Teufelsmauer
über den Römerpark wissen, den Sie anscheinend planen. Wir haben jetzt schon ein paarmal davon gehört. Und wir haben da drauÃen ein Protestplakat gesehen. Anscheinend finden nicht alle diesen Park gut.«
»Ach was.« Albert Breitenhiller winkte ab. »Ein paar Neider und Bremser gibt es immer. Wenn es nach denen ginge, dann säÃen die Menschen heute noch auf den Bäumen.« Er schaute versonnen aus dem Fenster. »Der Augustus-Park wird ein groÃer Freizeitpark hier im Westen von Hirnstetten. Sämtliche Grundstücke kommen von uns, und ich bin auch Mitglied der internationalen Betreibergesellschaft.«
»Donnerwetter«, sagte Morgenstern. »Wann soll der Park denn gebaut werden?«
»In zwei Jahren, wenn alles wie geplant verläuft. Dann kommen zwei Jahre Bauzeit, und in vier Jahren ist Eröffnung.«
»Ehrgeiziges Projekt«, sagte Hecht.
Albert Breitenhiller hob langsam seine Kaffeetasse, nahm einen Schluck, setzte die Tasse mit seinen groÃen Händen sorgfältig wieder ab. »Eines sage ich Ihnen: Wenn es mit diesem Park nichts wird, dann schmeiÃen wir hier alles hin und wandern aus. Nach Kanada. Jetzt, wo die Barbara tot ist.« Er hob den Finger, als wollte er allen Widersachern dieser Welt drohen.
»Albert, sag nicht so etwas«, beschwichtigte ihn seine Frau, deren erstaunliche Ruhe Morgenstern dem Einsatz von verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln zuschrieb. Zu Hecht und ihm gewandt sagte sie: »Sie finden alles über den Park im Internet. Auf unserer Homepage.«
»Wo genau soll der Park denn entstehen?«, fragte Morgenstern.
»Zwischen Hirnstetten und Götzelshard. Da liegen unsere Felder. Siebzig Hektar direkt an der StraÃe. Steiniger Boden. Jura halt.«
Morgenstern packte den Stier bei den Hörnern. »Könnte der Tod von Barbara etwas mit den Plänen für den Freizeitpark zu tun haben? Dass da irgendetwas eskaliert ist?«
Breitenhiller nahm den Kopf zwischen seine groÃen Hände und dachte nach. »Man hat mir vor ungefähr drei Monaten das Auto zerkratzt. Am späten Abend, in Kipfenberg vor der Wirtschaft. Ich habe Anzeige erstattet, aber es ist nichts dabei rausgekommen.« Er schaute Morgenstern an, als wäre der persönlich für die im Sande verlaufenen Ermittlungen verantwortlich.
Morgenstern schüttelte den Kopf. »Aber dass jemand einen Menschen umbringt, eine junge Frau, das ist doch etwas ganz anderes als ein paar Kratzer im Lack.«
Rosemarie Breitenhiller begann zu weinen, Tochter Katharina schloss sich an.
»Wer hat eigentlich da drauÃen neben der StraÃe diesen Miststreuer mit dem Protestplakat aufgestellt?«, fragte Hecht.
»Das war dieser Pietzka. Hohes Tier bei Audi. Der hat sich vor ein paar Jahren vorne am Ortseingang eine Villa hingestellt und meint, dass jetzt das ganze Dorf nach seiner Pfeife tanzt.«
»Das Gebetläuten in der Früh um halb sechs von der Kirche hat er auch schon verbieten lassen wollen«, sagte Rosemarie Breitenhiller zwischen zwei Schluchzern.
»Pietzka«, notierte Hecht. »Den sollten wir uns mal näher ansehen.«
Breitenhiller eilte aus dem Wohnzimmer und kam einen Moment später mit einem Leitzordner zurück. »Den können Sie mitnehmen. Da ist unser ganzer Briefwechsel mit diesem Pietzka drin.«
Morgenstern blätterte kurz in den Dokumenten, legte den Ordner dann aber zur Seite.
Rosemarie Breitenhiller stand auf, ging an den Wohnzimmerschrank und kehrte mit einem dicken grünen Fotoalbum zurück. Morgenstern ahnte, was nun kommen würde: ein tiefer Blick in die Vergangenheit der Breitenhillers. Eigentlich war das eine typische Aufgabe für das Kriseninterventionsteam, dachte er. Die hatten für so etwas erheblich mehr Zeit und auch Geschick als er und Hecht. Was sollte man denn auch sagen, wenn die ganze Familiengeschichte vor einem aufgeblättert wurde, beginnend mit der Hochzeit eines Brautpaares, das sich mit einer riesigen Gesellschaft zum Gruppenbild vor der kleinen Hirnstettener Kirche aufgestellt hatte. Dann folgte auch schon, im angemessenen Zeitabstand, die Taufe der kleinen Barbara durch einen Pfarrer, der aus einer kleinen silbernen Kanne Weihwasser über das Köpfchen des schreienden Babys goss.
»Der Hans.« Rosemarie Breitenhiller deutete auf den Geistlichen in seinem barocken Messgewand, ein ernsthaft wirkender Mann mit scharf geschnittenen
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