liste mit Telefonnummern von seinen Kameraden aus der Legion hat. Der Zenturio hat doch bestimmt sein Handy dabei. Einer

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